Zur Panik neigt Max Verstappen nicht. Der Niederländer mag manchmal recht temperamentvoll sein, wobei sich seine hitzigen Momente während eines Formel-1-Rennens weitgehend verflüchtigt haben. Der viermalige Weltmeister hat gelernt, dass Momente der Ruhe und Gelassenheit auf dem Weg zum Titel hilfreicher sind als ein kurzzeitiges Auflodern zu starker Gefühle. So versucht der Niederländer auch jetzt, nach zwei weitgehend enttäuschenden Rennen in Australien und China, rational zu denken und zu handeln.
In Shanghai war er am Sonntag Vierter geworden, was angesichts seiner fehlerfreien Leistung eine Enttäuschung sein mag. Angesichts seines deutlich unterlegenen Autos vor allem im Vergleich zu den dominierenden McLaren mit Platz eins von Oscar Piastri und Rang zwei von Lando Norris könnte auch das Wort Schadensbegrenzung Anwendung finden. „Wir müssen uns verbessern, denn wir sind derzeit nur die Nummer Vier“, sagte Verstappen nach dem Rennen.
Beide Ferrari-Piloten werden disqualifziert
Der 27-Jährige sieht neben McLaren auch Mercedes und Ferrari momentan schneller. Die Italiener allerdings verließen China mit einer großen Enttäuschung. Nachdem Lewis Hamilton am Samstag noch das Sprintrennen gewonnen hatte, schienen die Ränge fünf für Charles Leclerc und sechs für Hamilton am Sonntag ein ordentlicher Abschluss des Wochenendes. Nicht überragend, aber immerhin. Dumm nur, dass die Rennkommissare in Shanghai an beiden Autos Verfehlungen fanden, die zu einer Disqualifikation führten. Bei Hamiltons Wagen waren die Gleitschutzplatten zu sehr abgenutzt, Leclercs Bolide fehlte nach der Zieldurchfahrt ein Kilogramm, um auf das Mindestgewicht von 800 Kilogramm zu kommen. Bitter.
Ähnlich dürfte sich für Verstappen die aktuelle Situation anfühlen. Nur zu gerne würde er seinen vier WM-Titeln alsbald den fünften folgen lassen. Momentan aber deutet nichts darauf hin. Wegen der Stärke von McLaren, die am Sonntag so deutlich zu sehen war wie die Hochhäuser von Shanghai. Erst in der Schlussphase des Rennens schien Verstappen einigermaßen mithalten zu können. „Wir brauchen schon noch Arbeit. Von der Pace her, von der Balance im Auto. Wir arbeiten da dran“, sagte Verstappen, der es nicht wagte, eine Prognose abzugeben, wann die Besserung eintritt. Im Idealfall beim nächsten Rennen in zwei Wochen in Japan.
Lawson kommt nicht über Platz 15 hinaus
Verstappen hat zudem das Problem, dass er sich gerade als Einzelkämpfer gegen die Konkurrenz behaupten muss. Sein neuer Teamkollege Liam Lawson findet sich in der Formel 1 bisher so gut zurecht wie ein Führerscheinneuling im Straßenverkehr von Tokio. Lawson war auf Sergio Perez gefolgt, mit der Hoffnung, Verstappen von Beginn an an der Spitze zu unterstützen. Stattdessen wurde Lawson in der Qualifikation in Shanghai Letzter, im Rennen kam er nur auf Rang 15. Die Erwartungen erfüllt der 23-Jährige damit noch längst nicht, es wird bereits über seine Ablösung spekuliert.

Auch dieses Thema dürfte auf der Krisensitzung besprochen werden, die im Hauptquartier des Rennstalls in Milton Keynes stattfinden soll. „Wir sind besorgt, aber es ist nicht so, dass wir die Flinte schon ins Korn werfen würden“, sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko am Sonntag. Der 81-jährige Österreicher aber weiß auch, dass es nicht nur um die Verbesserung des Rennwagens geht, sondern damit auch die Zukunft von Max Verstappen verknüpft ist. Der Vertrag des Weltmeisters endet 2028, ein vorzeitiger Abgang aber ist längst nicht ausgeschlossen. „Max möchte ein Auto haben, mit dem er gewinnen kann. Und wenn wir ihm das nicht hinstellen können, wird es schwierig“, sagte Marko.
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