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Interview
02.11.2020

Werner Hansch über Spielsucht: "Meine ganze Reputation war zerstört"

Werner Hans: „Es zieht mich nicht in ein Wettbüro. Das macht mich zuversichtlich, dass ich auf einem guten Weg bin.“
Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

Werner Hansch war einer der bekanntesten Fußball-Kommentatoren. Seine Spielsucht ruinierte ihn finanziell. Ein Gespräch über deren Zerstörungskraft.

Können Sie sich erinnern, wann Sie das letzte Mal in einem Wettbüro waren?

Werner Hansch: Den Tag weiß ich nicht mehr genau. Es sind mindestens acht Monate her.

Vergessen Sie in Ihrer Situation so etwas gerne oder hat das letzte Mal für Sie keine spezielle Bedeutung?

Hansch: Das ist kein bewusstes Vergessen, das ist einfach so. Das hat sich so ergeben durch meinen Weg den ich genommen habe. Ich bin wegen meiner Krankheit in einer Therapie bei einem Facharzt und in einer Begleittherapie, einer Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige, die mir sehr hilft.

Haben Sie Entzugserscheinungen?

Hansch: Nein. Es zieht mich nicht in ein Wettbüro. Das macht mich zuversichtlich, dass ich auf einem guten Weg bin.

Ein untypisches Bild: Fußball-Kommentator Werner Hansch fehlen die Worte. Soeben hat er die SAT1 Show "Promi Big Brother 2020" gewonnen.
Foto: Henning Kaiser, dpa

Sie waren eine Reporterlegende, haben bei Pferderennen ein Vermögen verspielt, waren spielsüchtig, pleite und haben sich Geld bei Freunden geliehen. Zu diesem Zweck haben Sie sich in den Promi-Big-Brother-Container begeben. Würden Sie sagen, das ist ein Absturz, den Sie Ihrem ärgsten Feind nicht wünschen?

Hansch: Natürlich ist das ein dramatischer Absturz. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich eine Anlage zu dieser Sucht in mir hatte. Am Ende bin ich bin ich dann per Zufall in diese Schlucht gestürzt.

Der Zufall führte Hansch mit 70 Jahren in die Spielsucht

Wie sah dieser Zufall aus?

Hansch: Es war ungefähr 2009/2010. Ich bin in Recklinghausen gewesen. Das ist meine Geburtsstadt. Ich hatte dort immer noch ein Postfach. Aus der Post kommend hatte ich eine Apotheke angesteuert und auf diesem Weg kam ich an einem Buchmacherbüro vorbei. Die Tür stand ein Stück weit offen. Ich hörte Lärm, spürte Rauch, jede Menge Stimmung. Dann hab ich meinen Kopf in diesen Spalt gesteckt. Dann riefen aus dem Innenraum drei Leute schon ‘ach, da ist ja der Werner Hansch, komm’ doch ‘mal ‘rein’. An den Wänden hingen große Fernsehapparate auf den Pferderennen liefen. Plötzlich sagte einer, ‘da läuft gerade der und der in Paris, der kann gar nicht verlieren, willste mal was mitwetten da hab ich gesagt nimm ma 20 Euro und mach ma’. Und tatsächlich: der hat gewonnen.

Was gab’s dafür?

Hansch: Etwas über 40 Euro. War ein Favorit. Der zahlte nicht viel.

Besser Sie hätten verloren?

Hansch: Vielleicht. 14 Tage später war ich wieder in Recklinghausen. Ich kam wieder an dem Laden vorbei. Aber die Tür war zu. Ich hab’ sie dann aufgemacht und bin ungerufen reingegangen, hab mich in die Zeitungen eingelesen. Hab mir gedacht, der sieht aber schön aus, der da gerade läuft. So fing das an. Am Ende war ich jeden Tag in dieser Bude, mindestens acht Jahre lang.

Haben Sie nur auf Traber oder auch auf Galopper gesetzt?

Hansch: Natürlich auch auf Galopper. Niemals auf deutsche Pferde. Immer Frankreich, England, Irland. Da war ich zuhause.

Sie hatten früher schon einmal mit Trabern zu tun, waren elf Jahre Geschäftsführer des Trabrennvereins in Dinslaken. Da mussten Sie doch wissen, dass mit Pferdewetten niemand reich wird...

Hansch: Mit Wetten hatten ich dort nichts zu tun. Selbst zu wetten war mir in meinem Angestelltenvertrag sogar verboten. Richtig ist, dass ich dort Menschen erlebt habe, die sich dort mit Wetten finanziell stranguliert haben.

Wann in diesen acht Jahren hatten Sie das Gefühl oder die Erkenntnis, es läuft nicht mehr gut für mich?

Hansch: Das geht langsam. Das richtet der Spielteufel so ein. Wenn sie gewinnen kriegen sie eine breite Brust. Da laufen 14 Pferde und ihres gewinnt. Da sagen Sie: "Mann, schön", wenn es dann ankommt auf der Zielgeraden. Ach, ist man dann stolz. Ich habs gewusst. Die anderen Trottel, die auch noch rumsitzen, waren zu dumm. Diese Übersteigerung des Selbstwertgefühls ist auch ein Teil des Suchtcharakters. Was sie dann am Schalter abholen ist schon gar nicht mehr so wichtig, weil sie das schon wieder einsetzen für die nächsten Rennen. Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Wenn in einem Rennen 14 Pferde laufen, dann läuft eines für mich, 13 laufen für den Buchmacher. Man verliert, man verliert, man verliert und erklärt sich dieses ständige Verlieren mit ‘ich hab’ jetzt einfach nur eine Pechsträhne. Aber irgendwann kommt das große Glück zurück zurück.’ Nur, im Wartesaal zum großen Glück sitzen viele Leute.

Bis zu 2000 Euro setzte Werner Hansch auf ein Pferd

Wieviel haben sie in der Hochphase täglich in Wetten investiert?

Hansch: Am Ende 2000 Euro pro Pferd. Das erste ist man hält es vor der Familie geheim. Zweitens: Man verliert Geld, das für andere Sachen vorgesehen war, das schiebt man dann hinaus. Die dritte Stufe: Man verspielt Geld, das einem nicht gehört, man leiht es sich. Als vierte Stufe kommt hinzu: Immer die Hoffnung auf den großen Rücklauf. Ist ganz typisch. Und Fünftens: Viele Spielsüchtige landen in einer Depression oder in einer Aggression. In Einzelfällen endet die Spielsucht mit dem Suizid.

Wieviel haben Sie insgesamt im Wettbüro gelassen.

Hansch: Sicher mehr als eine halbe Million Euro.

Welches Verhältnis hatten Sie vor Ihrer Wettsucht zu Geld?

Hansch: Ich habe immer gut verdient, hatte keine Geldsorgen. Geld um seiner selbst Willen war mir aber auch nie wichtig und Luxus schon gar nicht.

Wie haben Familie, Freunde, Bekannte auf Ihre Spielsucht reagiert?

Hansch: Der Alkoholiker, der morgens nicht sein Quantum kriegt, kratzt die Tapete von den Wänden. Ich musste an Geld kommen, weil ich wusste, da laufen wieder zwei, drei, vier, die alle nicht verlieren können. Das Dumme war nur, die haben alle nicht gewonnen. Und sie schauen in ihre Tasche und da sind vielleicht noch drei Euro, dann Fragen sie sich: Wo krieg ich jetzt noch Geld her. Wenn man einen großen Bekanntenkreis hat, wie ich, ist es nicht schwer, Geld zu bekommen. Die haben mir alle vertraut. Und natürlich hab ich ihnen nicht gesagt, ich geht jetzt wetten. Denen hab’ ich irgendwas erzählt.

Wolfgang Bosbach.
Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach lieh Hansch 5000 Euro - es war der Anfang vom Ende

So wie dem CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, dem sie etwas von einem Unfall erzählt haben, was nicht stimmte.

Hansch: Bosbach und ich hatten ein gutes Verhältnis zueinander. Wir haben in Schwäbisch Gmünd vor 300 Leuten bei einem Termin über Politik diskutiert. Danach gab es noch ein Essen und im Anschluss daran hab ich ihn gefragt, ob er mir 5000 Euro leihen könnte. Das hat er dann auch sofort gemacht. Ich habe natürlich gehofft, dass ich das Geld in einem angemessenem Zeitraum zurückzahlen könne. Er hat am Anfang auch keinen Druck gemacht und gesagt, lassen Sie sich ruhig Zeit. Das funktionierte auch für die Hälfte des Betrages, welche ich im September 2019 zurückgezahlt habe. Die zweite Hälfte zog sich dann hin, woraufhin mich Bosbach im Dezember 2019 angezeigt hat.

Das war aber noch nicht das Ende der Geschichte...

Hansch: Im Februar 2020 zahlte ich die zweite Rate des Darlehens in Höhe von 2500 Euro an Wolfgang Bosbach zurück. Wenige Tage später erschien bei der Funke Medien Gruppe und in vielen anderen Medien ein Artikel über die Strafanzeige Wolfgang Bosbachs gegen mich. Wolfgang Bosbach hatte die Informationen über das Darlehen und die Strafanzeige, obwohl er sein komplettes Geld bis auf ein paar Verfahrenskosten zurückerhalten hatte, an einen Journalisten der Funke Medien Gruppe weitergegeben. Das war für mich, als wäre ich mit dem Schweinebolzen zwischen die Hörner getroffen worden. Meine ganze Reputation, die ich mir in 30 Jahren aufgebaut hatte war zerstört.

Heute ist Werner Hansch Wolfgang Bosbach dankbar

Mit dem Abstand von heute: Müssen Sie Bosbach nicht dankbar sein?

Hansch: Wahrscheinlich ja, weil die Veröffentlichung dieser Geschichte mit klargemacht hat, dass ich nicht mehr einen Zentimeter Luft habe, auf dieser Zockertour weiterzumachen, sondern ich muss umkehren. Ich bin Herrn Bosbach dankbar. Ich brauchte offenbar genau diesen Schuss.

Sie waren um die 70 Jahre alt, als sie mit Spielen begannen. Dachten Sie, Ihr Alter schützt Sie vor der Spielsucht?

Hansch: Der Verstand ist ja noch da. Die Selbstreflexion ist ein nicht unbedeutender Faktor auf dem Weg raus aus der Schlucht. Nur, die alleine hätte bei mir nicht gereicht.

Sieger von "Promi Big Brother": der ehemalige Sportmoderator Werner Hansch.
Foto: Henning Kaiser, dpa

Es folgte die Teilnahme am Promi-Big-Brother, die Ihnen 100.000 Euro eingebracht hat. Sind damit alle Schulden getilgt?

Hansch: Das geht alles auf ein Treuhandkonto zur Tilgung meiner Schulden. Das liegt in den Händen eines Rechtsanwalts und Steuerberaters. Von dem Geld sehe ich nichts und das ist auch gut so. Ich muss einiges wieder gut machen. Ob das Geld reicht, um alle Schulden zu tilgen, wird sich noch zeigen. Ich habe natürlich auch Steuern im Hinblick auf das Promi Big Brother Geld zu zahlen.

Hadern will Hansch nicht - sonst kommt die Depression

Sind sie der Typ, der mit dem hadert was war, oder freuen Sie sich über das, was möglicherweise noch kommt?

Hansch: Wenn ich jetzt noch hadern würde, käme wahrscheinlich die Depression, wenn nicht noch mehr. Ich habe gekämpft und am Ende hat nicht die Scham gewonnen, sondern mein Wille diesen Trümmerhaufen den ich hinterlassen habe einzuebnen.

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