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Gute Aussichten: Leben ohne Strom: Zukunft zum Nulltarif

Gute Aussichten

Leben ohne Strom: Zukunft zum Nulltarif

Über eine App hat Markus Hörmann den Energiefluss in seinem Haus immer im Blick.
Über eine App hat Markus Hörmann den Energiefluss in seinem Haus immer im Blick. Foto: Melanie Schiele

Steigende Energiepreise und hohe Heizkosten bringen derzeit viele Verbraucher ins Schwitzen, obwohl sie aus Kostengründen vielleicht gerade lieber frieren. Markus und Rita Hörmann jedoch lässt die Entwicklung vollkommen kalt. Und dabei haben sie es mollig warm. Wie das geht? Die Hörmanns aus Zusmarshausen haben sich ein Haus gebaut, das sich vollkommen autark mit Energie versorgt.

Heizung und Stromerzeugung laufen über Photovoltaikanlagen. Die sind auf dem Dach, in der Hauswand, sogar in der Balkonverkleidung installiert. „Wir haben so viel Energie, dass wir quasi nicht wissen, wohin damit“, sagt der Hausherr. So ganz stimmt das nicht, die Hörmanns wissen sehr genau, wohin damit. Überschüssige Energie wandeln sie im Keller in Wasserstoff um. Dort steht ein Kompaktsystem, das den gesamten Energie-In- und -Output des Einfamilienhauses steuert. Integriert ist der Elektrolyseur, der durch Sonnenergie Wasser in seine Bestandteile zerlegt: Sauerstoff und Wasserstoff.

Den ganzen Sommer über, eigentlich sogar von März bis Oktober, füllen sich die Gasflaschen im Garten der Familie, fünf Bündel zu je 16 Stück. Und das obwohl sich die Hörmanns im Sommer sogar den Luxus eines beheizten Pools leisten. Im Winter liefert der Wasserstoff dann die benötigte Energie – sofern der Hörmannsche Bedarf nicht durch die Photovoltaikanlagen gedeckt wird. Denn auch im Winter scheint ab und an die Sonne. Wenn das System mal ausfällt, springt eine Ersatzanlage ein, auch die selbstverständlich photovoltaikgesteuert. Einen Stromanschluss sucht man vergeblich.

Ohne zusätzlich zugeführte Energie: zu 100 Prozent konsequent

Im Dezember 2018 sind die Hörmanns in ihr neues Haus gezogen, seitdem leben sie ohne Stromanschluss und autark von fossilen Energieträgern. „Für die Gemütlichkeit hätte ich gerne einen Kachelofen gehabt“, verrät Markus Hörmann. „Aber meine Frau war streng“, schmunzelt er. Streng – oder konsequent. Wenn ohne zusätzlich zugeführte Energie, dann zu 100 Prozent, das war die Idee – und daran haben sich die Hörmanns eisern gehalten. Konsequent sind sie auch sonst: Eingekauft wird, soweit möglich, im Unverpackt- oder Hofladen, Fahrten werden mit einem der zwei Elektroautos getätigt.

Die Hörmanns leben so nachhaltig wie möglich – dennoch können sie verschwenderisch mit Energie umgehen. Passt das zusammen? Markus Hörmann sagt: „Wir stoßen mit unserer Art der Energieversorgung kein CO2 aus, insofern: ja! Wir verwenden ja nur, was sowieso im Überfluss vorhanden ist: Sonnenenergie.“

Aber ist die Anschaffung nicht recht teuer? „Die Preise für so eine Anlage hören sich erst einmal recht hoch an, das stimmt. Rechnet man allerdings die verschiedenen Fördermöglichkeiten mit ein und die Tatsache, dass die Energie langfristig nichts weiter kostet, dann ist der Preis mit dem einer klassischen Heizungsanlage zu vergleichen, versichert Hörmann. „Nur mit unserem System lebt man eben in Zukunft zum Nulltarif.“

Kurz erklärt
Die Hörmanns aus Zusmarshausen wohnen in einem völlig energieautarken Haus. Ihren Direktverbrauch decken sie über Photovoltaikanlagen. Der Energieüberschuss geht an den Batteriespeicher, der kurzfristige Phasen energetisch überbrückt, Nächte oder Regentage zum Beispiel. Der weitere Überschuss wird im Elektrolyseur im Keller in Wasserstoff umgewandelt und in Tanks gespeichert. Zwischen November und Februar wird der Wasserstoff als Energiequelle verwendet. Das Abfallprodukt: Wasser. Kurzzeitspeicher, Heizanlage, Umwandler und Brennstoffzelle sind im Keller in einem Kompaktgerät zusammengefasst.

Der Artikel erschien in unserer Sonderbeilage "Gute Aussichten - Mit Mut in die Zukunft".  Dort finden Sie weitere Themen, die Mut machen.

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