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Radegundis: Die tragische Geschichte der Heiligen und ihrer Wallfahrtskapelle

Waldberg

Von Wölfen grausam getötet

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    Die 1810 zerstörte Wallfahrtskirche, die zu Ehren der Magd Radegundis errichtet wurde.
    Die 1810 zerstörte Wallfahrtskirche, die zu Ehren der Magd Radegundis errichtet wurde. Foto: Sammlung Professor Johannes Frei

    Im zarten Alter von gerade mal 20 Jahren wurde sie Ende des 13. Jahrhunderts von wilden Wölfen getötet. Dieses Schicksal ereilte die auf Schloss Wellenburg – damals im Besitz der Augsburger Patrizierfamilie Portner – tätige und aus dem heute zu Friedberg gehörenden Wulfertshausen stammende fromme Dienstmagd Radegundis. Es geschah auf dem Heimweg von einem in der Nähe des Schlosses gelegenen Siechenhaus, wo sie heimlich Samariterdienste leistete. Nach ihr – die deshalb bald als Heilige verehrt wurde – ist später der am Ort des schrecklichen Geschehens entstandene Weiler benannt worden. Wahrscheinlich befand sich das „Leprosenhaus“ in dem sie wirkte, direkt neben der heutigen Kapelle.

    Der Ort des grausamen Todes der Magd – hier ist sie auch begraben worden – wurde bald zur Stätte der Anbetung und Verehrung. Fast dreihundert Jahre lang war deshalb das kleine Radegundis Ziel von Wallfahrten aus nah und fern. Gleich drei Tage hintereinander wurde manchmal gebetet und recht großzügig seien die Ablässe gewesen, was einigen bestimmt ganz recht war. Zu einer richtigen Wallfahrt gehört aber auch ein richtiges Gotteshaus. Schon im Jahre 1425 – vor jetzt 600 Jahren – wurde deshalb von einer Kapelle berichtet. Mehrere Erneuerungen und Erweiterungen standen an, ehe Kardinal Matthäus Lang 1521 – dem Schloss Wellenburg jetzt gehörte - eine stattliche Kirche errichten ließ. 1595 zogen die Fugger in Wellenburg auf und übernahmen auch das Gotteshaus, das sie dann 1718 barockisierten.

    Reichsgraf Fugger errichtet ein Benefizium

    Am 18. Juli 1810 geschah etwas Schlimmes: Ein gewaltiger Sturm brachte den Turm zum Einsturz und auch das Kirchenschiff musste abgerissen werden. Die sterblichen Reste der im Gotteshaus ruhenden Radegundis wurden zu der auch zur Fuggerschen Herrschaft gehörenden Pfarrkirche im heute zu Bobingen gehörenden Staudenort Waldberg überführt. Hier in den Stauden hat die gute Radegundis ein würdiges Domizil erhalten. Ihr schlimmes Schicksal und auch ihr karitatives Wirken hat die fromme Dienstmagd zur Patronin der gesamten Staudenlandschaft werden lassen. Reichsgraf Anselm Maria Fugger zeigte sich auch recht spendabel und errichtete sogar ein eigenes Benefizium zu Gunsten der neuen Heimstätte der Radegundis.

    Bemerkenswert ist, dass sogar das Waldberger Gemeindewappen einen Bezug zu ihr hatte: Es zeigt den Kopf eines etwas furchterregenden Wolfes ­– sozusagen das Schicksalstier der Heiligen. Mit dem Ende der Grundherrschaft der Fugger über Wellenburg und Radegundis Mitte des 19. Jahrhunderts ging die traurige Kirchenruine in Radegundis an die Kirchenstiftung St. Remigius in Bergheim über. Im Jahre 1885 ermöglichten dann großherzige Bürger aus Bergheim und Radegundis den Bau der jetzigen Gedenkkapelle im neugotischen Stil anstelle der zerstörten früheren Wallfahrtskirche. Dieses Kirchlein ist jetzt mehrmals im Jahr wenigstens noch eine Messe wert.

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