Abschied nach 30 Jahren Bundesliga: Bis bald, liebe Schalker!
Nach dem 0:1 in Bielefeld ist die Gewissheit da: Der FC Schalke ist aus der Bundesliga abgestiegen. Es ist ein Abschied, der vielen den Stecker zieht.
Später weiß einer oft nicht mehr genau, warum er sein Herz an diesen Klub verloren hat, dessen Schicksal die Laune diktiert wie der Föhn und das Kantinenessen. Vielleicht war es der Name. Dieses Borussia Mönchengladbach, das wie ein Gedicht über die Lippen ging. Oder dieser eine Spieler, den alle Stan nannten, obwohl er Reinhard hieß. Über den auf einer Litfaßsäule zu lesen war, dass an Gott keiner vorbeikomme, außer Libuda. Ein Dribbelkünstler wie Libuda konnte aus einem Augsburger einen Schalker machen.
Egal, wie es passiert ist: Es hat irgendwann einfach zoom gemacht. Mögen später erfolgreichere Vereine kommen - und sie werden in den meisten Fällen kommen - es gibt kein Zurück mehr. Anders als im richtigen Leben gilt hier: bis dass der Tod euch scheidet. Wer erklärt, er habe sich wegen einer neuen Liebe von seinem alten Klub getrennt, könnte genauso gut behaupten, er verlasse nun die Erde, um sich an den Mars zu binden. Drum prüfe also, wer sich ewig bindet.
Schalke hat alles dafür getan, um aus der Bundesliga abzusteigen
Nicht jeder hat die innere Stärke für ein ganzes Leben an der Seite des 1. FC Köln, des TSV 1860 München oder des FC Schalke. Nun ist Schalke abgestiegen. Endgültig, muss man sagen. Die Königsblauen haben alles dafür unternommen. Auch der fünfte Trainer der laufendend Saison, Dimitrios Grammozis, hat daran nichts mehr ändern können. Die Mannschaft war vieles, aber nicht erstligatauglich. Die Umfragewerte waren schlechter als die von Laschet. Da war auch über Vorstand und Präsidium nichts mehr zu retten. Und was die völlig sinnenvernebelte Basis von den Spielern hält, hat sie bei deren rüdem, nächtlichem Empfang in Gelsenkirchen dokumentiert.
Das Ende ist in Bielefeld gekommen. In fremder Erde. Wenn einem wenigstens der FC Bayern standesgemäß das Grab geschaufelt hätte. So war es ein schnöder Aufsteiger, dem selbst das Wasser bis zum Hals steht, der die Schalker aus der Liga gekickt hat.
Nach dem feststehenden Abstieg flossen bei Schalke die Tränen
Wenn es um Abschied geht, was phonetisch stark nach Abstieg klingt, hat uns der deutsche Schlager einiges gelehrt. Erinnert sei an Katja Ebsteins "Abschied ist ein bisschen wie sterben". Wiewohl jede Strophe schmerzt, trifft die Zeile doch nicht ganz den Kern. Abschied ist mehr. In seiner großen Form zieht er uns den Stecker.
Und wer würde widersprechen, dass jener Abschied einen niederstreckt. Wenn Männer ins Gras sinken und hemmungslos heulen. Sie schämen sich ihrer Tränen nicht, sagen die Kommentatoren dazu traditionell. Auch beim FC Schalke flossen Dienstagnacht Tränen. Wer keine Ahnung von der Sache hat, möchte den Schalkern zurufen: "Kopf hoch, is bloß’ n Spiel". Aber das geht natürlich nicht. Für viele ist Schalke das Leben.
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