Das Areal zwischen dem Fröttmaninger Müllberg und der Müllverbrennungsanlage in Freimann war nicht die erste Wahl. Ursprünglich hätten Bayern und 60er gerne das Olympiastadion ein wenig umgestaltet. Das wiederum gestaltete sich nicht so einfach. Die Denkmalschützer sowie Architekt Günter Behnisch wollten nur dezente Veränderungen zulassen. Die Vereine hingegen hatten großformatige Pläne, was Franz Beckenbauer zu einer gewagten Hoffnung hinreißen ließ: „Es wird sich doch ein Terrorist finden, der das Olympiastadion wegsprengt.“ Es fand sich keiner. Die beiden Münchner Klubs mussten aufs weite Land ziehen.
Am 30. Mai 2005 eröffneten die Löwen die Allianz-Arena mit einem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg. Es sangen Right Said Fred und Status Quo, sehr wettendassig alles zu Beginn des Jahrhunderts. Patrick Milchraum erzielt beim 3:2-Sieg der Löwen das erste Tor im neuen Stadion, einen Tag später dürfen dann die Bayern ran. Freundschaftsspiel gegen die deutsche Nationalmannschaft, Sarah Connor singt die Nationalhmyne, verhaspelt sich und lässt etwas im Lichte dieses Glücks brühen. Immerhin ein bemerkenswerter Auftritt. Hernach sollten etliche erinnerungswürdige Spiele in der Arena folgen.
Das WM-Eröffnungsspiel findet 2006 in der Allianz-Arena statt
München darf das erste Spiel der WM 2006 beheimaten. Dem Vernehmen nach, gibt es recht gute Kontakte zwischen der bayerischen Staatsregierung, den Münchner Fußballgranden, den DFB-Bossen und dem Chef des WM-Organisationskomitee, einem gewissen Franz Beckenbauer. Philipp Lahm erzielt am 9. Juni das erste Tor der WM, Deutschland gewinnt 4:2 und 18 Jahre später ist Lahm der Cheforganisator der EM in Deutschland. Erstes Spiel: Natürlich in München, Florian Wirtz erzielt übrigens das erste Tor.
Pleite dahoam für den FC Bayern
Es ist alles angerichtet, München hat sich schön gemacht, die Stadt flirrt. Der FC Bayern steht im Champions-League-Finale, ist gegen den FC Chelsea Favorit und macht ein gutes Spiel. Am Ende einer absurden Partie aber freuen sich die Engländer. Im Elfmeterschießen scheitert unter anderem Schweinsteiger, Drogba aber trifft – die Bayern ins Mark.
Pfiffe gegen den späteren Helden
Im Nachhinein ja eine völlig irrwitzige Ansetzung. Nur drei Tage nach dem verlorenen Finale dahoam tritt der FC Bayern gegen die niederländische Nationalmannschaft an. Es ist ein Kompensationsspiel. Weil Arjen Robben verletzt von der vergangenen WM zurückgekehrt war, soll so zumindest ein finanzieller Schadensausgleich gelingen. Die Münchner haben kurz nach der Pleite gegen Chelsea verständlicherweise wenig Lust auf den Kick. Und die Fans auch kaum. Lediglich 33.000 kommen ins Stadion. Das Spiel: unwichtig. Eine Viertelstunde vor Schluss wird Robben für die Holländer eingewechselt. Etliche Fans reagieren mit Pfiffen, pfeifen ihn hernach bei jedem Ballkontakt aus. Sie sehen in ihm den Sündenbock für eine titellose Saison. Robben hatte einen entscheidenden Elfmeter in der Meisterschaft gegen Dortmund verschossen – und drei Tage vor dem Freundschaftsspiel ebenfalls einen gegen den FC Chelsea. Robben ist geknickt, denkt kurzzeitig an einen Abschied aus München, entscheidet sich aber dagegen und wird ein Jahr später zum Helden von Wembley.
Gott sei Dank kein Dach
Die Münchner Löwen spielen bis 2017 in der Allianz-Arena. Erst als gleichberechtigter Besitzer, später nur noch als Mieter. Wirkliche Liebe zwischen den Blauen und dem Stadion ist es nicht, dabei schaut die Arena blau beleuchtet spektakulär schön aus. Auch am 2. Juni 2015 strahlt das Stadion löwenblau. Die Münchner spielen in der entscheidenden Partie um den Klassenerhalt in der zweiten Bundesliga gegen Holstein Kiel. Nach dem 0:0 im Hinspiel gehen die Kieler in München in Führung. Die Löwen gleichen eine Viertelstunde vor Schluss aus, brauchen aber noch einen weiteren Treffer. Er gelingt Kai Bülow in der Nachspielzeit. Hätte dieses Stadion ein Dach, es würde sich nun verabschieden. Die Fans bejubeln den Treffer ekstatisch. Freude über einen verhinderten Abstieg ist offensichtlich lauter als Jubel über eine erwartete Meisterschaft.
Ein denkwürdiger Abschied für die Löwen
Der neue Löwen-Trainer Vitor Pereira kündigt bei seiner Vorstellung an: „We go to the top.“ Es kommt anders. 2017 stehen erneut Relegationsspiele an. In Regensburg spielen die Münchner 0:0, zu Hause liegen sie bereits zur Halbzeit mit 0:2 hinten. Diesmal aber folgt kein Aufbäumen. Die Fans reißen die Sitzschalen aus den Verankerungen und werfen sie zusammen mit Stangen aufs Spielfeld. Die Partie wird für eine Viertelstunde unterbrochen, schließlich doch noch fortgesetzt und wenig später abgepfiffen. 1860 muss in die Regionalliga, weil der Klub keine Zulassung für dritte Liga erhält. Pereira verabschiedet sich, ohne on the top angekommen zu sein. Für den TSV 1860 München ist es das letzte Spiel in der Allianz-Arena.
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