Es ist an der Zeit, an dieser Stelle mit einem weit verbreiteten Mythos aufzuräumen – nämlich dem der vermeintlich so wichtigen Heimstärke. Gemeinhin gilt es ja als Vorteil, Spiele vor den eigenen Fans auszutragen, weswegen man sie auch tunlichst in Siege und Punkte ummünzen sollte. Auswärts ist es oft schwer, wie nicht zuletzt der langjährige Leverkusen-Stürmer Ulf Kirsten wusste. Der beschrieb die Konstellation einst so: „Wenn bei einem Auswärtsspiel keiner ruft: ‚Kirsten, du Arschloch!‘, dann weiß ich genau, dass ich schlecht bin.“
Seit Anbeginn der Fußball-Zeit hält sich also der Glaube, man müsse zuhause die Punkte holen, damit es eine gute Saison wird. Den Gegenbeweis treten nun in den beiden ersten Ligen zwei Teams auf unterschiedliche Weise an: Borussia Dortmund und der 1. FC Magdeburg in Liga zwei.
Magdeburg hat in dieser Saison noch kein Heimspiel gewonnen
Die Dortmunder Borussia ist zu Hause eine Macht, verlor vor der Gelben Wand nur ein Spiel. Würden ausschließlich die Heimspiele für die Tabelle zählen – der BVB wäre Dritter. Bekanntlich läuft ansonsten für Schwarz-Gelb recht wenig zusammen, auswärts gab es nur fünf Punkte. Macht in der Summe Platz elf, einen Trainer-Rausschmiss und eine Spielzeit für die Tonne – zumindest nach aktuellem Stand.
Der 1. FC Magdeburg hingegen hält nur wenig davon, die Heimspiele zu gewinnen. Eigentlich: nichts. Von den bislang neun Auftritten vor eigenen Fans gewann der Klub kein einziges, holte nur sieben Unentschieden. Zuletzt gab es am Freitagabend ein Remis gegen Abstiegskandidat Eintracht Braunschweig. Damit ist der FCM das schlechteste Heimteam der Liga. Das wiederum hält den Klub aber nicht davon ab, um den Aufstieg in die Bundesliga mitzuspielen. Derzeit rangiert der ehemalige Europapokalsieger auf Relegationsrang drei – nur zwei Punkte hinter Tabellenführer Hamburger SV. Denn auswärts führt kein Weg an Magdeburg vorbei, 25 Punkte aus zehn Spielen holte das Team von Christian Titz in der Fremde und damit mit Abstand das beste Auswärtsteam der Liga.
Also alles halb so wild, wenn man zu Hause die Hausaufgaben nicht macht – solange man andere Stärken zeigt. Die einzigen, die von dieser Entwicklung nicht so ganz begeistert sein dürften, sind die Fans in Magdeburg. Knapp 25.000 von ihnen kommen durchschnittlich an einem Spieltag ins Stadion und sie dürften sich langsam fragen, was das eigentlich soll.
Ein Vergleich zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Magdeburg verbietet sich ansonsten natürlich. Denn eines der beiden Teams ist eine Spitzenmannschaft – und das andere heißt eben Borussia Dortmund.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden