Firma Franz Mensch: Buchloe: Unternehmer zieht nach der Corona-Pandemie eine kritische Bilanz

Die Corona-Pandemie entwickelt sich in Richtung Endemie. Schutzmasken werden mittlerweile höchstens sporadisch getragen. Dabei waren sie vor drei Jahren bundesweit ein gefragtes Gut, Gegenstand krummer Deals und Sinnbild unserer Abhängigkeit von China. Welche Lehren hat die Regierung aus der Knappheit gezogen? Axel Theiler, Geschäftsführer des Buchloer Schutzartikel-Unternehmens Franz Mensch, sieht höchstens „eine flache Lernkurve“.

Buchloer Unternehmen Franz Mensch warnte vor Engpässen bei Maskenversorgung

Zu Beginn der Pandemie hatte er – gemeinsam mit seinem Bruder Achim Theiler – vor Versorgungsengpässen gewarnt, Brandbriefe ans Gesundheitsministerium geschickt und händeringend versucht, Masken zu beschaffen. Mittlerweile sieht Theiler keine Not mehr in Sachen Schutzausrüstung. „Es sind hohe Bestände aufgebaut worden“, sagt der Geschäftsführer – teilweise zu hohe.

Denn die Artikel haben ein Mindesthaltbarkeitsdatum und können nicht endlos eingelagert werden. Erst diese Woche wurde öffentlich, dass vier Bundesländer über 17 Millionen abgelaufene Corona-Masken verbrannt haben, die in der Hochphase der Pandemie angeschafft worden waren.

Axel Theiler sieht keine Zukunft für staatliche Pandemielager

Um dem vorzubeugen, müsste nach Theilers Einschätzung in den Lagern ein rollierendes System eingeführt werden. Einfach gesagt: alte Ware aus dem Lager verkaufen, neue einlagern. So handhabt es die Firma Mensch in ihrem eigenen Pandemielager, das im Mai 2022 eingeweiht wurde. Auch der Freistaat hat eine Reserve angelegt im Pandemie-Zentralleger – laut Theiler der richtige Weg. Dennoch rechne er damit, dass staatliche Vorräte auf Dauer aus Kostengründen abgebaut werden. Denn damit seien logistische Aufgaben verbunden, die Betreiber müssten als Händler auftreten. „Das traue ich der Regierung nicht zu“, so Theiler.

Über die firmeneigene neue Lagerhalle sagt der 61-Jährige: „Wir sehen sie als Notreserve.“ Dort stapeln sich auf 20.000 Paletten Masken, Einweghandschuhe und Ähnliches in 20 Meter hohen Regalen. Um an die obersten zu gelangen, fahren spezielle Gabelstapler, die an Hebebühnen der Feuerwehr erinnern, durch die langen Gänge. Von oben betrachtet wirkt die Masse an Kisten noch eindrucksvoller als von unten. Wie passt das zum Sinkflug des Bedarfs? Die Erfahrungen mit Infektionskrankheiten, von Rinderwahn bis Vogelgrippe, legen laut Theiler nahe, dass Corona nicht die letzte Pandemie gewesen sein wird. Aber ohne Corona, gibt er zu, wäre das sieben Millionen Euro teure Lager „nicht in dem Ausmaß“ gebaut worden.

Firma Franz Mensch versechsfacht Umsatz während der Corona-Pandemie

Denn zur Wahrheit gehört auch, dass die Firma Mensch während der Krise profitiert hat. Lag das Wachstum seit dem Umzug nach Buchloe 2017 stetig bei zehn Prozent jährlich, macht die Kurve ab 2020 einen Ausschlag nach oben: Der Umsatz versechsfachte sich von 50 Millionen auf 300 Millionen Euro. „Ich sehe uns jetzt nicht als Krisen-Gewinner im negativen Sinn“, sagt Theiler.

Vielmehr sei das Unternehmen gut genug aufgestellt gewesen, um in die Bresche zu springen und bei der Maskenversorgung zu helfen. Dazu seien sogar Flugzeuge gechartert, mit überteuerter – aber dringend gebrauchter – Ware befüllt und eingeflogen worden. „Also waren wir in diesem Sinn systemrelevant.“ Die frühen Warnungen durch sein Unternehmen fußten auf jahrelanger Erfahrung mit chinesischen Produzenten. Als sich Covid dort ausbreitete, sei den Theilers klar gewesen, dass keine Ware mehr rauskommt.

Deutschland weiterhin abhängig von Produkten aus China

An der Abhängigkeit von China habe sich wenig geändert: Dort steht noch immer der Großteil der Fabriken. Während der Pandemie seien deutsche Firmen auf den Zug aufgesprungen, hätten Maschinen gekauft und Masken produziert. Doch nun bricht die Nachfrage ein. „Die Maschinen werden verkauft“, sagt Theiler – nach China.

Preislich könnten europäische Anbieter nicht mit asiatischen mithalten, Seeweg hin oder her. Die qualitativen Vorzüge seien marginal und für Krankenhäuser, die unter Kostendruck arbeiten, irrelevant. „Die europäische Ware wird ein Nischen-Dasein fristen“, sagt Theiler mit Blick in die Zukunft.

Franz Mensch GmbH in Buchloe

• Gegründet wurde das Unternehmen 1972 von Franz Mensch.
• Geschäftsführer sind seit 2001 die Brüder Achim und Axel Theiler. Sie wandelten die Firma in eine GmbH um.
• Im Portfolio sind 4000 Artikel aus den Bereichen Hygiene- und Schutzkleidung sowie Verpackung (Masken, Einmalhandschuhe, Schutzkittel).
• Seit dem Umzug 2017 nach Buchloe beträgt das jährliche Wachstum zehn Prozent. Während der Pandemie expandierte die Firma weiter und baute ein Pandemielager für 7 Millionen Euro mit 20.000 zusätzlichen Palettenstellplätzen.
• Die Zahl der Mitarbeiter stieg in fünf Jahren von 130 auf 200. Der Jahresumsatz von 43,5 Millionen Euro (2017) schoss 2020 auf 300 Millionen und sank 2022 wieder auf 70 Millionen Euro.

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