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18-Jährige Dillingerin trainiert Problempferde auf Hof Wiesental

Wertingen/Dillingen

18-Jährige trainiert Problempferde: „Manche waren irre, als sie zu uns gekommen sind“

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    Der einäugige Rusty hat eine bewegende Vergangenheit. Maya Burgmeier hat ihn zum Schulpferd ausgebildet.
    Der einäugige Rusty hat eine bewegende Vergangenheit. Maya Burgmeier hat ihn zum Schulpferd ausgebildet. Foto: Lioba Reiter

    Auf dem Hof Wiesental in Prettelshofen herrscht reger Betrieb. Maya Burgmeier, ihre kleine Schwester Greta, Bruder Lenz, ihre Mutter und drei Stallmädchen sind regelmäßig dort aktiv. Die 18-Jährige wohnt in Dillingen und reitet für ihr Leben gerne. Seit sie eineinhalb Jahre alt war, ist sie fasziniert von Pferden. Später kam die Begeisterung für Pferde mit außergewöhnlichen Eigenschaften und Problemen dazu. Das habe auch mit dem „Mädchensein“ nicht nachgelassen, erzählt die 18-Jährige. Man merkt ihr sofort an, wie wichtig ihr das Wohl der Tiere ist. „Die Pferde sind meine Familie“, sagt sie. Ihre Mutter ergänzt, dass Maya eine besondere Bindung zu den Tieren habe. „Wenn sie kommt, ist es anders, als wenn wir kommen.“ Viele prägende Ereignisse in Burgmeiers Vergangenheit haben dazu geführt, dass sie nun, mithilfe ihrer Familie, ihren eigenen Hof gegründet hat. Dort trainiert sie Problempferde, gibt Reitunterricht und macht scheinbar Unmögliches möglich.

    Maya hat mit Problempferd Rusty eine besondere Verbindung.
    Maya hat mit Problempferd Rusty eine besondere Verbindung. Foto: Maya Burgmeier

    Das steckt hinter dem Pferdehof von Maya Burgmeier in Prettelshofen

    „Mein erstes Pferd wurde in dem Stall, in dem es untergebracht war, geschlagen und vergiftet“, sagt Burgmeier. Das sei für einen Reiter das Schlimmste, was passieren könne. Sie habe weitere prägende Erfahrungen in Reitställen gemacht, weshalb sie oft die Unterkunft für ihre Pferde wechselte. „Ich habe mich irgendwann nicht mehr allein in den Stall getraut“, erzählt die 18-Jährige. „Wenn du anders bist, musst du immer kämpfen.“ Das gilt auch in der Reiterbranche. „Es stößt oft auf Unverständnis, dass ich anders mit den Tieren umgehe.“ Dass Burgmeier voll und ganz auf das Wohlergehen der Pferde fokussiert ist, sei nicht selbstverständlich und sorge oftmals für Unstimmigkeiten in den Reitställen. Als sie ein Pachtangebot für eine Wiese in Prettelshofen bekam, habe die Familie die Chance ergriffen. Wo vorher Kühe standen, befindet sich seit Frühjahr 2023 Hof Wiesental. Dort leben aktuell neun Pferde und ein Esel als harmonische Herde in Offenstallhaltung. Schon damals als 15-Jährige arbeitete sie gezielt mit Problempferden an deren Schwierigkeiten.

    Jedes Pferd hat eine bewegende Vergangenheit

    Maya Burgmeier absolvierte den „Pferdeführerschein Umgang“ und arbeitete auf anderen Gestüten. So konnte sie Erfahrungen im Stallbetrieb sammeln. Mit ihrem ersten eigenen Pferd Barney entwickelte und verbesserte sie Trainingsmethoden. Nach und nach fanden immer mehr Pferde den Weg auf ihren Hof. „Jedes von ihnen hat eine besondere Geschichte“, so Maya Burgmeier. Mittlerweile bietet die 18-Jährige verschiedene Angebote, wie mobilen Reitunterricht, Problempferdeberitt, Angstreiterunterricht und vieles mehr an. Die Reitstunden finden dabei immer im Einzelunterricht statt. So kann sich die 18-Jährige besser auf den einzelnen Schüler und das Pferd konzentrieren. Beim Unterricht ist ihr wichtig, dass die Schüler nicht nur reiten lernen, sondern auch alles um den Sport herum. „Sie sollen eine Bindung zu den Tieren aufbauen“, erklärt Burgmeier. Inzwischen hat sie zehn Schülerinnen im Einzelunterricht und mehrere Kunden in der Umgebung, die sie persönlich besucht.

    Auf dem Wiesenhof sind Training und Futter auf jedes Pferd individuell abgestimmt. Dabei sind Maya Burgmeier natürliche Zutaten und hochwertiges Mineralfutter besonders wichtig. Sie möchte, dass ihre Tiere gesund sind. Ihre Methode zeigt Erfolge: Die Eselstute Leni hatte, als sie am Hof ankam, mit Stoffwechselproblemen zu kämpfen. Jetzt gehe es ihr dank einer angepassten Ernährung viel besser. Die Pferdeliebhaberin erklärt, sie könne erkennen, was einem Tier fehlt und entscheide dann, wie sie das Futter anpassen muss.

    Am Hof Wiesental in Prettelshofen leben die zehn Pferde gemeinsam in einer Herde.
    Am Hof Wiesental in Prettelshofen leben die zehn Pferde gemeinsam in einer Herde. Foto: Maya Burgmeier

    „Manche Pferde waren irre, als sie zu uns gekommen sind.“

    Burgmeier erzählt, sie sei oft vom Pferd gefallen, wurde um Bäume gewickelt, ist im Galopp vornüber gefallen und vieles mehr. „Manche Pferde waren irre, als sie zu uns gekommen sind.“ Durch das individuelle Training konnte sie mit den Pferden an den Problemen arbeiten und diese überwinden. Sie hatte dabei nie Angst vor den Tieren. „Mein Puls geht mittlerweile nicht mehr hoch, wenn ich runterfalle“, so die 18-Jährige. Burgmeier sei schon immer von schwierigen Pferden angezogen worden und fand diese bereits als Kind toll. Sie gebe den Tieren mit schweren Schicksalsschlägen die Möglichkeit, wieder Pferd zu sein, sagt sie.

    So sieht die Zukunft von Wiesental in Prettelshofen aus

    Finanziell kann sich das Unternehmen noch nicht alleine tragen. Sie sei ihrem Vater sehr dankbar, der sie in ihrem Vorhaben unterstützt. „Wir haben viele Unkosten wie Strom, Pacht, Futter und vieles mehr. Das ist nicht einfach zu stemmen“, so die 18-Jährige. Wenn Burgmeier mehr Zeit für ihr Unternehmen hat, möchte sie die Kosten alleine tragen. Sie ist zuversichtlich, dass ihr Startup gute Zukunftsaussichten hat. „Die Kunden sehen, wie ich mit den Pferden umgehe“, sagt Burgmeier. Außerdem stünden viele weitere Interessenten in den Startlöchern.

    Sobald Burgmeier das Fachabitur in der Tasche hat, will sie eine Ausbildung in einer Fahrzeugsattlerei beginnen. Zu ihren Leidenschaften gehören neben den Tieren nämlich auch Autos und alles, was Räder hat, erzählt sie. Trotzdem ist für sie klar: „Ich will mal was mit Pferden machen.“ Neben ihrer Ausbildung möchte sich die 18-Jährige auf die Entwicklung ihres Unternehmens konzentrieren und Weiterbildungen machen. „Da kommt noch einiges in der Zukunft“, sagt Burgmeier.

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