Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Profit schlägt Gesundheit: Bei den Enhanced Games 2026 in Las Vegas ist Doping erlaubt

Las Vegas

Profit schlägt Gesundheit: Bei den Enhanced Games 2026 ist Doping erlaubt

    • |
    • |
    • |
    Bei den Enhanced Games soll es keine Doping-Kontrollen geben. Um die erwünschten Spitzenergebnisse abzuliefern, können Sportlerinnen und Sportler leistungsfördernde Mittel einnehmen.
    Bei den Enhanced Games soll es keine Doping-Kontrollen geben. Um die erwünschten Spitzenergebnisse abzuliefern, können Sportlerinnen und Sportler leistungsfördernde Mittel einnehmen. Foto: Robert Michael, dpa

    Die Macher der Enhanced Games sind überzeugt von ihrer Mission: Den Sport schneller, weiter und besser zu machen als bisher und damit beizutragen, eine Art Supermenschen („Transhuman“) zu schaffen. Mit allen Mitteln. Auch mit denjenigen, die bisher verboten sind. Was gemeinhin als Doping bezeichnet wird, firmiert bei den Enhanced Games unter dem Slogan „Neuerfindung des Sports durch Wissenschaft“. Heißt: Die Athletinnen und Athleten dürfen jegliche Art von leistungssteigernden Substanzen einnehmen oder spritzen. Vom 21. bis 24. Mai 2026 werden die umstrittenen Spiele in den Disziplinen Schwimmen, Leichtathletik und Gewichtheben erstmals in Las Vegas stattfinden. Doch immer mehr Sportverbände und -organisationen laufen Sturm gegen diese Multisportveranstaltung. Sie sehen die Gesundheit der Aktiven massiv gefährdet.

    Gegründet wurden die Enhanced Games (übersetzt: Verbesserten Spiele) vom australischen Geschäftsmann und Tech-Milliardär Aron D´Souza. Er proklamiert, dass bei seinen Veranstaltungen Sportlerinnen und Sportler selbst entscheiden dürfen, wie sie ihren Körper zu Höchstleistungen bringen. Ohne Angst vor der internationalen Doping-Kontrollbehörde Wada haben zu müssen. „Athleten sind Erwachsene, die das Recht haben, mit ihrem Körper zu tun, was sie wollen. Mein Körper, meine Wahl“, sind Auszüge aus D´Souzas Rechtfertigung für seine Spiele, die er gemeinsam mit millionenschweren Investoren wie US-Präsidentensohn Donald Trump Jr., dem deutschstämmigen Paypal-Milliardär Peter Thiel oder Krypto-Investor Christian Angermayer auf den Weg bringen will.

    Investoren der Enhanced Games wollen viel Geld verdienen

    Entsprechend opulent fällt das Salär für die Aktiven aus, wenn sie sich auf den Deal einlassen und Rekorde abliefern. Im Gegenzug verdienen die Tech-Milliardäre, wenn entsprechende Mittel auf den Markt gehen, sagt Fritz Sörgel, Professor für Pharmakologie und Leiter der biomedizinischen und pharmazeutischen Forschung in Nürnberg. „Aus meiner Sicht ist das Gesamtprodukt das Entscheidende. Hier wollen Investoren Geld verdienen, so viel Geld wie möglich. Und im Sinne des Transhumanismus einen perfekteren Menschen bauen“, so Sörgel.

    Der brasilianische Schwimmer César Cielo hält aktuell den Weltrekord über die 50-Meter-Freistil der Männer ohne Zuhilfenahme von Dopingmitteln.
    Der brasilianische Schwimmer César Cielo hält aktuell den Weltrekord über die 50-Meter-Freistil der Männer ohne Zuhilfenahme von Dopingmitteln. Foto: Sebastian Moreira, dpa

    Im Schwimmsport gibt es viele Interessenten für die Enhanced Games

    Besonders im Schwimmsport stößt der Ansatz von D´Souza auf Zuspruch. Der australische Olympia-Medaillengewinner James Magnussen etwa ließ sich auf das Projekt ein und kündigte im vergangenen Jahr an, mithilfe von Dopingmitteln den 50-Meter-Freistil-Rekord des Brasilianers César Cielo zu knacken. Unter Zuhilfenahme von Testosteron, BC-157, CJC-1295, Iapamorelin und Thymosin sollte Magnussen das gelingen. Doch er irrte sich. Der griechische Schwimmer Kristian Gkolomeev war schneller und sicherte sich im Mai 2025 die eine Million Dollar Preisgeld für den inoffiziell aufgestellten neuen Weltrekord in 20,89 Sekunden. Ganze 0,02 Sekunden schneller als Cielo. Weshalb die Enhanced-Game-Macher ihn auf ihrer Homepage als „First Superhuman“, als „ersten Supermenschen“, preisen. Welche leistungssteigernden Mittel Gkolomeev dafür einnahm, hat er nicht preisgegeben.

    Schon an diesem Beispiel lässt sich sehen, dass selbst gezieltes Doping nicht unfehlbar ist. „Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Magnussen sich in eine Form gedopt hat, die offensichtlich nicht ausreichend war. Er hat durch die Anabolika wohl unbedacht zu viel Muskelmasse aufgebaut“, stellt Sörgel fest. Und Epo zum Beispiel könne zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. „Magnussen hat dann auch noch ganz offen zugegeben, mit Substanzen gedopt zu haben, die bisher nur minimal oder überhaupt nicht an Menschen getestet worden sind. Da werden Menschen zu Versuchskaninchen“, betont Sörgel.

    Kritik an den Enhanced Games wird immer größer

    Präsident Aron D´Souza wird indes nicht müde zu berichten, dass unzählige Sportlerinnen und Sportler nur darauf warten würden, an Enhanced Games teilzunehmen. Viele haben sich noch nicht aus der Deckung gewagt. Wohl auch, weil die Kritik immer größer wird. Vor allem vonseiten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). „Wenn man das Konzept des Fair Play und des fairen Wettbewerbs zerstören will, ist das ein guter Weg dafür. Das spricht total gegen die Idee und die Werte der Olympischen Spiele“, heißt es in einer Stellungnahme. Als „gefährlich und unverantwortlich“ bezeichnet das Olympische Komitee Australiens die Idee der Enhanced Games.

    Auch in Deutschland regt sich Widerstand. „Die Werte eines sauberen und fairen Sports, für die wir als Verband mit unseren Athleten und Athletinnen stehen, werden bei den Enhanced Games mit den Füßen getreten“, bringt Jan Pommer, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Schwimmverbands (DSV), die Kritik auf den Punkt. Er bezeichnet die Spiele als „perverse Menschenversuche“. Die bei aller Skepsis und Kritik aber weiterhin Gegenstand der Berichterstattung bleiben, glaubt Pharmazie-Professor Sörgel. Vor allem, wenn es in der spektakulären Show in Las Vegas darum gehen wird, den 100-Meter-Weltrekord von Usain Bolt zu brechen. Für Sörgel ein gewagtes Unterfangen. „Ich bin skeptisch, dass das mit Dopingmitteln möglich ist. Das sind immerhin auch 20 Hundertstel, wenn man Bolts Weltrekord von 9,58 Sekunden mit dem Olympiasieger von Paris mit Noah Lyles mit 9,79 vergleicht“, sagt Sörgel, „und ich gehe jetzt mal ins Risiko und sage, wahrscheinlich nicht. Wer soll die 22 Hundertstel besser laufen, die nötig wären?“

    Diskutieren Sie mit
    1 Kommentar
    Johann Koch

    Die richtige Antwort darauf wäre, dass alle Dachverbände der einzelnen Sportarten bis hin zum IOC jeden Athleten, der an den Enhanced Spielen teilnimmt, auf Lebenszeit von Wettkämpfen ausschließt, in denen Doping nicht erlaubt ist.

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden