Bei einem längeren Besuch in Paris kommt der Olympiagast einfach nicht an den so verlockenden kulinarischen Angeboten, die diese Stadt zu bieten hat, vorbei. Eine Nation, die die „Haute Cuisine“ erfunden und den Spitzenkoch Paul Bocuse hervorgebracht hat, muss ja zwangsläufig Leckeres zu bieten haben. Klar, Austern, Schnecken, Froschschenkel und ähnliches Getier sind nicht jedermanns Sache, aber die sind auf den Menuekarten auch nur in äußerst seltenen Fällen anzutreffen. Ist ja meist eh viel zu teuer.
Notwendig sind solche Delikatessen sowieso nicht. Denn die kleinen, versteckten Straßen von Paris sind gesäumt von Spezialitäten-Geschäften, die feinste Produkte anbieten. Eine kleine Übersicht aus der Rue de Rendezvous, 12. Arrondissement. Eine verlockende Auslage reiht sich an die andere: Wein, Käse, Schokolade, Bonbons, Spirituosen, Gemüse, Gebäck. Der Fischhändler, der täglich frische Ware erhält, hat seinen Stand gleich so nah an den Bürgersteig drapiert, dass im Vorbeischlendern locker eines der auf Eis gelegten Shrimps gemopst werden könnte.

Bei den Olympischen Spielen hat es den Anschein, dass die Franzosen den ganze Tag nur schlemmen
Überhaupt hat es den Anschein, dass der Franzose den ganzen Tag nur schlemmt. Alle Bistros und Cafés sind proppevoll. Süßes steht ganz hoch im Kurs. Die Auswahl ist fast schon monströs: Macarons, Eclairs, Brioche, Pralinées. Neuester Schrei in Paris für alle, die mit einem Zuckerschock umgehen können: Le Crookie! Eine konditorische Meisterleistung aus Croissant und Cookie. Also aus dem traditionsreichen Blätterteighörnchen, das in Paris tatsächlich besser schmeckt, als sonst überall auf der Welt, und einem Keks. Ein unschuldiger Snack, der kalorientechnisch den kompletten Tagesbedarf deckt.

Das IOC ist um die schlanke Linie der Journalistenschar beüht
Da ist es dann fast schon löblich, dass das IOC so besorgt ist um die schlanke Linie der versammelten Journalistenschar, dass sie die Verpflegung in den meisten Pressezentren auf ein Minimum reduziert hat. Dort beschränkt sich das „Catering“auf einen großen Bottich mit heißem Wasser für Tee und einen weiteren mit Filterkaffe ohne Milch. Vereinzelt werden ein paar Äpfel ausgelegt, noch vereinzelter ein paar Müsliriegel. Viel genug, um nicht zu verhungern, wenig genug, um nicht allzu viele Wohlstandskilos anzusetzen.

Das trägt dazu bei, dass die Lust auf die französischen Leckereien nur noch mehr wächst. Wohl dem, der sich nach den olympischen Wettkämpfen wieder ins pralle Pariser Leben stürzen kann. Die kulinarische Verführung wartet an der nächsten Straßenecke. Bon Appetit!
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