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Foto: Annette Zoepf
Foto: Annette Zoepf

In Augsburg endete ein Verkehrsunfall für eine junge Fahrradfahrerin tödlich.

Augsburg
05.09.2017

Lkw-Fahrer erfasst Radlerin - 29-Jährige stirbt

Von Jan Kandzora

An der Haunstetter Straße in Augsburg hat sich ein tödlicher Unfall ereignet. Ein Lkw-Fahrer wollte offenbar nach rechts abbiegen und übersah eine Radlerin.

Das Fahrrad unter dem Lkw ist geradezu zerknüllt. Nur das Hinterrad ragt unter dem Fahrzeug hervor, das in der Stauffenbergstraße im Hochfeld steht. Drumherum: Polizisten, Absperrbänder, der Leichenwagen eines Bestattungsinstitutes. Am Dienstagmorgen hat sich hier ein tödlicher Unfall ereignet.

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Nach Erkenntnissen der Polizei kam es gegen 7.30 Uhr folgendermaßen zu dem Zusammenstoß: Ein 56-jähriger Lkw-Fahrer und eine 29-jährige Radlerin waren auf der Haunstetter Straße unterwegs gewesen. Beide fuhren stadteinwärts; der Lkw auf der Straße, die Radlerin rechts daneben auf dem mit einem Grünstreifen von der Straße abgegrenzten Radweg.

Hinter der Aral-Tankstelle können Verkehrsteilnehmer nach rechts in die Stauffenbergstraße einbiegen, eine kurze Straße, die zu einem kleinen Gewerbegebiet führt. Dort wollte der Mann mit dem Lkw einer Spedition aus Baden-Württemberg offenbar hin. Er bog in Straße ab und übersah dabei nach Erkenntnissen der Polizei die Radlerin, als diese die Stauffenbergstraße querte, und erfasste sie. Der Lastwagen schleifte die Radlerin wohl noch mit, ehe er zum Stehen kam. Zwei Stunden später jedenfalls, als die Polizei den Unfallort längst abgesperrt hat, stehen Lkw und zerknülltes Rad nicht im Kreuzungsbereich, sondern einige Meter in der Stauffenbergstraße.

Die 29-Jährige starb noch an der Unfallstelle an ihren Verletzungen. Eine zufällig vorbeifahrende Besatzung eines Rettungswagens hatte nach Auskunft der Polizei zuvor noch versucht, die Frau zu reanimieren.

In der Vergangenheit gab es ähnliche Unfälle in Augsburg

Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat zur Klärung des Unfallhergangs und der Unfallursache die Erstellung eines Gutachtens angeordnet. Es ist zugleich nicht der erste Unfall dieser Art in Augsburg. 2015 passierte in es der Stadt zwei Mal, dass Lkw-Fahrer mit Radlern kollidierten und diese an den Unfallfolgen starben. 2012, 2011 und 2010 gab es jeweils einen solchen Fall. Auch 2017 kam es zu einem ähnlichen Zusammenstoß: Im März wurde eine 50-jährige Radfahrerin von einem Lastwagen überrollt. Die Frau war auf der Straße Lauterlech in der Jakobervorstadt gefahren und hatte die Pilgerhausstraße überqueren wollen. Ein Lastwagenfahrer, der aus derselben Richtung kam und nach rechts abbog, übersah die Frau offenbar. Sie wurde schwer verletzt, überlebte aber.

Für Jànos Korda vom Fahrrad-Klub ADFC in Augsburg stellen solche Unfälle Situationen dar, die überall passieren könnten. Radfahrer tauchten bei Lkw-Fahrern oft erst sehr spät im Sichtfeld auf und befänden sich in derartigen Situationen im toten Winkel. Zwar ließen sich einige Unfälle dieser Art wohl vermeiden, wenn beispielsweise Kreuzungen baulich verändert würden und man etwa die Haltelinie für die Radfahrer weiter nach vorne zöge, sodass Lkw-Fahrer die Radler frühzeitig sehen. Als wirksamsten Schutz für Radfahrer sieht Jànos Korda vom ADFC jedoch spezielle Assistenzsysteme für Laster an, die den Fahrer warnen, wenn sich neben dem Fahrzeug ein Radfahrer befindet, und das Fahrzeug im Gefahrenfall selbstständig bremsen.

Der ADFC fordert, dass Lastwagen verpflichtend mit solchen Systemen ausgestattet werden müssen, und das nicht nur bei Neufahrzeugen, sondern auch bei älteren Lastwagen. Ansonsten, sagt Korda, wäre die flächendeckende Einführung solcher Systeme angesichts der Lebensdauer vieler Lkw wohl eine Frage von Jahrzehnten. Zwar arbeiten die großen Lkw-Hersteller an solchen Systemen, es sind aber längst nicht alle serienreif. Mercedes hat 2016 eines auf den Markt gebracht, von MAN hieß es zuletzt auf Anfrage unserer Redaktion, die verfügbare Technik „erreiche allmählich die erforderliche Reife für ein Seriensystem“. Das Unternehmen arbeite an der Markteinführung einer entsprechenden Technologie, das System müsse aber noch umfassend getestet werden. Den genauen Zeitpunkt könne man noch nicht nennen, hieß es damals. (mit jöh)

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