Herr Jurendic, wie nehmen Sie die Mannschaft während der Tage in Südafrika war?
MARINKO JURENDIC : Mit viel Energie, viel Lebensfreude, aber auch viel Konzentration, Fleiß und Wissbegierde auf dem Trainingsplatz. Während der Safari oder beim Schulbesuch durften wir unseren Horizont erweitern, weil wir etwas über Südafrika, die Natur, die Menschen und deren Kultur erfahren haben. Solche Momente werden bleiben und die Mannschaft enger zusammenbringen.
Mit Kristijan Jakic und Nediljko Labrovic fehlten zwei Spieler, die bedeutende Rollen auf dem Platz einnehmen sollen. Wie ärgerlich ist, dass Ihnen die Einreise nach Südafrika verwehrt wurde?
JURENDIC: Natürlich ist das nicht optimal. Ich war mit ihnen stets in Kontakt. Sie waren natürlich enttäuscht, konnten die Situation aber gut meistern, wirkten aufgeräumt und werden nächste Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Dass für einen neuen Spieler wie Nediljko ein Trainingslager wertvoll ist, um seine Mitspieler besser kennenzulernen, ist selbstredend. Wir schauen vorwärts. Sie sind gesund und werden uns ab nächster Woche zur Verfügung stehen.
Sieben Neuzugänge bisher, der Umbruch ist gewaltig.
JURENDIC: Ich sehe es nicht als Umbruch. Ziel ist es, uns stetig weiterzuentwickeln, auch in der Kaderzusammenstellung. Einige Veränderungen waren von vornherein geplant, andere haben sich aus Gesprächen mit Spielern ergeben. Wir befinden uns in einem dynamischen Prozess, wollen die Mannschaft als Ganzes optimieren und Spielern auch ermöglichen, mit guten Leistungen in Augsburg den nächsten Schritt zu einem größeren Klub zu gehen. Beispiele sind Felix Uduokhai und Ruben Vargas, die klar kommuniziert haben, dass sie den nächsten Karriereschritt machen wollen. Wir haben uns darauf vorbereitet, um Ende August nicht in eine Notsituation zu geraten.
Mit Dimitrios Giannoulis hat der FCA einen Linksverteidiger geholt. Wann kommt der Rechtsverteidiger?
JURENDIC: Wir werden auf dieser Position noch aktiv. Mit Kevin Mbabu (Leihspieler in der vergangenen Saison, d. R.) sind wir weiterhin im Austausch, er ist einer der Kandidaten. Es geht nicht darum, schnellstmöglich einen Spieler zu verpflichten. Es muss der Richtige sein, der unsere Anforderungen erfüllt, in unser Mannschaftsgefüge passt und uns verstärkt.
Sie haben Felix Uduokhai und Ruben Vargas angesprochen. Gibt es schon Angebote?
JURENDIC: Nein, aber das gehört zur aktuellen Phase. Nach einer EM kommt der Markt verspätet in Bewegung, vor allem in den Top-Fünf-Ligen. Man kann schwer abschätzen, wer wann welchen Spieler verpflichtet. Es braucht Geduld und Gespräche mit allen Beteiligten, um eine gute Lösung zu finden. Wir sind zuversichtlich, dass wir bei den Transfers weiterhin erfolgreich agieren können.
Ermedin Demirovic hat den FCA mit einer Rekordablöse verlassen. Wie schwer wird es, ihn zu ersetzen?
JURENDIC: Wenn ein Klub eine Philosophie vertritt, gehören solche Transfers dazu. Er hat für den FCA viel geleistet, wollte den nächsten Karriereschritt vollziehen und nach Stuttgart wechseln. Dem sind wir nachgekommen. Für alle Beteiligten haben wir eine gute Lösung gefunden. Natürlich hat er viele Tore erzielt und hatte eine wichtige Rolle als Kapitän. Jetzt geht es darum, dass jeder Einzelne im Kader seinen Beitrag leistet, andere Spieler mehr Verantwortung übernehmen und wir als Team zusammenwachsen, damit wir von Beginn weg Punkte sammeln.
Mit Cardona, Mbuku, Petkov, Koudossou oder Okugawa sind zahlreiche Leihspieler zurückgekehrt, die beim FCA langfristigen Verträge haben. Deren Perspektive scheint nicht besser geworden zu sein.
JURENDIC: Wir wollten allen Leihspielern nochmals die Chance geben, sich in der Vorbereitung zu zeigen, um sie objektiv bewerten zu können. Wir wollten die Tage in Südafrika abwarten, die Situation für jeden analysieren und dann allen offen und ehrlich sagen, wie die Planungen sind und welche Perspektiven jeder einzelne hat. Wer sich beim FCA nicht durchsetzt, performt vielleicht an einem anderen Ort.
Wie planen Sie auf der Zehnerposition im offensiven Mittelfeldzentrum?
JURENDIC: Wir haben neben Ruben Vargas mit Arne Maier, Arne Engels, Mert Kömür, Masaya Okugawa und Nathanael Mbuku derzeit einige Varianten im Kader. Es wird interessant, wer sich auf dieser Position durchsetzen kann. Aber natürlich werden wir weiterhin die Augen offen halten - wie das auf jeder Position der Fall ist.
Noch ist der Kader groß. Mit welcher Zahl an Spielern wollen Sie in die Saison gehen?
JURENDIC: Mehr als 30 Spieler erschweren den Trainingsalltag. Eine genaue Zahl zu sagen, wäre falsch. Aber wir möchten, wie im Frühjahr, wiederholt Nachwuchsspielern die Chance geben, mit den Profis zu trainieren. Mit der Rückreise nach Deutschland ist der erste Teil der Vorbereitung abgeschlossen, und wir werden den aktuellen Kader evaluieren und das weitere Vorgehen festlegen.
Verändert hat sich nicht nur der Kader, auch das Trainerteam und die sportliche Leitung. Warum?
JURENDIC: Dies war ein bewusster Prozess, der sich aus der Strategie, die Nachwuchsausbildung stärker mit der Profiabteilung zu verzahnen, ableitet. Wir haben eine tolle Infrastruktur und viel Kompetenz im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), aber zu wenig Output in Bezug auf junge Spieler, die oben ankommen. Es kann nicht sein, dass die Profimannschaft sich in ihrem Kosmos befindet und losgelöst davon Spieler in der U17 und U19 entwickelt werden. Das muss mit den NLZ-Verantwortlichen und am Übergang zum Profiteam klar geregelt werden. Um die Kommunikation untereinander zu verbessern und Prozesse umzusetzen, haben wir unter Leitung von Heinz Moser Strukturen geschaffen. Der Verein, wie auch die sportliche Führung unter meiner Verantwortung, haben einen klaren Weg festgelegt, den wir konsequent verfolgen.
Was muss passieren, damit der FCA mal wieder einen einstelligen Tabellenplatz erreicht?
JURENDIC: In der vergangenen Saison hätte ein Sieg in den letzten fünf Spielen gereicht. Es gibt keine Zauberformel oder Garantien. Was wir brauchen, ist ein starkes Team, Gewinner-Mentalität und eine gewisse Kontinuität in den Leistungen und beim Personal. Die aktuellen Veränderungen im Kader bringen neue Impulse. Mit dem richtigen Mix aus Bewährtem und Neuem wollen wir die notwendige Stabilität erlangen.
Bremen, Heidenheim, St. Pauli und Mainz. Auf dem Papier scheint bei diesem Auftaktprogramm einiges möglich.
JURENDIC: Losgelöst von den Gegnern geht es darum, die Basis für einen guten Start zu legen. Dass die Spieler sich schnell integrieren und wir ein funktionierendes Gefüge haben. Wir haben in der vergangenen Saison keinen Top-Fünf-Gegner geschlagen, aber gegen Teams aus dem unteren Drittel viele Punkte geholt. Fakt ist: Wir haben drei der ersten vier Spiele zu Hause, möchten unser Publikum mitnehmen und zusätzliche Energie freisetzen. Zunächst gilt unser Fokus Viktoria Berlin, wo wir im DFB-Pokal weiterkommen wollen.
Sie sind genau seit einem Jahr in der . Wie fällt Ihr Fazit aus?
JURENDIC: Ich bin dankbar, in der Bundesliga angekommen zu sein. Die Bundesliga ist von außen betrachtet ein starkes Produkt und ein hartes Geschäft, das der Unterhaltung dient, aber alle Beteiligten, ob Spieler, Funktionäre, Fans oder Medien, leben und lieben in Deutschland den Fußball. Ich habe viele tolle Gespräche und Begegnungen erlebt. Im Verein ist die menschliche Komponente sehr wichtig. Ich bin stolz, ein Teil des FCA und der Bundesliga zu sein.
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