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Trend hält an: Camping im Wohnmobil wird immer beliebter

Ferien

Urlaubstrend Wohnmobil: Freiheit auf vier Rädern

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    Camping-Urlaub ist nicht erst seit Corona beliebt. Doch die Pandemie wirkte als Verstärker des Trends.
    Camping-Urlaub ist nicht erst seit Corona beliebt. Doch die Pandemie wirkte als Verstärker des Trends. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild)

    Seit etwas mehr als zweieinhalb Wochen sind sie inzwischen unterwegs, erzählt Alisia. „Uns gefällt’s so gut, dass wir schon weitere Pläne schmieden und uns überlegen, wo es als Nächstes hingehen könnte“, verrät die 28-Jährige. Sie ist derzeit in den Flitterwochen mit ihrem Ehemann Leon und dem Hund Theo. Doch anstatt einer Fernreise mit Flug entschied sich das Paar für einen Urlaub im Campingbus. „Wir haben überlegt, was wir machen können, ohne den Hund abgeben zu müssen“, sagt Alisia. Nach kurzer Recherche stießen sie auf Camping. Allerdings war die Bedingung, trotzdem etwas Komfort zu haben und flexibel zu bleiben. So entschied sich das Paar zum ersten Mal für ein Reisemobil.

    Alisia und Leon sind nicht die Einzigen, die den Campingurlaub für sich entdeckt haben. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Campingwirtschaft in Deutschland einen neuen Rekord mit 42,3 Millionen Übernachtungen auf Campingplätzen. Das ist etwa fünf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Gleichzeitig wird das sogenannte Caravaning beliebter, also Campingurlaub mit einem Wohnmobil, Wohnwagen oder einem Campervan. Seit 2019 nahm die Zahl der Neuzulassungen von Freizeitfahrzeugen dem Caravaning Industrie Verband (CIVD) zufolge zu und war während der Coronapandemie am höchsten. Zuletzt sank die Zahl der Neuzulassungen wieder etwas, bleibt aber auf hohem Niveau. Der CIVD verzeichnet allein im ersten Halbjahr 2024 ein Plus von mehr als sieben Prozent bei neu zugelassenen Freizeitfahrzeugen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit gibt es fast 1,7 Millionen Freizeitfahrzeuge in Deutschland. Am Wochenende trifft sich die Branche beim Caravan-Salon in Düsseldorf, einer der größten Messen dieser Art.

    Camping wurde vom günstigen Urlaub zu einem Lifestyle

    Küchenzeile, eine Toilette, eine Dusche und ein Bett: Das alles zählt zur Ausstattung des Reisemobils mit dem Alisia und Leon durch Frankreich reisen. Gemietet haben sie es bei einem Unternehmen aus Stadtbergen, das an Augsburg grenzt. Für zwei Personen sei dies ideal, „noch ein Kind in dem Modell wäre sportlich“, sagt Alisia. Die 28-Jährige ist begeistert von der für sie noch ungewohnten Art des Reisens. Die drei starteten von Augsburg in Richtung Frankreich, sahen sich die Normandie und Bretagne an. Als nächstes Ziel steht Biarritz in Südfrankreich an, der Rückweg soll über die Pyrenäen führen.

    Alisia mit ihrem Ehemann Leon und dem Hund Theo. Insgesamt dreieinhalb Wochen ist das Paar in dem Campervan unterwegs.
    Alisia mit ihrem Ehemann Leon und dem Hund Theo. Insgesamt dreieinhalb Wochen ist das Paar in dem Campervan unterwegs. Foto: Alisia/privat

    „Camping ist nicht mehr das, was es mal vor 20 Jahren war, sondern es wird mehr und mehr zu einem Lifestyle-Thema“, erklärt Frank Schaal, Geschäftsführer des Bundesverbands der Campingwirtschaft in Deutschland (BVCD). Der Trend verlaufe seit etwa 25 Jahren stetig nach oben, und das europaweit. Mittlerweile gibt es auch für Campingplätze die aus der Hotellerie bekannte Sterneklassifikation. Auch die Vorstellungen von einem Campingurlaub haben sich geändert. Die einen verstehen darunter die traditionelle Übernachtung mit dem Zelt, andere sind mit ihrem Wohnmobil unterwegs, die nächsten buchen sich eine kleine, eingerichtete Hütte am Zeltplatz, ein sogenanntes Mobile Home. Eine Variation davon ist „Glamping“, also glamouröses Camping, bei dem die Gäste in einem schicken Zelt mit richtigem Bett schlafen.

    Entwicklung: Jüngeres Publikum und eher mit Wohnmobil oder Campervan unterwegs

    Auch wenn es in den vergangenen Jahren teurer wurde, ist Camping immer noch etwas günstiger als andere Reiseformen, erklärt Schaal: „Es ist ein riesiges Thema für Familien.“ Das liegt an der Inflation und daran, dass die Plätze viel in ihre Infrastruktur investiert haben, so der BVCD-Geschäftsführer. Besonders die Ost- und Nordsee, das Allgäu sowie das Mosel- und Donautal seien bei deutschen Campingurlaubern besonders beliebt. Diese sind durchschnittlich auch jünger als ein „normaler“ Reisender. Wie eine Auswertung von Buchungsdaten der Plattform „Camperdays“ herausfand, waren im vergangenen Jahr 58 Prozent der Camping-Reisenden 45 Jahre alt oder jünger.

    In den vergangenen Jahren war Schaal zufolge die Nachfrage nach Freizeitfahrzeugen „exorbitant hoch“. Einer Umfrage des Deutschen Institut für Tourismusforschung zufolge übernachteten im Jahr 2023 mehr als Dreiviertel der Camperinnen und Camper auf einem Zeltplatz in einem Reise-, Wohnmobil oder Campervan. Damit haben die Reisenden eine gewisse Freiheit, wie sie Alisia und Leon derzeit auch genießen.

    Dauercamper werden gekündigt für mehr Stellplätze für Urlauber

    „Dieses flexible Dahinfahren und nichts vorher buchen – da mussten wir erst ein bisschen reinwachsen, weil wir schon gerne die Sicherheit haben, einen Platz zu bekommen“, berichtet Alisia. Über eine App sucht das Paar einen passenden Stellplatz. Besonders günstig sei der Urlaub mit dem Campervan aber nicht, das Paar fährt oft über die Autobahn und muss deshalb einige Mautgebühren sowie die Gebühren des Campingplatzes zahlen. Trotzdem gefällt Alisia die Art des Reisens: „Man erlebt viel mehr.“

    Doch mehr Wohnmobile auf den Straßen verändern auch die Campingplätze, berichtet der BVCD-Geschäftsführer. So stellen sich Campingplätze spezieller auf ihr Publikum ein, richten etwa mehr Glampingzelte ein oder gestalten den Platz für neue Zielgruppen um. Zudem gehen die Zahlen der Dauercamper-Plätze zurück, also diejenigen, die langjährig auf einem Zeltplatz stehen und dort viel Zeit verbringen. „Manchmal ist es natürlich herzzerreißend, wenn ältere Leute da sind, die ihr halbes Leben auf den Campingplätzen dort verbracht haben und auf einmal keinen Dauerstellplatz mehr haben“, erzählt Schaal. Gleichwohl hätten die Betreiber der Zeltplätze ein Recht darauf, auf die Veränderungen im Markt zu reagieren und sich entsprechend anzupassen. Die Nachfrage nach touristischen Stellplätzen auf Campingplätzen nehme zu, so Schaal. Und mit einem Stellplatz, auf dem die Urlauber regelmäßig wechseln, lasse sich schlichtweg mehr Geld verdienen.

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