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Frauenfußball-EM: Schweizerinnen stehen nach Auftaktniederlage bereits unter Druck

Fußball-EM der Frauen

Niederlage im Eröffnungsspiel – Wie Salz auf dem Basler Läckerli

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    Norwegens Ada Hegerberg freut sich über ihren Treffer, die Schweizerinnen eher nicht.
    Norwegens Ada Hegerberg freut sich über ihren Treffer, die Schweizerinnen eher nicht. Foto: Michael Buholzer/Keystone/dpa

    Als die Menschen aus dem St. Jakob-Park von Basel strömten, war niemand mehr nach Party zumute. Nicht mal Flüche waren in dieser schwülwarmen Nacht noch zu vernehmen, weil ja auch der Abtransport aus dem größten Stadion der Schweiz mit den parat stehenden Bussen, Bahnen und Zügen reibungslos klappte. Das größte Sportereignis in der Geschichte des Landes hatte sogar die Schweizer Bundesbahn zu unterstützenden Durchsagen animiert. Geholfen hat die viele Rückendeckung nicht: Das offizielle EM-Eröffnungsspiel der Frauen-„Nati“ gegen Norwegen (1:2) geriet zum Stimmungsdämpfer.

    Jeder der mehr als 34.000 Fans spürte: Das Ensemble um Kapitänin Lia Wälti hatte sich gegen einen gewiss nicht übermächtigen Gegner selbst geschlagen. Alles in allem fühlte sich der Fußballabend am Ende so an, als habe jemand ein Basler Läckerli mit Salz bestreut. Zuckersüß kam nicht mal mehr Alisha Lehmann rüber. Minutenlang strich sich die als Fußballerin getarnte Influencerin in der Nachspielzeit am Seitenrand durch die blonden Haarspitzen, nachdem die 26-Jährige wusste, dass ihre aktive Hilfe nicht mehr gefragt sein würde. Mit Schlusspfiff eile sie rasch auf den Rasen, um einige Kolleginnen vor den laufenden Kameras zu trösten. 

    Die Schweizer Mannschaft steht nun unter Druck

    Ansonsten ist wohl eher Nationaltrainerin Pia Sundhage als Aufbauhelferin gefragt. „Ich sah in den Augen der Spielerinnen und in der Spielweise, dass sie wirklich die zwei Extra-Schritte gehen wollen“, merkte die schwedische Weltenbummlerin an. „Wir müssen uns neu formieren und werden die nächsten Schritte machen.“ Leichter gesagt als getan. Auch die 65-Jährige steht nun für das zweite Spiel gegen Island in Bern (Sonntag 21 Uhr/ARD) unter Druck. Ein Vorrundenaus würde auch ihrer Reputation schaden.

    Bei den letzten Europameisterschaften hatten die Gastgeber Niederlande (2017) in Utrecht und England (2022) in Manchester in ähnlicher Atmosphäre hart erkämpfte Auftaktsiege errungen. Beide Male schaffte es die listige Fußballlehrerin Sarina Wiegman, die losgetretene Welle der Euphorie bis zum Endspielsieg zu reiten. Auch die Schweiz will über ein Weiterkommen einen landesweiten Schub für den Frauenfußball auslösen.

    Hinterher wirkte Linksverteidigerin Nadine Riesen von Eintracht Frankfurt, die das 1:0 besorgt hatte (28.), unendlich traurig, dass der couragierte Auftritt unbelohnt blieb: „Wir hätten es gerne allen im Stadion, Public Viewing oder zu Hause zurückgegeben.“ Zwei individuelle Aussetzer kosteten den Sieg: Die gerade von Werder Bremen zum FC Chelsea gewechselte Torhüterin Livia Peng sprang vor dem 1:1 von Ada Hegerberg einfach am Ball vorbei (54.), dann klärte Abwehrchefin Julia Stierli vom SC Freiburg ins eigene Gehäuse (57.). In den Szenen zeigten sich die Mängel eines Nationalteams, in dem eigentlich mehr stecken könnte.

    Die Schweizerinnen hatten die Chancen zum Sieg

    Vielleicht wäre es mal eine Überlegung wert, die hochtalentierte Sydney Schertenleib früher zu bringen, deren Dienste sich nicht umsonst der FC Barcelona gesichert hat. Ihr genialer Steckpass hatte Géraldine Reuteler als ständigem Unruheherd die Chance zum Ausgleich eröffnet. „Den muss ich auch machen“, gab die Frankfurter Angreiferin zu. „Es ist richtig bitter, dass wir als Verliererinnen vom Platz gehen. Ich finde, dass es absolut nicht verdient ist.“

    Die 26-Jährige tröstete sich nicht nur mit der Auszeichnung zur „Spielerin des Spiels“, sondern auch mit der Grundstimmung: „Die Atmosphäre war mega, mega, mega. Ich hatte schon beim Anwärmen Gänsehaut. Wir nehmen alles Gute mit. Wir haben noch zwei Spiele, es ist noch nichts verloren.“ Es braucht gerade in ihrem Wirkungsbereich noch bessere Lösungen im Stadion Wankdorf, sonst könnte die Party für den EM-Ausrichter bereits am Wochenende endgültig vorbei sein.

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