Kloster in ehemaliger Radarstation
Drei Mönche und ihre Geschichte: Allgäuer Altkatholiken errichten ihr Kloster in einer ehemaligen Radarstation. Dieses Wochenende soll die neue Heimat eingeweiht werden. Von Nadja Aswad
Wer an ein Kloster denkt, stellt sich ein altehrwürdiges Gemäuer, efeubewachsen und schindelgedeckt vor. Eine Radarstation mit einer meterhohen Antenne auf dem Dach passt nicht so recht in dieses Gedankenbild. Drei Allgäuer Mönchen macht das nichts aus: Sie verlegten ihr Kloster in ein ehemaliges Bundeswehrgebäude.
Eigentlich hatten Pater Klaus Schlapps, Bruder Johannes und Bruder Georg ihre Zelte in Leinau aufgeschlagen. Doch weil das Gebäude, in dem sie ihr Kloster errichtet hatten, verkauft wurde, musste sich die kleine Glaubensgemeinschaft eine neue Bleibe suchen. Das gestaltete sich sehr schwierig, berichtet Bruder Johannes: "Wir brauchten nun mal kein Wohnhaus, sondern ein Gebäude, in dem wir Platz haben für unsere Arbeitsräume, unser Bildungswerk und in dem wir auch in Klausur leben können." Und so haben die drei Mönche über 100 Objekte besichtigt, ehe sie fündig wurden. Nun leben sie auf 1000 statt auf 3000 Quadratmetern, sind aber froh, dass die Suche ein Ende genommen hat. "Dass wir nicht gerne gegangen sind, ist ja klar", gesteht Pater Klaus, "aber uns war vor allem wichtig, in der Nähe unserer alten Wirkungsstätte zu bleiben."
Mit dem Umzug fing die Arbeit aber erst an, denn das neue Gebäude hat mehr als zehn Jahre leergestanden. In der ehemaligen Radarstation mussten neue Heizungsrohre sowie Wasserleitungen verlegt werden, etliche Räume wurden von Schallisolierungen befreit.
Auch die Toilettenanlagen sind komplett saniert worden, im Turm der Radarstation entstanden Zimmer für Gäste. "Wir wollen uns nämlich gern vergrößern, und wer das Klosterleben kennenlernen und uns eventuell beitreten möchte, muss ja auch irgendwo unterkommen", erklärt Bruder Johannes.
Auch für die neue Produktionsstätte der Mönche ist etliches an Arbeit angefallen: Sie haben einen Raum zu einer Schreinerei umfunktioniert, eine Küche ausgebaut, die sie unter anderem für ihr Bildungswerk St. Severin nutzen wollen, und im ersten Stock des Gebäudes einen früher fensterlosen Raum zu einer Kirche umgebaut.
Die Arbeit der Mönche lief neben den Umbauarbeiten weiter. Für das Einzelhandelsunternehmen Manufactum fertigen sie Seifen und Öle, daneben betreiben sie einen Klosterladen, in dem sie Kräuterbalsame, Badesalze, hölzerne Kreuze und anderes feilbieten. "Wir leben von unserer Hände Arbeit", beschreibt Bruder Johannes die Lage der Mönche, "eigenes Eigentum besitzen wir nicht. Alles gehört dem Kloster." Die drei Altkatholiken leiden darunter, dass manche Menschen sie nicht ernst nehmen. "Wir sind keine christliche Wohngemeinschaft, sondern ein Kloster", erklärt Bruder Johannes mit Nachdruck. Gelebt werde nach der Regel des heiligen Benedikt: "Ora, lege et labora - bete, lese und arbeite", übersetzt er, "danach richten wir uns." Nach den Umbauarbeiten freuen sich die Mönche darauf, ihre neue Heimat auch offiziell einzuweihen. Die Kurse des Bildungswerkes haben bereits Anfang Mai wieder begonnen.
Für die Zukunft haben sie einen besonderen Wunsch: Zwar haben die Mönche mit der Antenne auf dem Klosterdach quasi den direkten Draht nach oben, doch sie würden diese auch gern in ein Kreuz umwandeln. "Da suchen wir jetzt nach Möglichkeiten und Ideen", sagt Bruder Johannes. Von Nadja Aswad
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