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Mit Petry und Privilegien: Deutsche Fußball-Frauen blicken optimistisch auf EM

Fußball-EM der Frauen

Rein in die Wohlfühl-Oase

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     Schlagerstar Wolfgang Petry stimmte mit seinem Besuch die Fußballerinnen auf die EM in der Schweiz ein.
    Schlagerstar Wolfgang Petry stimmte mit seinem Besuch die Fußballerinnen auf die EM in der Schweiz ein. Foto: Yuliia Perekopaiko/DFB, dpa

    Auch das gehört zu einem gelungenen Trainingslager wohl dazu: dass der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) noch vorbeischaut. Am Tag vor der Abreise der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen zur EM in der Schweiz (2. bis 27. Juli) schüttelte Bernd Neuendorf in Herzogenaurach viele Hände. Glück wünschen, Zuversicht vermitteln. Die Spielerinnen hätten sich selbst hohe Ziele gesteckt: „Das zeugt von einem großen Selbstbewusstsein. Ich werde sie da sicher nicht bremsen“. Der 63-Jährige wird diesmal vor Ort die Daumen drücken können, nachdem er bei der WM 2023 noch zu spät dran war: Damals wollte Neuendorf erst zum Achtelfinale die weite Reise nach Australien antreten – dummerweise war ein Flaggschiff des deutschen Fußballs bereits in der Vorrunde auf Grund gelaufen.

    Wozu bitte hat der Verband mittlerweile den Quereinsteiger Christian Wück installiert? Der 52-Jährige hatte in jenem Jahr die U17-Junioren zu Welt- und Europameistern gemacht. Nun steht sein erstes Turnier im Frauenfußball an – und nach der Vorbereitung könnte der Harmoniefaktor kaum höher sein. „Nicht nur die gute Stimmung, auch die Leistung auf dem Platz, wie die Spielerinnen die Inhalte annehmen, wie sie versuchen, das Ganze umzusetzen – das ist auf einem hohen Niveau“, sagte Wück am Wochenende. „Der Grundstein für eine erfolgreiche EM wurde von den Spielerinnen selbst gelegt.“

    Die Vorbereitung stimmt hoffnungsvoll

    Es gab keine Verletzungen, keine Störgeräusche wie vor der WM 2023, als bei der Generalprobe gegen Sambia der Kreuzbandriss von Carolin Simon und die Verletzung von Lena Oberdorf sowie der quälend lange Auswahlprozess auf die Stimmung drückten. Dass der EM-Auftakt gegen Polen in St. Gallen (Freitag 21 Uhr/ARD) diesmal gewissermaßen ein Kaltstart wird, weil das letzte Länderspiel gegen Österreich (6:0) einen Monat zurückliegt, nimmt Wück in Kauf. „Wir haben schon zweimal elf gegen elf gespielt, auch mit Formationen, die wir ausprobieren wollten. Wir haben diesen Wettkampfcharakter in den Übungen.“ Nun müsse man das Niveau aus dem Training eben ins Turnier tragen.

    Manche Testspiele sind nämlich kontraproduktiv, wie der EM-Gastgeber Schweiz bei einer 1:7-Lektion gegen die U15-Jungen des FC Luzern erfahren hat. Wück wollte nicht groß darauf eingehen, was sich seine Kollegin Pia Sundhage dabei gedacht habe. Unter Silvia Neid haben auch die DFB-Frauen regelmäßig hinter verschlossenen Türen gegen männliche Junioren gespielt, doch damals tauchten keine heimlich gefilmten Videos bei Social Media auf. Die Akteurinnen vom Titelverteidiger England wollen auf diese Aktivitäten aus Selbstschutz ganz verzichten. Der Bundestrainer findet: „Wenn wir uns jetzt noch mit erwachsenen Leuten unterhalten müssen, was sie dürfen und was sie nicht dürfen, dann ist es eigentlich fast schon zu spät.“

    Wolfgang Petry hat für Stimmung in Herzogenaurach gesorgt.
    Wolfgang Petry hat für Stimmung in Herzogenaurach gesorgt. Foto: Yuliia Perekopaiko/DFB/dpa

    So wurde der Besuch von Schlagersänger Wolfgang Petry im Trainingslager gerade in den sozialen Medien zum Hit. Für Wück hatten seine Spielerinnen mit jenem Abend bewiesen, „dass sie sich was einfallen lassen, wenn es ihnen zu langweilig wird“. Am Montag wird das Basecamp in Zürich bezogen: Der Tross wohnt in einem Fünf-Sterne-Hotel im Stadtteil Wiedikon auf dem Uetliberg mit herrlichem Panorama. Das Kontrastprogramm zur abgelegenen Residenz vor zwei Jahren in der australischen Einöde Wyong. Jetzt seien die „Grundvoraussetzungen geschaffen, dass wir sowohl Ruhe haben als auch in der Lage sind, innerhalb von fünf Minuten in einem Café zu sitzen.“ Auch der Trainingsplatz ist nicht weit weg. Wück: „Wir wollen in Anführungsstrichen eine Wohlfühl-Oase. Aber wir wollen dann natürlich auch die Topleistungen der Spielerinnen haben.“ Bis jetzt funktioniere das Geben und Nehmen ganz gut: „Von daher wird es keine Ausreden geben. Es liegt an uns, wie die EM verläuft.“

    Der Bundestrainer musste lange überlegen, was ihm gerade Sorgen bereite. Wenn überhaupt, gebe es nur kleinere Baustellen. Die Defensive hat sich in der Nations League gefunden, die Offensive gilt ohnehin seit Amtsantritt als Prunkstück. Klara Bühl, Lea Schüller, auch Linda Dallmann, alle vom FC Bayern, verfügen über besondere Anlagen. Und hinten muss Ann-Katrin Berger, Torhüterin bei NJ/NY Gotham FC in den USA, am besten wie bei den Olympischen Spielen 2024 über sich hinauswachsen. Neuendorf ist hoffnungsvoll, dass ähnlich wie mit Bronze in Paris auch in der Schweiz etwas Gutes herauskommt: „Die letzten Spiele und Ergebnisse stimmen uns sehr zuversichtlich. Wir haben gesehen, welches Potenzial in der Truppe steckt. Ich glaube fest daran, dass es sehr weit gehen kann.“

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