Draußen herrscht zwar noch Eiseskälte. Die ersten warmen Sonnenstrahlen lassen aber den ein oder anderen Gartenbesitzer schon wieder daran denken, was im Garten alles zu tun ist. Die Natur braucht nur wenig Hilfe, denn sie kann sich selbst helfen. Ein naturnaher Garten hat nicht nur für Tiere und Pflanzen Vorteile. Er braucht auch wenig Pflege. Experten im Landkreis geben Tipps, was ein solcher Garten braucht und was nicht.
Invasive Arten lauern im Gartencenter
Naturnah, was heißt das eigentlich? Die Natur ist unordentlich und räumt nicht auf, sie verwertet. Das bedeutet im naturnahen Garten besonders eines: Verzicht: „Naturnah heißt, auf alles Künstliche verzichten und damit meine ich auch Düngemittel. Die Natur braucht Raum und Ruhe, um zu wachsen“, sagt Robert Mayer, Vorsitzender des Gartenbauvereins Gablingen. Mayer benennt auch invasive Arten aus dem Gartencenter: „Das ist Alles, was keinen lokalen Bezug hat und nicht heimisch ist. Im Gartencenter wären das etwa der Kirschlorbeer, zu stark veredelte Sorten und Thujahecken. Diese bringen unseren heimischen Tieren keinen Mehrwert.“ Auch aus einer überzüchteten Dahlie könne eine Biene keine Pollen herausholen. Dagegen brächten heimische Arten, zum Beispiel Blühpflanzen mit offenen Blüten, Kreuz- und Korbblütler viel Nahrung. „Zu den Korbblütlern gehört etwa die Sonnenblume“, sagt Mayer. Auch bei Obstbäumen solle man lieber auf lokale Arten setzen. Auch zum Mähen hat Mayer Tipps: „Wenig mähen, keine Mähroboter verwenden oder Unkraut rupfen. Man kann auch einen Teil des Gartens der Natur überlassen. Ich mähe erst Ende Mai, da vorher alles blüht und summt“, sagt Mayer. Zu starkes Eingreifen schade der Natur. Man könne Platz lassen für „Unordnung“. Ein naturnaher Garten müsse nicht dauernd aufgeräumt werden. Laub kann auf einem Haufen liegen bleiben.

Der Giersch - ein unterschätztes Beikraut
Hans Gehrke vom Bund Naturschutz in Diedorf hat beim Thema Unkraut seine ganz persönlichen Erfahrungen gemacht. In der Zeit, als er ein Haus baute, musste von seinem Grundstück mangels Platz viel Aushub weggefahren werden. Ein Teil kam später zum Auffüllen wieder. Aber offenbar war es anderer Boden als zuvor, denn es wuchs an einer Stelle sehr viel Giersch, welcher allgemein als lästiges Unkraut gilt - denn er wuchert und lässt sich wegen seiner unterirdischen Triebe nur schwer entfernen. Auch Gehrkes Versuche in der Richtung waren nicht erfolgreich, denn zum einen sollte kein Gift zum Einsatz kommen und zum anderen wuchs dort Spalierobst und anderes mehr, was nicht mit ausgebuddelt werden durfte. „Erst nach ein paar Jahren erfuhren wir zufällig, dass der Giersch ein wohlschmeckendes Wildgemüse sei und wir fanden Gefallen daran, denn er kann als Salat oder Gemüse zubereitet werden“, sagt Gehrke. Seither betrachten und ernten er und seine Familie ihn als zum Garten gehörige Nutzpflanze. „Übrigens verhält es sich mit weiteren angeblichen Unkräutern ähnlich, ein schönes Beispiel ist da der Löwenzahn.“ Gehrke macht damit auf ein verstecktes Potential der meist als Unkraut bekämpften Pflanzen aufmerksam. Er bevorzugt den Begriff des „Beikrauts“. Hinter diesem verstecken sich Nutzpflanzen, die von Gartenbesitzern bislang vergessen oder noch nicht entdeckt wurden.

Rosemarie Weckmer vom Obst- und Gartenbauverein Untermeitingen hebt die Bedeutung des Laubs für den naturnahen Garten hervor: „Im Herbst lässt man das Laub auf den Beeten liegen. Dies dient dem Schutz von Kleinstlebewesen.“ Stauden sollten im Herbst stehen bleiben und erst im Frühjahr geschnitten werden. Im Sommer sollte der Boden mit einer Mulchschicht aus Rasenschnitt geschützt werden. Ein Holz- oder Steinhaufen bildet auch eine Schutzzone für kleine Lebewesen. „Statt englischem Rasen empfehle ich eine Blühwiese anzulegen, zumindest in einen Teil des Gartens.“ Weckmer hat auch einen Tipp bezüglich des Düngens: „Schädlich für den naturnahen Garten sind alle Pestizide und Fungizide. Auch sollte auf mineralischen Dünger verzichtet werden. Der beste Dünger ist Komposterde oder Horn- und Steinmehl.“
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