Die Feier zum 50. Geburtstag erlebte er als Überraschung. Jetzt wird Johann Gebele 60 Jahre. Den Sektempfang samt Häppchen wird es erneut geben. Dieses Mal weiß er Bescheid. In den vergangenen zehn Jahren hat sich für ihn als Bürgermeister so manches verändert. Auf seinem Stuhl im Sitzungssaal des Laugnaer Rathauses erinnert sich der Osterbucher daran zurück, wie er einst exakt in diesem Zimmer zur Schule gegangen ist. Hat er damals schon davon geträumt, Bürgermeister zu werden? Johann Gebele lacht.
Im heutigen Sitzungssaal des Rathauses Laugna ging der Bürgermeister früher zur Schule
Er erzählt von einer schönen Kindheit. „Langweilig war's nie, von November bis Februar sind wir Schlitten gefahren, und auch sonst waren wir immer in der Natur unterwegs.“ Die Eltern hatten eine Nebenerwerbslandwirtschaft. Da war es „ganz normal“, dass er schon früh mithelfen musste – „wie fast alle im Dorf“. Johann Gebele blickt auf eine Zeit, in der er sein Kindsein ausleben durfte. In die Schule kam er dann nach Laugna, die ersten beiden Klassen fanden im Raum der heutigen Kindertagesstätte, die Dritte im heutigen Sitzungssaal statt, danach ging es nach Wertingen.
Heute beherbergt das Gebäude unten das Rathaus und oben den Kindergarten. „Eine der größten Herausforderungen in den vergangenen fünf Jahren“, reflektiert Gebele. „Wir haben das Gebäude komplett umgebaut.“ 26 Kinder in zwei Gruppen mit fünf Angestellten waren hier 2014 noch untergebracht. Heute sind es 63 Kinder in zwei Kindergartengruppen und einer Krippengruppe samt zwölf Angestellten. „Es gibt tatsächlich mehr Kinder“, erzählt der 59-Jährige. Einige seien hergezogen. Zudem pendeln Kinder von Rieblingen, Hettlingen und Geratshofen nach Laugna.
Die Zahl der Kindergartenkinder ist stark angestiegen in den vergangenen Jahren in Laugna
Johann Gebele selbst hat fünf Kinder – von 21 bis 34 Jahren, vier Buben, ein Mädchen. Aufgewachsen ist er mit zwei Brüdern und drei Schwestern. Vom Bürgermeister werden war damals weder die Rede noch der Traum. „Ich wollte immer was mit Holz machen“, erzählt er. So absolvierte Gebele eine Schreinerlehre und arbeitete viele Jahre in dem Beruf. Irgendwann bekam er zunehmend Probleme mit dem Staub, schulte zum Metallbautechniker um und machte sich vor 23 Jahren selbstständig, im selbst erbauten Haus im Garten des elterlichen Anwesens.
Wenig später ließ er sich erstmals in den Gemeinderat wählen, übte das Amt des Feuerwehrkommandanten aus und erklärte sich 2014 bereit, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. „Ich hab gedacht, wenn's passt, dann passt's.“ Dass er letztendlich sehr klar gegen seinen Gegenkandidaten Josef Schrag aus Laugna die Wahl gewann, damit hatte er nicht gerechnet. „Und dann bist du Bürgermeister!“
Die erste Zeit stellte sich als herausfordernd dar. „Vieles in der Verwaltung und im Amt läuft anders als in der freien Wirtschaft“, weiß Johann Gebele heute sehr genau. Zugute kamen ihm seine langjährigen Bauerfahrungen. Beruflich gab er die Bauleitung ab, fokussierte sich auf die Bauplanung, um vor Ort zu sein. Als Bürgermeister sanierte er zunächst die Ortsdurchfahrt Bocksberg, begleitete die Dorferneuerung und baute den Friedhof um. Vieles habe sich in den vergangenen Jahren verändert. „Das Drumherum und die Bürokratie nehmen uns die Zeit für die eigentliche Arbeit.“ Den Bürgern zu vermitteln, warum Verfahren teils ewig lange dauern, empfindet Gebele manchmal als schwierig. Gleichzeitig gehört die Kommunikation zu seinen Stärken. „Ich hab im Kopf, was und wie ich mir etwas vorstelle.“ Das hat ihm vermutlich seine erste Bürgermeisterwahl gesichert – bei der zweiten trat er als alleiniger Kandidat an – und ermöglicht ein „faires, offenes und ehrliches Miteinander“ in seinem Gemeinderat. Solange das gewährleistet ist, mache ihm bei allen Herausforderungen der Bürgermeister-Job Spaß.
Im Moment sagt Laugnas Bürgermeister Gebele: Ich kandidiere wieder
„Dazu brauchst du auch eine Frau, die alles mitträgt, die hinter dir steht“, sagt der Osterbucher, „sonst geht es nicht.“ Die fühlt er mit Birgit Gebele an seiner Seite. Im Moment kann er sich gut vorstellen, noch eine Wahlperiode weiterzumachen, sprich im kommenden Jahr erneut als Bürgermeister zu kandidieren. Und wenn es ihm zwischendurch zu viel wird, hat er weiterhin die Natur und ein Überbleibsel aus der ehemaligen Landwirtschaft: „Ein Wildgehege am Waldrand, wo Wildschafe die Streuobstwiesen abfressen.“
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