Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Trinkwasseraufbereitung: BRK bildet Experten in Hiltenfingen für globale Einsätze aus

Hiltenfingen

Trinkwasser aus trüber Klärbrühe

    • |
    • |
    • |
    Auch Hiltenfingens Bürgermeister Robert Irmler hat sich vor Ort von den Kompetenzen des Roten Kreuz überzeugen lassen.
    Auch Hiltenfingens Bürgermeister Robert Irmler hat sich vor Ort von den Kompetenzen des Roten Kreuz überzeugen lassen. Foto: Christian Kruppe

    Auf den ersten Blick sieht es aus wie in einem Jugendlager. Vor dem Hiltenfinger Bauhof stehen ein paar Fahrzeuge des Roten Kreuzes, auf der Wiese stehen große Zelte. Blickt man dahinter, ist der Jugendlager-Eindruck schnell verflogen, auch wenn zwei der Zelte tatsächlich zum Schlafen genutzt werden. Die Übernachtung „im Feld“, wie es im Fachjargon heißt, ist Teil der Ausbildung, die in Hiltenfingen stattfindet. Nicht zum ersten Mal ist die „Trinkwasseraufbereitung Bayern“ des BRK zu Gast in der Gemeinde westlich von Schwabmünchen. Diesmal werden rund 30 Ehrenamtliche, vorwiegend aus Süddeutschland, an Anlagen aus Bayern und Baden-Württemberg zu Experten in der Trinkwasseraufbereitung ausgebildet.

    Die Einsatzorte für die Anlagen sind nicht nur im Ausland zu finden

    Griechenland, Uganda oder Haiti. Die Trinkwasseraufbereitungsanlage des BRK war an vielen Orten der Welt im Einsatz. „Aber auch im Inland, wie zum Beispiel im Ahrtal, wurden wir schon gebraucht“, erklärt Alexander Leupolz. Der Königsbrunner ist Teil des Teams rund um die Anlage und daher auch immer wieder im Ausland aktiv. Um weiter einsatzbereit zu sein, wird deshalb in Hiltenfingen ausgebildet. „Unsere Helfer müssen vieles können“, so Leupholz. Er zeigt, was alles gefragt wird. Hiltenfingens Bürgermeister Robert Irmler darf gleich selbst ran. Erst gilt es, eine Art „Klärlösung“ in einem Glas Wasser einzurühren. Kurz darauf muss er richtig zupacken: An ein Stahlrohr muss ein Gewinde geschnitten werden. „Wir wissen nie, was uns vor Ort zur Verfügung steht, daher haben wir alles dabei, um Dinge selbst herstellen zu können“, erklärt Leupolz.

    Neben handwerklichem Geschick ist auch der Umgang mit verschiedenen chemischen Stoffen gefragt. Am Ende der Wiese steht ein rund 8000 Liter fassendes Bassin. Das Wasser riecht leicht nach Chlor. Dem wird nun Eisenchlorid zugegeben. Dies bindet die Schwebstoffe im Wasser und lässt sie zu Boden sinken. Schon nach kurzer Zeit ist der Effekt sichtbar. Mit der Zugabe von weiteren Stoffen wird das Wasser nach und nach aufbereitet. „Mit unseren Anlagen hier können wir Trinkwasser nach deutscher Norm schaffen. International erreichen wir die Standards nach WHO“, so Leupolz.

    Beim Umgang mit machen Stoffen ist auch der Eigenschutz sehr wichtig.
    Beim Umgang mit machen Stoffen ist auch der Eigenschutz sehr wichtig. Foto: Christian Kruppe

    Von einer Neuerung könnten auch die Gemeinden in der Region profitieren

    „Ausbildung ist wichtig, aber auch die Weiterentwicklung ist von großer Bedeutung“, erklärt Alexander Leupolz. „Vor Ort ergeben sich immer wieder neue Umstände. Daran passen wir uns an“, so Leupolz. So kommt es, dass sich die Trinkwasseraufbereitung nun auch um das Thema Abwasser kümmert. „Ungereinigtes Abwasser sorgt nämlich dann andernorts für Probleme“, sagt Wolfgang Pentz. Der Dinkelscherber ist Experte für Wasserhygiene und war wie Leupolz schon in der ganzen Welt zum Helfen unterwegs. Gerade im Ahrtal haben die Helfer die Erfahrung gemacht, dass das Abwasser ein wichtiges Thema ist - zumal dieses auch trinkwassergerecht aufbereitet werden kann. Nun wollen die Helfer auch die Klärung von Wasser etablieren. Ein mobiles Testlabor ist in einem der Zelte in Hiltenfingen zu finden. Das „Projekt“ hat auch einen Vorteil für die Region, wie Pentz erklärt: „Fällt bei einer Kläranlage ein Teil der Messtechnik aus, stehen wir mit unserer Ausrüstung bereit. Im Prinzip genügt ein Anruf, und wir kommen.“

    Anlage der Region die Einzige in Bayern

    Die Aufbereitungsanlage, die in Hiltenfingen zum Einsatz kommt, ist in der Region untergebracht. Sie ist die Einzige in Bayern. Mit einer Leistung von 6000 Litern pro Stunde ist sie in der Lage, bis zu 4000 Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Für internationale Einsätze hält das Rote Kreuz in Berlin solche Anlagen auf Vorrat. „Die stehen abflugbereit, mit allen nötigen Papieren, im Lager“, weiß Alexander Leupolz. Vor Ort sind die Helfer dann innerhalb eines Tages bereit, die Wasserversorgung aufzunehmen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden