A8 am Irschenberg war eine reine Nazi-Inszenierung
Kurvig, staugefährlich, nervig: Die A8 am Irschenberg ist bei vielen Autofahrern gefürchtet. Doch die Nazis bauten sie ganz bewusst so - als reine Inszenierung.
Mit ihren Bauten, aber auch mit ihrer Landschaftsplanung haben die Nationalsozialisten Deutschland geprägt - im Großen und im Kleinen. "Da waren nicht nur die riesigen, größenwahnsinnigen Anlagen - es gab noch viel mehr, bis hin zur vielfältigen Privatgartenkultur", sagte der Nordbayern-Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur, Jochen Martz, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. So sei etwa der noch heute verbreitete Gartentyp, bei dem die meist ebenerdige Terrasse in ein mit Stauden umkränztes Rasenstück übergeht, zur Zeit der Machtübernahme entstanden. Auch Plattenwege und der Jägerzaun seien ein Relikt jener Zeit.
Dagegen steht der Pomp der ideologischen Großprojekte, etwa in Nürnberg. "Das Reichsparteitagsgelände war zu jener Zeit die größte Freiraumbaustelle Europas", schilderte Martz. Große Magistralen, Sichtachsen sowie heimische Materialien und Gewächse waren für die martialischen Bauten typisch - ebenso wie der als ehern geltende Granit. "Das ist die Materialisierung des 1000-jährigen Reiches in der Garten- und Landschaftsgestaltung", erklärt Martz die Idee dahinter. Von diesem Donnerstag an veranstaltet der Verband in Nürnberg ein dreitägiges Symposium unter dem Titel "Zwischen Jägerzaun und Größenwahn".
Selbst beim Autobahnbau wurde auf Dramaturgie gachtet
Parks, Gärten und Anlagen wurden bewusst inszeniert. "Die NS-Zeit war ein Patchwork von Ideologiestücken, das kann man auch in der Freiraumgestaltung ablesen", sagt Martz. Auch beim Autobahnbau wurde auf Dramaturgie geachtet - etwa bei der A8, die über den oberbayerischen Irschenberg führt. "Das macht verkehrstechnisch überhaupt keinen Sinn, das ist eine Inszenierung. Da wird man den Berg hochgejagt, nur um dann das Riesenpanorama der Alpenkette zu sehen."
Zur gleichen Zeit planten Gartenarchitekten für NS-Militärs die "deutsche Wehrlandschaft": In den eroberten Gebieten im Osten sollten Hecken so gepflanzt werden, dass die Landschaft leichter zu verteidigen gewesen wäre.
Ein weiteres trauriges Beispiel nationalsozialistischer Gartengeschichte findet sich am KZ Dachau. "Da haben Häftlinge unter schlimmsten Bedingungen Heilkräuter angebaut", berichtet Martz. Der Garten sollte zu Zeiten des fortschrittsgläubigen Kriegsdeutschlands die Naturheilkunde fördern.
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