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Wirtschaftslage: Mehr Zahlungsausfälle und Insolvenzen

Deutsche Wirtschaft

Viele Zahlungsausfälle: Kreditversicherer erwarten mehr Insolvenzen

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    Für das kommende Jahr erwartet der Gesamtverband der Versicherer, dass 24.500 deutsche Unternehmen Insolvenz anmelden müssen.
    Für das kommende Jahr erwartet der Gesamtverband der Versicherer, dass 24.500 deutsche Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Foto: Martin Gerten, dpa (Symbolbild)

    Die Pleitewelle in der deutschen Wirtschaft rollt. Nach einer aktuellen Hochrechnung des Gesamtverband der Versicherer (GDV) mussten Warenkredit- und Kautionsversicherer im Jahr 2024 wegen zahlungsunfähiger Unternehmen Schäden in Höhe von fast einer Milliarde Euro übernehmen. „Das entspricht einer Steigerung von rund 25 Prozent“, sagt Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV. Im Vergleich zum Jahr 2021 habe sich die Summe der versicherten Zahlungsausfälle sogar verdoppelt.

    Warenkreditversicherungen schützen Unternehmen vor möglichen Verlusten aufgrund zahlungsunfähiger Kunden. Wenn ein Unternehmen die Bestellung eines anderen Unternehmens annimmt und dieses anschließend mit den bestellten Waren beliefert, geht es das Risiko ein, dass der Auftraggeber zahlungsunfähig wird und die gelieferten Produkte nicht bezahlen kann. Gegen dieses Risiko können sich Unternehmen mit der genannten Versicherung schützen.

    Außerdem gibt es die Kautionsversicherung. Bei einigen Geschäften, etwa bei Bauprojekten, müssen Unternehmen eine Kaution hinterlegen. Diese Kaution soll für den Auftraggeber sicherstellen, dass das beauftragte Unternehmen die Projekte umsetzt. Sollte der Auftragnehmer zahlungsunfähig werden, wird die entsprechende Kaution vom Versicherer übernommen.

    Anstieg der Insolvenzen in Deutschland befürchtet

    Die Zahlen der Versicherer gelten auch als ein Indikator für den Zustand der Wirtschaft in Deutschland. Ein Anstieg der Versicherungssumme bedeutet, dass mehr Unternehmen zahlungsunfähig geworden sind und Bestellungen oder Kautionen nicht bezahlen können. Das könne weitreichende Folgen für die Firmen haben, die auf ihr Geld warten, warnt Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im GDV. „Jeder Zahlungsausfall kann im schlechtesten Fall bis zur Insolvenz führen“, erklärt er.

    Tatsächlich erwartet der GDV, dass im Jahr 2024 insgesamt 22.500 Unternehmen in Deutschland Insolvenz anmelden müssen. Das ist ein Anstieg von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings spielen bei der Statistik wohl neben der aktuellen Schwäche der Wirtschaft auch noch Nachholeffekte aus der Corona-Zeit eine Rolle. Dank großzügiger staatlicher Hilfsprogramme war die Zahl der Insolvenzen damals ungewöhnlich niedrig. Inzwischen geraten aber auch viele der so geretteten Unternehmen in Schieflage.

    Dennoch: Mit einer Trendwende sei vorerst nicht zu rechnen. Im Jahr 2025 werden laut Prognosen sogar zwischen 23.500 und 24.500 deutsche Unternehmen insolvent gehen. Besonders groß sei das Risiko für Unternehmen aus der Bauwirtschaft. Der derzeitige Auftragsmangel sowohl bei Wohn- als auch bei Gewerbeimmobilien stelle einige Firmen vor „harte Zeiten“, prognostiziert Langen. Auch die Automobilbranche sei gefährdet. „Den derzeitigen Strukturwandel wird nicht jedes Unternehmen überlegen“, sagt Langen.

    Kreditversicherer zur Wirtschaft: „Lage nicht so katastrophal, wie oft geschildert“

    Insgesamt sei die wirtschaftliche Situation schwierig, aber: „Sie ist bei weitem nicht so katastrophal, wie sie oft geschildert wird“, schränkt Langen ein. So hätten viele der Unternehmen, die in diesem Jahr insolvent gegangen sind, schlichtweg kein tragbares Geschäftsmodell gehabt. Daher dürfe das Land sich von der Lage nicht zu sehr einschüchtern lassen, sondern müsse versuchen, Chancen zu nutzen. „Wir haben alle Voraussetzungen, um gestärkt aus dieser Situation hervorzugehen. Was fehlt, ist die Zuversicht.“ Man müsse die Bremsen lösen und aus der Krise neue Reformen entwickeln, lautet Langens Appell.

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