Wandern rund um Wellheim: Die Alpen im Miniaturformat
Eine Wanderung rund um Wellheim beeindruckt mit felsigen Akzenten, Burgenromantik und geologischen Besonderheiten. Beim Wandern gibt es hier viel zu sehen.
Den Kopf weit im Nacken, spähen wir hinauf. 50 Meter hoch ist der Dohlenfelsen, Schaustück des Konsteiner Felsenrunds und Spielwiese der Kletterer. Wir stehen unten am Parkplatz und beobachten die alpin anmutende Szenerie. Neben der markanten Wand spitzen weitere Felstürme aus den Wäldern. Während die Kletterer oben in der Wand herumturnen, wandern unsere Hände in die Hosentaschen und wir folgen dem Fußweg neben der Straße zum Weiler Aicha. Das Ziel unseres Familienausfluges liegt nicht in der Vertikalen, sondern führt uns in einer großen Schleife durchs Wellheimer Trockental.
Wanderung bei Wellheim: Der Weg geht über den Urdonautalsteig
Einen Großteil der Strecke wandern wir auf dem Urdonautalsteig, der den geologisch korrekten Namen dieser Landschaft aufgreift. Da der erst im Vorjahr neu eröffnete Qualitätsweg als Streckenwanderweg vom Altmühltal nach Neuburg führt, nutzen wir einen zweiten Wanderweg und ein Stück eines Radwegs. Der Galgenberg, einst von der Urdonau umflossener Umlaufberg, ist bald erreicht. An seinem Fuß entspringt das Flüsschen Schutter. Es fließt heute durch das Tal, das in der Urzeit gewaltige Flüsse ausgewaschen haben. An der Quelle lockt der Wegweiser ins Naturfreundehauses, doch wir verschieben die Einkehr ans Ende der Tour und marschieren weiter nach Wellheim.
Das markante Symbol des Urdonautalsteigs lenkt unsere Schritte zum Marktplatz mit der Pfarrkirche St. Andreas und dort durch den sehenswerten Friedhof. Die Gräber sind ausschließlich mit Findlingen aus Naturstein gefasst und mit Holzkreuzen geschmückt. Hinter dem Gottesacker beginnt der steile Anstieg auf den Kreuzelberg. Der Kreuzweg führt hinauf zur Kapelle, die nach Ende des Dreißigjährigen Krieges errichtet wurde, weil Wellheim vom Schwedeneinfall verschont geblieben war. Oben angekommen sparen wir uns die verdiente Verschnaufpause noch auf, denn nur ein paar hundert Meter weiter wartet am Aussichtspunkt der perfekte Rastplatz mit Bank und Wetterfahne.
Beim Wandern ist Aussicht geboten
100 Meter über dem Wellheimer Becken bietet sich dort ein fantastischer Blick auf den südlichen Jura, ein Mosaik aus sanften Talflanken und Hängen mit Wacholderheide und prächtigem Mischwald bestockt. Ihr Gepräge erhalten hat die Landschaft durch die Wanderschäferei. Durch naturschutzfachliches Beweidungsmanagement werden die Magerrasen vor der Verbuschung bewahrt. So friedlich das Tal da liegt, so bewegt ist seine geologische Geschichte. Die wichtigsten Kräfte sind der Untergrund, Hebungs- und Senkungsvorgänge der Erdkruste, das Klima und unendlich viel Zeit. Bis zum Meteoriteneinschlag im Nördlinger Ries vor 15 Millionen Jahren floss die Urdonau über Rennertshofen nach Dollnstein zur Mündung der Uraltmühl. Durch die kosmische Katastrophe entstand der Altmühl-Rezat-See. Während der Eiszeiten im Quartär kam es zum Eintiefen und Aufschottern der Urdonau. Dadurch schnürte sich der Strom den Weg nach Norden ab. Im Schuttertal fand das Wasser einen neuen Weg nach Osten, der alte Flusslauf fiel trocken. Vor 70.000 Jahren verlegte die Urdonau ihren Lauf weiter nach Süden.
Das Wegekreuz bei Gammersfeld ist der höchste Punkt der Wandertour
Nach einer kurzen Jause leitet uns der schmale Steig hinauf zum höchsten Punkt der Wanderung. Am Wegekreuz bei Gammersfeld warten eine prächtige Fernsicht und Wolfgang Fürmann auf uns. Wir haben uns mit dem ehemaligen 2. Bürgermeister der Marktgemeinde Rennertshofen verabredet, denn er hat maßgeblich an der Wegführung mitgewirkt. „Ich bin bestimmt 100 Kilometer abgelaufen. Es hat nicht viel verändert werden dürfen, wegen dem Naturschutz und den Jagdpächtern.“
Den Wanderweg halten die in der Arbeitsgemeinschaft organisierten Gemeinden instand. Der Aufwand sei nicht unbeträchtlich, betont Fürmann, denn der Urdonautalsteig hat das Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zu bewahren. Der Anteil an naturnahen Wegen muss mindestens 35 Prozent betragen. „Für Wiesenwege gibt’s mehr Punkte wie für Asphalt“, erklärt er.
Danach geht es abwärts und zum Ausgangspunkt. Über Ellenbrunn und Hütting mit seiner Burgruine auf einem Felssporn erreichen wird das Schuttertor, wo wir den Urdonautalsteig rechts liegen lassen und auf dem Radweg die letzten Kilometer zurück nach Wellheim laufen. Dort schließt sich die Runde und wir streben weiter zum Galgenberg, wo im Biergarten des Naturfreundehauses ein prächtiger Tag ausklingt.
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