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Bahn streicht Familienreservierung: Der Ärger wächst

Deutsche Bahn

Reservierung für Familien wird doppelt so teuer – Ärger über die Bahn wächst

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    Mit ihrem Plan, die Familienreservierung abzuschaffen, hat die Bahn die Politik gegen sich aufgebracht.
    Mit ihrem Plan, die Familienreservierung abzuschaffen, hat die Bahn die Politik gegen sich aufgebracht. Foto: Daniel Bockwoldt, dpa (Symbolbild)

    44 Euro statt 20,80 Euro: Mit dem Wegfall der Familienreservierung steigt die Reservierung für eine vierköpfige Familie um mehr als hundert Prozent, rechnet der Fahrgastverband Pro Bahn vor. Ab dem 15. Juni will die Deutsche Bahn keine Familienreservierung mehr anbieten. Das sorgt für massive Kritik.

    „Es kann nicht sein, dass Familienreservierungen gestrichen werden, während Züge oft genug überfüllt sind und immer unpünktlicher werden“, sagte CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus Holetschek unserer Redaktion. „Wenn Familien mit Kindern nur noch auf dem harten Boden sitzen oder zwischen Koffern eingeklemmt stehen müssen, können wir die Mobilitätswende gleich vergessen.“ Die Bahn sei mittlerweile ein Imageproblem für Deutschland.

    Die Bahn erhöht die Preise für Reservierungen

    Bislang hatte eine Familienreservierung für bis zu fünf Personen in der zweiten Klasse lediglich 10,40 Euro für eine Fahrt gekostet, in der ersten Klasse lag der Preis bei 13 Euro. Das will die Bahn nun abschaffen, sodass jedes Familienmitglied eine eigene Reservierung braucht. Den Preis für die Reservierung hebt die Bahn ebenfalls an: Eine Reservierung in der zweiten Klasse ist nun 30 Cent teurer und kostet 5,50 Euro, in der ersten Klasse erhöht sich der Preis um 40 Cent auf 6,90 Euro. Die Reservierung für eine vierköpfige Familie beträgt nun für eine Einzelfahrt 22 Euro, für Hin- und Rückfahrt 44 Euro. Die Regelung, dass Kinder bis 14 Jahre kostenlos mitfahren, bleibt erhalten. Familien brauchen für ihre Kinder also lediglich eine Reservierung.

    Preiserhöhungen, die zulasten von Familien gehen, passten nicht in die Zeit, findet auch Verbraucherschutzministerin Stefanie Hubig (SPD). „Ich würde es sehr begrüßen, wenn die Verantwortlichen ihre Pläne noch einmal überdenken“, sagt sie der Funke-Mediengruppe. Gerade Familien seien darauf angewiesen, zusammensitzen zu können.

    Für Familien ist der Preis bei der Entscheidung für die Bahn wichtig

    Der Fahrgastverband Pro Bahn teilt die Kritik aus der Politik. „Insbesondere bei Reisen mit Familie sind die Kosten gegenüber dem Auto ein wichtiges Entscheidungskriterium“, sagte Jörg Bruchertseifer, Tarifexperte des Verbands. Er forderte die Politik dazu auf, umweltfreundliches Reisen auch für Familien mit Kindern preislich attraktiv zu gestalten.

    Die Bahn ist zu 100 Prozent Eigentum des Bundes und wird vom Verkehrsministerium beaufsichtigt. Tarek Al-Wazir (Grüne), Vorsitzender im Verkehrsausschuss des Bundestags, betonte im Deutschlandfunk allerdings, dass das Parlament deshalb nicht die Fahrpreise bestimmen könne. Dennoch könne die Bundesregierung als Eigentümerin der Bahn sagen, was sie erwartet. „Die Bahn wäre gut beraten, die Preissteigerung zurückzunehmen, noch dazu in einer Zeit, in der die Leistung der Bahn schlecht ist“, findet Al-Wazir. Die Zukunft der Bahn werde zeitnah gemeinsam mit Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) besprochen. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Bahn insgesamt in einen besseren Zustand kommt“, sagte Al-Wazir. Kritik an den Preiserhöhungen gab es auch von der Linken und der AfD.

    Die Bahn wird noch unpünktlicher

    Unmut löst auch die neueste Statistik zur Bahn-Pünktlichkeit aus: Im Mai erreichten nur 62 Prozent der Züge ihr Ziel ohne größere Verzögerungen. Damit war die Pünktlichkeit der Bahn 1,1 Prozent schlechter als im Mai vergangenen Jahres, obwohl inzwischen die wichtige Strecke Frankfurt/Main und Mannheim saniert wurde. Eigentlich versprach die Bahn eine Pünktlichkeit von 65 bis 70 Prozent. Konzern-Digitalvorständin Daniela Gerd tom Markotten nannte in der Frankfurter Allgemeinen die Infrastruktur als einen der Hauptgründe für Verspätungen und Zugausfälle. „Diese ist zu alt, zu voll und zu störanfällig.“ Die zahlreichen Baustellen zur Sanierung des Netzes bremsten die Fernzüge aus.

    Das Angebot der Bahn ist derzeit nicht attraktiv genug

    Die Bahn befindet sich zurzeit in einem auf Jahre angelegten Sanierungsprozess. Dazu gehören Generalsanierungen von viel befahrenen Strecken wie die zwischen Juli und Dezember 2024 während einer Totalsperrung sanierte Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Mit den großangelegten Sanierungen soll die Störanfälligkeit reduziert und die Zuverlässigkeit verbessert werden. Bis die Kunden das merken, dürften allerdings noch Jahre vergehen.

    Der SPD-Fraktionschef Matthias Miersch sagte vor diesem Hintergrund im Zusammenhang mit den Preiserhöhungen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Ich hoffe, dass es noch ein Umdenken gibt. Die Bahn ist nicht so attraktiv, dass man sich solche Preissprünge einfach mal leisten kann.“ (mit dpa)

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    3 Kommentare
    Herbert Langenmair

    Man stelle sich mal vor Fluglinien würden auch mehr Tickets verkaufen als Sie Plätze im Flugzeug haben !!! Bei der Bahn ist aber nichts unmöglich.

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    Robert Miehle-Huang

    "Man stelle sich mal vor Fluglinien würden auch mehr Tickets verkaufen als Sie Plätze im Flugzeug haben !!!" Tun sie doch, nennt sich "Überbuchung". Die Fluggesellschaften gehen immer von einem bestimmter Prozentsatz von "No-Shows" aus, also Passagieren, die den gebuchten Flug nicht antreten. Wollen Sie bei der Bahn sicher einen Sitzplatz, müssen Sie halt reservieren, ganz einfach.

    Franz Xanter

    Warum stellt man sich eigentlich nicht die Frage, warum "Familien mit Kindern nur noch auf dem harten Boden sitzen oder zwischen Koffern eingeklemmt stehen müssen"? Ja, warum ist das denn so. Würde man ausreichend Kapazität bereitstellen, dann würde solch ein Problem gar nicht erst auftreten! Und außerdem bei diesen Pünktlichkeitsgegebenheiten der Bahn, wer möchte da schon Bahn fahren?

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