Die zweite Insolvenz des Handelsunternehmens Weltbild innerhalb von zehn Jahren hat in diesem Frühjahr viele Beobachter überrascht, schließlich hatte sich das Unternehmen zuletzt auf einem Expansionskurs befunden. Für die Zukunft der Gruppe stehen nun entscheidende Tage an. Das Insolvenzgeld für die Beschäftigten der Weltbild GmbH & Co. KG ist noch bis Ende August gesichert, bestätigt ein Sprecher von Insolvenzverwalter Christian Plail. In den Filialen hat der Ausverkauf begonnen. Die Filiale im nordrhein-westfälischen Menden soll geschlossen werden, berichtet die Westfalenpost. Für die Filiale in Gießen ist die Situation dem Gießener Anzeiger zufolge ernst. Die entscheidende Frage für die Zukunft des Unternehmens wird sein, ob sich noch ein Investor findet, der die Gruppe übernimmt. Nach Informationen unserer Redaktion ist die Situation schwierig.
Die Weltbild GmbH & Co. KG als Kern der Unternehmensgruppe stelle dabei das größere Problem dar. Hier findet das klassische Geschäft mit Büchern, Haushaltswaren, Dekoartikeln und Accessoires statt. Vertrieben werden die Produkte über Filialen, einen Katalog und die Internetseite. Das Geschäft soll mindestens seit Monaten defizitär gewesen sein. Für eine Sanierung gab es mehrere Herausforderungen: Beispielsweise soll die IT in die Jahre gekommen und noch auf dem Stand eines viel größeren Unternehmens gewesen sein. Der Vertrieb über den Katalog galt ebenfalls als nicht mehr zeitgemäß. Schließlich standen alle der 14 verbliebenen Filialen auf dem Prüfstand. „Es geht für Weltbild um nichts weniger, als die Frage zu klären: Was ist unsere Marktberechtigung?“, warnte Plail im Juni. Das Geschäftsmodell von Weltbild soll nicht nur durch die Konkurrenz des US-Handelsriesen Amazon unter Druck geraten sein, auch neue Spieler aus China machten die Situation nicht leichter.
Weltbild: Bessere Aussichten für die Tochterunternehmen?
Für die Tochterunternehmen der Weltbild-Gruppe sind dagegen positivere Einschätzungen abgegeben worden. Weltbild hat in den vergangenen Jahren zahlreiche andere Marken übernommen, unter anderem für Kinderbekleidung, Gartenartikel oder Rucksäcke. Das langjährige Tochterunternehmen buecher.de ist ebenfalls im Online-Buchhandel aktiv, aber deutlich schlanker aufgestellt als Weltbild. Mit dem Marke Orbisana verkauft die Gruppe auch Gesundheitsartikel. „Die Unternehmensgruppe ist ansonsten gut aufgestellt und die weiteren Marken blicken sehr positiv in die Zukunft“, zeigt sich der neue Weltbild-Finanzchef Sami Sagur optimistisch. Allerdings haben im Strudel der Weltbild-Pleite inzwischen auch alle Tochterunternehmen Insolvenz angemeldet.
Bei der Investorensuche fanden nach Informationen unserer Redaktion auch Gespräche mit dem bisherigen Eigentümer statt - der Droege-Gruppe aus Düsseldorf. Es wurde aber auch nach anderen Lösungen Ausschau gehalten. Zuletzt schien es sehr fraglich, ob Droege nochmals bereit ist, Geld für Weltbild zu geben. Die Expansionsstrategie der vergangenen Jahre stieß bei Arbeitnehmervertretern zudem auf Kritik, schließlich seien alle erworbenen Firmen selbst wirtschaftlich angeschlagen gewesen. „Wir haben in dem anorganischen Wachstum durch die Zukäufe von Firmen eine Gefahr gesehen“, sagte Betriebsratschef Timm Boßmann kürzlich unserer Redaktion.
Rund 2000 Beschäftigte - Mitarbeiterversammlung steht an
Über das weitere Schicksal des Unternehmens könnte in Kürze mehr Klarheit herrschen. Am Mittwoch ist eine Mitarbeiterversammlung angesetzt. Die Weltbild-Gruppe hatte zuletzt 2000 Beschäftigte, bei Weltbild selbst arbeiteten nach Betriebsratsangaben rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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