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Timo Boll: Der Mann mit den Adleraugen hört auf

Randbemerkung

Der Mann mit den Adleraugen hört auf

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    Timo Boll von Borussia Düsseldorf hängt den Tischtennisschläger an den Nagel.
    Timo Boll von Borussia Düsseldorf hängt den Tischtennisschläger an den Nagel. Foto: Tom Weller, dpa

    Jetzt auch das noch! In einer Welt, der die Konstanten abhandenkommen, war er immer da. Zuverlässig. Freundlich. Und immer genau so erfolgreich, dass keiner seiner Siege überdrüssig wurde. Timo Boll. Deutschlands Tischtennis-Legende. Der Mann mit dem Stirnband. Und der Mann mit den ultraguten Augen. In einem Interview verriet er einmal, dass ihm Mutter Natur eine Sehschärfe von 280 Prozent mitgegeben hat. Das ermögliche ihm, die Rotation des Balles anhand des aufgedruckten Stempels zu erkennen.

    Für einen Tischtennisspieler ist das eine wertvolle Information, ermöglicht sie ihm doch, rechtzeitig die richtigen Gegenmaßnahmen einzuleiten. In einem Artikel der Sportärztezeitung steht dazu (sinngemäß), dass ein sogenannter Visus von 2,8 bei fünf Meter Entfernung einer Auflösung entspricht, die ein Normalsichtiger mit 1,0 erst bei 1,78 Meter schafft. Oder so ähnlich. Muss man nicht verstehen, aber klar ist: Dieser Boll hat ziemlich gute Augen.

    Timo Boll wird offiziell verabschiedet

    Vielleicht ist dies aber auch genau das Problem, denn viele, die die 40 überschritten haben, merken, dass die Arme plötzlich zu kurz sind, um das Buch in Sachen Lesbarkeit im richtigen Abstand zu halten. Eine Lesebrille muss her.

    Boll wird an diesem Samstag 44 Jahre alt. Ob er schon eine Lesebrille benötigt, ist nicht bekannt. Trotzdem wird er an besagtem Samstag offiziell verabschiedet. Das Spitzenspiel der Tischtennis-Bundesliga zwischen Bolls Arbeitgeber Borussia Düsseldorf und Ochsenhausen soll den würdigen Rahmen bilden. Da spielt es auch keine Rolle, dass bis zum endgültigen Karriere-Ende noch ein paar Auswärtsspiele, das Champions-League-Final-Four und die Play-offs anstehen. Danach macht Boll Schluss. Kaum zu glauben.

    Zum Glück gibt es ja noch Claudia Pechstein. Die ist gerade 53 geworden und will nächstes Jahr noch einmal zu den Olympischen Winterspielen. Gut, dass die Sehkraft beim Eisschnelllauf kaum eine Rolle spielt. Nur den Startschuss sollte sie halt hören. Und manchmal hilft es, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Das haben aber auch schon ganz andere, trotz Lesebrille, nicht geschafft.

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