Loitzl und die anderen Sieger
Es war die Tournee des Wolfgang Loitzl: Gesamtsieger und dazu noch drei Einzelspringen gewonnen. Zu den Glücklichen gehören aber auch die Deutschen Adler. Besonders Martin Schmitt hatte Grund zum jubeln. Eine Bilanz der Vierschanzentorunee von Marcus Bürzle.
Von Marcus Bürzle
Schöner fliegen, schöner siegen: Wolfgang Loitzl ist mit einem Bilderbuch-Sprung am Ziel seiner Träume gelandet: dem Sieg in der Vierschanzentournee. Das ist der persönliche Triumph des "ewigen" Zweiten, der seit dem Neujahrstag keiner mehr ist.
Der Österreicher stillte aber auch die Sehnsucht seines Heimatlandes nach dem ersten Erfolg im nachweihnachtlichen Schanzen-Wettstreit seit 2000. Und er fügte der langen Geschichte der Tournee ein neues Kapitel hinzu, über das Fans, Trainer und Journalisten lange schwärmen werden. Es war die Tournee des Wolfgang Loitzl - aber nicht nur. Zur Bilanz gehört mehr, aber sie muss mit ihm beginnen:
So schön sprang bislang nur einer: Loitzl ist erst der zweite Springer, der fünfmal mit der Traumnote 20,0 geadelt wurde. Der bislang einzige war sein Chef Toni Innauer. Allein für die wunderschönen 142,5 Meter von Bischofshofen hätte er den Sieg verdient gehabt. So großzügig ist die Tournee aber nicht. Der 28-Jährige musste sich den Gesamtsieg erarbeiten: in den rund zehn Jahren, in denen er auf seinen ersten Weltcupsieg warten musste. Aber auch in den vergangenen Tagen, als er vom stillen Mitfavoriten zum Star im Rampenlicht aufstieg. Er hat den Sprung nach oben gemeistert. Sportlich glänzend und menschlich sympathisch.
Er lächelt wieder. Endlich. Nach tristen und erfolglosen Jahren ist Martin Schmitt wieder ein festes Mitglied im Klub der Langstreckenflieger. Nach vielen tristen Jahren reiste er mit Aufwind im Gepäck zur Tournee und bewies: Das ist kein laues Lüftchen. So ist auch ein Sieg drin. Jeder würde ihm einen gönnen.
Sie lächeln wieder. Früher erinnerten ihre Auftritte schon mal an Trauerferien. Doch während dieser Tournee verschenkten Schmitt, Neumayer, Uhrmann und Co. gerne ein Lächeln. Sie hatten allen Grund dazu, denn die deutschen Flieger sind aus dem tristen Mittelfeld wieder nach vorne ins Rampenlicht gesprungen. Lächeln und Aufwind hat ihnen ein Österreicher mitgebracht. Werner Schuster - geboren in Oberstdorf, aufgewachsen im Kleinwalsertal - hat sich als idealer Fluglehrer bewiesen. Mit Spaß, Charme, Vertrauen, Fachwissen, Führungsstärke, Mannschaftsgeist, Psychologie (und wahrscheinlich ein paar Geheimnissen) hat er den Deutschen wieder auf die Sprünge geholfen.
Sie hat wieder gewonnen. Auch nach 57 Durchgängen ist die Idee der Vierschanzentournee rund um den Jahreswechsel erfolgreich. Die Zuschauer kommen, sie schalten den Fernseher ein - und freuen sich auf die 58. Auflage.
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