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Bunker aus dem Katalog: Berliner Firma will Schutzräume massentauglich machen

Kriege

Das Geschäft mit der Angst: Berliner Firma bietet Bunker aus dem Katalog

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    Blick in einen Bunker der Firma BSSD-Defence.
    Blick in einen Bunker der Firma BSSD-Defence. Foto: BSSD-Defence

    Sie sind massiv, bedrückend und schützen gegen so ziemlich alles – auch gegen atomare Strahlung. Die Nachfrage nach Bunkern und Schutzräumen ist durch den russischen Angriffskrieg in die Höhe geschnellt und seitdem konstant auf einem hohen Niveau. Eine positive Entwicklung ist das zumindest für die Berliner Firma BSSD-Defence GmbH, die Abkürzung steht für Bunker Schutzraum Systeme Deutschland. Das Familienunternehmen profitiert von der unsicheren geopolitischen Lage und will seine Produkte einer breiten Zielgruppe anbieten. Dafür will BSSD in Zukunft mit einer Baumarktkette zusammenarbeiten. Zudem sollen im kommenden Jahr öffentliche Schutzräume ausgebaut werden.

    Der Eingang „Am Kupfergraben 6“ hat keine Klingel, wenige Stufen führen hinab in die Geschäftsräume von BSSD-Defence. Eine Haustür weiter wohnt die ehemalige Bundeskanzlerin, Angela Merkel. Unternehmer Mario Piejde geht voran in einen fensterlosen Raum mit trübem Licht, die Wände sind weiß gestrichen, gerahmte Bilder zeigen Stahltüren und robuste Mauern. „In unserem Konferenzraum wollen wir den Besuchern ein erstes Gefühl von einem fensterlosen Raum wie in einem Bunker vermitteln“, erzählt Piejde. Er und seine Frau Katrin Piejde leiten den Familienbetrieb, der in Deutschland wenig Konkurrenz fürchten muss.

    Schutzräume helfen auch bei Naturkatastrophen

    Schutzräume, mobile Bunker und Zubehör sowie der Ausbau von Bestandsgebäuden sind das Kerngeschäft von BSSD. Die Einrichtungen können nicht nur gegen einen Angriffskrieg schützen. Auch bei zivilen Unruhen, Industrieunfällen und Naturkatastrophen kann so ein Raum helfen. Das Unternehmen ist dafür europaweit aktiv, besonders in osteuropäischen Ländern wie Polen sei die Nachfrage hoch.

    Der Großteil der Kunden sind laut Piejde „normale Leute, die im Berufsleben stehen“. 70 Prozent der Kunden seien weiblich. Die meisten kauften einen Schutzraum für die Familie, immer wieder schließen sich auch mehrere Familien zu Baugemeinschaften zusammen. Zudem gebe es bei Firmen Interesse für eine Bunkereinrichtung auf dem Gelände.

    Wer seinen Bunker nach individuellen Wünschen errichten möchte, zahlt schnell einen hohen Preis dafür. Damit die Produkte auch für Normalverdienende erschwinglich sind, stellt das Unternehmen Einzelteile serienmäßig her. Kunden, die sich durch den Online-Shop klicken, können Schutzräume und Zubehör in den Warenkorb legen. Der kleinste Bunker mit einer Größe von knapp zehn Quadratmetern kostet 79.000 Euro, Gasfilteranlage, Trocken-WC und Panzertür inklusive. Weiteres Zubehör wie Videoanlage und Wassertank muss extra gekauft werden. Zusätzlich können Abschreckungsmechanismen wie Rauch- oder Tränengaswerfer eingebaut werden.

    Bunker für Privatpersonen: Innenausstattung der Räume ist variabel

    Die Innenausstattung kann ebenfalls sehr unterschiedlich ausfallen: Manche Kunden wollten lediglich einen bestehenden Kellerraum für den Notfall explosionssicher ausbauen, andere richten sich laut Piejde großzügiger ein, mit Billardplatte, Dusche und Küchenausstattung. Der Wasseranschluss wird dann mithilfe robuster Ventile explosionssicher gelegt, Piejde sagt allerdings auch: „Je weniger Wasserleitungen, umso sicherer ist so ein Schutzraum, denn Leitungen können auch reißen.“

    Sollte es tatsächlich irgendwann zu einem Ernstfall kommen, schätzt Piejde bei den Schutzräumen nicht den physischen Schutz als größtes Problem ein. Die psychische Belastung, mit mehreren Menschen auf engem Raum eingepfercht zu sein, sei im Extremfall die größere Problematik. „Die meisten kriegen ja nicht mal Weihnachten hin“, sagt der Berliner.

    Um es Interessenten möglichst einfach zu machen, bietet BSSD seine Produkte im Katalog des Discounters Norma an. Da gibt es dann zwischen Picknickdecke und Rotwein Angebote für eine Luftfilteranlage gegen chemische Kampfstoffe und einen mobilen Panikraum. Zudem will BSSD zukünftig mit einer „großen Baumarktkette“ kooperieren, so Piejde. Den Namen mag er noch nicht nennen, es soll sich aber um eine bekannte Marke handeln.

    Doch auch trotz der Angebote kann sich nicht jeder Haushalt einen eigenen Schutzraum leisten. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) befasst sich derzeit mit einem Schutzkonzept, das flächendeckend öffentliche Zufluchtorte ermöglichen soll. Die Bundesländer warten auf ein Resultat. Piejde vermutet, dass Zufluchtsorte dann unter öffentlichen Einrichtungen wie Rathäusern und Krankenhäusern ausgebaut werden. „Da gibt es ohnehin schon Leuchtturmprojekte mit Notstrom und Ausleuchtung“, sagt der Unternehmer. Aber auch Tiefgaragen und U-Bahnhöfe könnten als Schutzräume dienen.

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