Je mehr Faschingskrapfen herumgereicht werden, desto näher rückt das Zwischenzeugnis – und damit die Bewerbungsphase für die Ausbildung vieler Schülerinnen und Schüler. Doch wie soll es weitergehen? Handwerk oder Wirtschaft? Bewegung oder Büro? Antonia Bunk, 19, hat sich für einen Mittelweg entschieden: Sie macht eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik.
Von tonnenschweren Papierrollen und Kugelschreibern
Ihr gefällt es so gut, dass sie als Ausbildungsscout nach neuen Bewerbern fischt. Dabei motivieren sie drei Aspekte. Erstens, dass es bei ihr um mehr als Staplerfahren geht. Zweitens, dass Logistikabteilungen für Produktionsfirmen immens wichtig sind. Und drittens, dass sie einen Beitrag leisten kann, mehr Frauen für den Beruf zu begeistern.

Im schönen Zusamtal bei Buttenwiesen versteckt sich die Firma Surteco, etwa auf halber Strecke zwischen Dillingen und Donauwörth. Hier werden jeden Tag tausende Kilometer Papierfolien gedruckt und mit Holzoptik oder auch Marmordesign versehen. Es ist ein Multimillionen-Euro-Geschäft, das es Menschen ermöglicht, günstige Möbel oder Fußböden zu kaufen, ohne dabei auf Design verzichten zu müssen. Denn echte Vollholzmöbel oder Marmorböden sind teuer – und Spanplatten oder Kunststoffböden ohne Aufdruck wirken öde.
Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik: So ist die Arbeit bei Surteco
Zwischen vorbeisausenden Papierrollen und riesigen Druckerpressen liegt Antonias Büro. Ihre Aufgabe ist es, Ordnung zu halten. Über alles, was in die Halle kommt und geht: Dazu zählen in erster Linie die vielen tonnenschweren Papierrollen und Farbbehälter, aber auch Werkzeuge, und kleinere Dinge wie Sicherheitsschuhe bis hin zum Kugelschreiber. Das macht sie im elfköpfigen Team der Logistikabteilung.

„Die meisten denken, dass wir nur Staplerfahren. Aber es ist viel mehr. Ich kontrolliere den Wareneingang, arbeite mit dem SAP-System und verteile Waren innerhalb der Firma“, berichtet die 19-Jährige. Dann öffnet sie eine Tabelle und tippt „0022“ in ein kleines Feld. Das ist der Firmencode für den Standort. Surteco hat 41 weltweit. Alles wird genauestens erfasst. Mit wenigen Klicks kann Antonia sehen, wann welche Waren und in welcher Stückzahl durch die Tore wandern.

Um 9.30 Uhr hat sie zum Beispiel schon die Ankunft von 1200 Behältern Melaminharz, 5000 Behältern Druckerfarbe und 50 Karabinerhaken organisiert. Fehlt etwas, bespricht sie das mit der Einkaufsabteilung. Ist die Bestellnummer falsch, geht sie dem nach. Daneben managt die Auszubildende im dritten Lehrjahr auch Paketsendungen der Post und verwaltet das Lager für Arbeitsmaterialien. Wer etwa ein neues Paar Arbeitsschuhe möchte, ist bei ihr richtig.
„Mir gefällt es, weil man abwechselnd im Büro und auf den Beinen ist“, sagt Antonia. Staplerfahren würde sie nur gelegentlich. Das sei die Hauptaufgabe der sogenannten Fachlageristen – ein anderer Ausbildungsberuf mit stärkerem Fokus auf das Bewegen von Gütern.

Die Surteco Group SE hat 2023 rund 835 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet – allein in Buttenwiesen arbeiten 470 Mitarbeitende. Wer in dieser Größenordnung Waren herstellt, muss auf hochgradig durchstrukturierte Abläufe setzen. Deshalb sagt Abteilungsleiter Roland Reiter, seit 36 Jahren im Betrieb: „Ohne Logistik würde nichts gehen. Wir sind wie ein Dienstleister innerhalb der Firma und beliefern die Produktion. Wir arbeiten mit der internen Schlosserei, mit der Werkstatt und so weiter.“
Als Ausbildungsscout macht Antonia jungen Bewerberinnen an Schulen Mut
Reiter legt daher großen Wert auf Sorgfalt und gute Teamarbeit. Peu à peu lernen Azubis die Abläufe, so, dass sie in Fleisch und Blut übergehen. Gearbeitet wird 40 Stunden pro Woche.
Dass Antonia auch für die IHK als Ausbildungsscout aktiv ist und in Schulklassen geht, um Begeisterung für den Beruf zu wecken, hat auch mit dem Frauen-Männer-Verhältnis in ihrer Schulklasse zu tun: Es beträgt eins zu fünf. Ihr Eindruck ist: Viele Mädchen trauen sich nicht in die Logistik, aus Sorge, von anderen Jungs veräppelt zu werden. „Ich antworte ihnen dann immer: ‚Die Jungs sollen sich zusammenreißen – weil ihr das genauso gut könnt!‘“
Der Beruf in Kürze
- Berufsbild: Fachkräfte für Lagerlogistik sind in Industrie-, Handels- und Speditionsbetrieben tätig. Sie planen und organisieren Logistikprozesse, dazu gehört die Entladung von Gütern, das Sortieren und die Lagerung von Waren. Im Warenausgang planen sie Auslieferungstouren und ermitteln die günstigste Versandart.
- Voraussetzung: Mittlere Reife (Fachkraft für Lagerlogistik), Fachlagerist (Mittelschulabschluss)
- Ausbildungsvergütung pro Monat (brutto): 1. Lehrjahr: 650–1140 Euro, 2. Lehrjahr: 750–1200 Euro, 3. Lehrjahr: 880–1300 Euro. (Quelle: IHK Schwaben)
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