Verdi-Vize Behle: „Der Sommer an den Flughäfen wird chaotisch“
Exklusiv Die stellvertretende Verdi-Chefin Christine Behle befürchtet wegen des Personalmangels an den Flughäfen massive Flugausfälle. Sie sagt: "Es wird dramatisch."
Seit Wochen gibt es an Deutschlands Flughäfen massive Probleme wegen Personalmangels in der Branche, allein die Lufthansa will im Juli 900 Flüge in München und Frankfurt streichen. Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Christine Behle, sagt, dass dies nur der Anfang sei. „Der Sommer wird chaotisch“, sagte Behle in einem Gespräch mit unserer Redaktion. „Diese Situation hat sich über Jahre entwickelt. Die Pandemie hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“
Ursache der jetzigen Lage sei der europäische Zwangswettbewerb an den Flughäfen und die damit einhergehenden Einsparungen an Personalkosten um 30 bis 40 Prozent durch Outsourcing und Tarifflucht. Der vorübergehende Lockdown an den Flughäfen habe darüber hinaus bei Dienstleistern zu Kurzarbeit und Entlassungen geführt, zudem hätten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pandemie andere Jobs gesucht. Dieses Personal fehle jetzt massiv, wo die Zahl der Buchungen für Flugreisen wieder deutlich steigt. „Es wird dramatisch werden“, so Behle, die auch stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei der Lufthansa ist.
Verdi-Vize Behle: Lage am Flughafen München noch nicht dramatisch
„Das Wichtigste in dieser Lage ist, dass schnell mehr Personal angeworben wird und Dienstleistungen wieder selbst von den Flughafengesellschaften erbracht und die Beschäftigten dort angestellt werden.“ Zudem müsse der europäische Wettbewerbsdruck, der ja noch verschärft werden soll, ein Ende haben. „Hier sehe ich die Bundesregierung an unserer Seite.“
Vom Personalmangel in allen Dienstleistungsbereichen am Boden wie Sicherheitskontrolle, Check-In oder Gepäckabfertigung seien besonders die großen Flughäfen wie Frankfurt, Hamburg, Berlin und Düsseldorf betroffen. Auch in München fehle Personal, allerdings sei die Lage dort noch nicht dramatisch, weil das Sicherheitspersonal nicht bei einer Privatfirma angestellt sei, sondern bei einer Firma im Staatsbesitz, die nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes, also besser bezahlt.
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