Panini bekommt Gesellschaft - Viel Konkurrenz bei WM-Sammelbildern
Pünktlich zur WM gibt es wieder Fußball-Sticker. Der italienische Vorreiter Panini hat längst Konkurrenz bekommen. Die deutschen Supermärkte übertrumpfen sich mit Angeboten.
Es steckt kleinen wie großen Männern im Blut, das Jagen und Sammeln. Muss ein solcher auch heute nicht mehr zum Speer greifen, wenn der Magen gefüllt werden will, so kann er doch wenigstens einen Drang stillen: seine Sammelleidenschaft. Pünktlich zur Fußball-WM machen sich einige Firmen dieses Bedürfnis zunutze, und wollen mit Stickern oder Sammelkarten zum sportlichen Großereignis punkten. Doch die Konkurrenz wird immer größer.
Panini ist lang nicht mehr der einzige Anbieter der Bildchen
Heute lockt nicht mehr nur Fußball-Bildchen-Urgestein Panini. Supermärkte wie Edeka, Rewe oder Real haben eigene Aktionen, bei denen es die Sammelbilder als Bonus gibt. In der Rolle des „Vorreiters“ solcher Kampagnen sehen sich etwa Real und Rewe gerne und bezichtigen sich zum Teil gegenseitig der Nachahmung.
Panini stört sich an der Konkurrenz nicht. „Das Angebot anderer Sammelkarten wirkt sich nicht wirklich auf uns aus“, sagt Christine Fröhler von Panini Deutschland. Die italienische Unternehmensgruppe mit Sitz in Modena habe Sammelalben mit allen 32 Nationen der Fußball-WM und weltweit die einzige offizielle Lizenz der Fifa.
Die Sammelbilder von Edeka und Real sind auch Spielkarten
Während Sammelfreunde die Panini-Tütchen kaufen müssen, gibt es bei den Aktionen von etwa Rewe, Edeka und Real die Bilder ab einem bestimmten Einkaufswert als Bonus obendrauf. Angesichts der zunehmenden Konkurrenz lassen sich die Firmen etwas einfallen, um ihre Kampagnen attraktiver zu machen, als die der anderen Wettbewerber. Edeka begnügt sich nicht nur mit Stickern von Fußballern. Im Sammelheft „Entdecke Brasilien“ stehen auch viele Infos über den Austragungsort der WM. Außerdem kann mit den Karten von Edeka, wie auch von Real gespielt werden. Von letzterer Firma gibt es außerdem eine zugehörige App.
Die Fans sehen das Geschäft mit den Sammelbildern mehr als kritisch. „Die machen das nur, um Kunden zu locken“, sagt Christian Lamping. Er hat im niedersächsischen Lohne einen Laden für Sticker und Sammelbilder aller Art eröffnet. Das Geschäft damit läuft, von der aktuellen Panini-Serie zur WM hat er bereits zwei Paletten mit tausenden von Stickern verkauft. Dass die Bilder bei Kindern so beliebt sind, hänge oft von den Eltern ab. „Die haben damals gesammelt und das an ihre Kinder weitergegeben“, erklärt Lamping.
Lamping: "Panini wird am meisten gekauft"
Obwohl er auch die Karten von Rewe oder die Sticker von Ferrero anbietet, sagt er ganz klar, „Panini wird am meisten gekauft“. Die Kinder wollen oft einzelne Bilder, die ihnen noch fehlen, um ihr Album zu vervollständigen. Dies bestätigt Panini-Sprecherin Christine Fröhler: „Besonders die Deutschen bestellen viel und oft nach.“ Lachend vermutet sie, dass das wohl an der leistungsorientierten Mentalität der Deutschen liegt. Da müsse eben auch ein Sammelalbum „perfekt“ sein. Als perfekt könnte so mancher Fan sein Album auch nur sehen, wenn auch tatsächlich alle Spieler des WM-Kaders darin vorkommen – und keine anderen bitteschön!
Stefan Kießling und Rene Adler sind nur als Sammelbildchen im WM-Kader
Doch hier liegt das große Problem der Firmen begraben. Für Produktion und Verbreitung der Bilder ist einige Zeit vonnöten. Redaktionsschluss, bei dem alle Motive feststehen müssen, ist daher meist schon bis zu einem halben Jahr vor der Weltmeisterschaft. Jogi Löw lässt sich jedoch bei der Wahl seiner Spieler weitaus mehr Zeit. Das Ergebnis: Stefan Kießling und Rene Adler fahren mit zur WM – aber nur als Klebe-Bildchen.
Rewe hat sich für diesen Fall gewissermaßen abgesichert. Das Unternehmen arbeitet direkt mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) zusammen. Deshalb werde ein DFB-Kader abgebildet, der nicht zwingend mit der WM-Mannschaft übereinstimmen muss, sagt Rewe-Sprecher Thomas Bonrath. Auch Real erklärt, man wolle nicht nur den Kader zeigen, sondern „grundsätzlich das Fußballfieber entfachen“.
Am Ende muss nur das Album voll sein
Panini ist es in diesem Jahr gelungen, den 17-köpfigen Kader der Deutschen richtig zu prognostizieren. „Das macht unsere Redaktion in Italien. Das sind Fußballkenner, zum Teil ehemalige Sportjournalisten, die das seit Jahren für uns einschätzen“, erklärt Christine Fröhler. Richtigen Sammlern dürfte es wohl egal sein, ob ein Mario Gomez nun abgebildet ist oder nicht. Am Ende zählt für sie nur, ob das Album voll ist.
Das gilt übrigens auch für Mädchen. Denn die sollen mancherorts auch schon beim Sammeln gesichtet worden sein.
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