Blickt man auf Methoden zur Bestrafung aus vergangenen Zeiten, sind diese aus heutiger Sicht oft kaum mehr vorstellbar. Das Heimatmuseum Wertingen hat einige Objekte, mit denen man die Strafverfolgung der Vergangenheit studieren kann. So besitzt es eine Halsgeige und mehrere eiserne Hand- und Fußschellen. Eine Fußschelle ist als Objekt des Monats Februar ausgestellt. Dabei handelte es sich um eine Fußschelle von zylindrischer Form, die eine kreuzförmig ausgeschnittene Schließkappe besitzt. Durch diese wurde das Vorhängeschloss gesteckt, das eine Kette hielt.
Die Fußfessel war im 17. und 18. Jahrhundert in Gebrauch. Mit ihr konnten Angeklagte fixiert werden. Das Fußeisen mit Scharnier weist deutliche Korrosionsspuren auf. Das ist wenig verwunderlich, wurde es doch vor Jahren im Wald bei Zusamaltheim ausgegraben. Das Heimatmuseum besitzt insgesamt drei einzelne Fußfesseln (zwei davon sind aus Gottmannshofen) und zwei Fußfessel-Paare, die mit einer schweren Eisenkette verbunden sind (ein Paar stammt aus Gottmannshofen). Zudem gehört dem Museum auch ein Paar Handschellen. Obendrein ist es im Besitz einer Doppelhalsgeige. Mit ihr konnten Hals und Handgelenk zweier streitsüchtiger Personen nebeneinander in Position gebracht werden. Die Halsgeige stammt aus Wertingen.
Einige Instrumente des Strafvollzugs aus Wertingen befinden sich in München
Die meisten der genannten Exponate des Strafvollzugs sind im zweiten Untergeschoss des Wertinger Schlosses im Gang zum Verlies untergebracht. Material, Gewicht und Größe verursachen bei dem zeitgenössischen Museumsbesucher oftmals Unbehagen allein bei der Vorstellung, wie die schwere Fußfessel das Fußgelenk in kürzester Zeit aufrieb. Die Art der Bestrafung diente damals auch der Abschreckung.
Zu Bekanntheit gelangte der bemalte Wertinger Schandmantel durch die Ausstellung „Hundert Schätze aus 1000 Jahren“ im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg, die von September 2019 bis März 2020 zu sehen war. Der Mantel stammt aus dem Jahr 1775 und kam 1862 aus dem königlich-bayerischen Landgericht Wertingen ins Bayerische Nationalmuseum nach München. Beim Schandmantel handelt es sich um eine glockenförmige, unten offene Holztonne zum Aufklappen, die oben ein Loch aufweist, durch das der Kopf gesteckt wird. Mit ihm wurden Schandstrafen für kleinere Vergehen geahndet.
Zu den Schandstrafen zählte in den meisten Orten vor allem das Prangerstehen oder -sitzen, bei dem die Verurteilten an einem öffentlichen Platz eine festgelegte Zeit lang angekettet wurden. Das Anlegen eines als Halsgeige bezeichneten Klappbretts zur Fixierung der Hände und des Kopfs war weit verbreitet. Eine entsprechende Tafel vermerkte das Vergehen des Delinquenten. Das Bayerische Nationalmuseum München besitzt neben dem Schandmantel noch andere Gegenstände des Strafvollzugs aus Wertingen: eine Fußschelle, eine Halsgeige und zwei Stöcke aus Eichenholz. Unter einem Stock versteht man eine mit Löchern versehene Konstruktion aus Holzbrettern und Balken, mit der man Beine und gegebenenfalls Arme eines Verurteilten umschließen konnte.
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