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Abschied: Durch die Woche mit GPS

Abschied

Durch die Woche mit GPS

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    Wer guckt da in die Röhre?
    Wer guckt da in die Röhre? Foto: Daniela Kreisl

    Wir wollen ehrlich sein an dieser Stelle: Der Abgang von Gregor Peter Schmitz trifft die Redaktion härter als jeder Termin am zeitungsfreien Tag – noch viel mehr nimmt der Abschied jedoch unsere Leserinnen und Leser mit. Briefe mit erschütterndem Inhalt haben uns zuletzt erreicht. Tränennasses Papier türmt sich auf den Schreibtischen der 20-köpfigen Leserbrief-Redaktion, 1837 handgeschriebene Briefe allein aus dem Allgäu. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“, klagt eine besonders verzweifelte Leserin. „Ohne GPS wäre ich nicht durch diese Pandemie gekommen.“

    Aber von vorne: Als im Corona-Lockdown auf einmal alle zu Hause saßen, habe sie wie so viele Menschen etwas gesucht, das ihren Tagen und Wochen wieder Struktur gibt. Regelmäßige Rituale, Ereignisse, nach denen man die Uhr stellen kann, solche Dinge. „Und da habe ich angefangen, alle Fernseh- und Internetauftritte von Herrn Schmitz anzuschauen“, berichtet sie. „Endlich hatte ich wieder eine echte Beschäftigung – und das sieben Tage die Woche!“

    Am Sonntag gibt es eine frische Dosis GPS

    Ein anderer Leser beschreibt einen ähnlichen Tagesablauf: „Ich stehe pünktlich zum „Sechsum6“ auf, spätestens zum Morgenmagazin sitze ich am Frühstückstisch. Abends schaue ich „Augsburger Allgemeine Live“, danach höre ich noch schnell den Kommentar im Deutschlandfunk. Nach „Markus Lanz“ gehe ich ins Bett – immer mit dem Gefühl, einen erfüllten Tag gehabt zu haben.“

    Samstags, schreiben die Leserinnen und Leser, seien meist ein paar alte Folgen des „Bayern-Verstehers“ an der Reihe, bevor es am Sonntag eine frische Dosis GPS gebe – entweder bei „Sonntags um 11“ im Bayerischen Rundfunk oder im Presseclub der ARD.

    Nur einmal konnten die Leser nicht mithalten

    „Ich brauchte keine zusätzlichen Sporteinheiten mehr“, klagte jüngst ein weiterer wehmütiger Leser einer Kollegin am Lesertelefon. „Dieser GPS-Marathon war Sport genug.“ Wie er nun seine Tage füllen werde? „Vielleicht sortiere ich erst mal meine 987-teilige Leitartikel-Sammlung neu. Bisher habe ich sie alphabetisch geordnet – von A wie ausschwärmen bis Z wie zuspitzen.“

    Nur einmal konnten selbst die ausdauerndsten Leser nicht mehr mit der Chefredakteurskonstitution mithalten. Eine Leserin erinnert sich an diese Stunden im November 2020: „Am Tag der US-Wahl bin ich die ganze Nacht wach geblieben, um den amüsanten Liveticker von Herrn Schmitz zu lesen.“ Extra starker Kaffee in der linken, das Smartphone in der rechten Hand – so habe sie die Wahlnacht verbracht. Doch irgendwann, so gegen 8.30 Uhr, habe die Müdigkeit sie überwältigt. „Ich habe mich mit aller Kraft gegen das Einschlafen gewehrt“, berichtet sie betrübt. „Aber am Ende habe ich GPS im Morgenmagazin verpasst.“

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