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Region
18.12.2014

Über die Angst der Tierheime, vor die Hunde zu gehen

Am Ende geht es nur darum, die Tiere möglichst gut zu versorgen. Ein kleiner Hund im Tierheim von Beckstetten im Ostallgäu.
Foto: Mathias Wild

Erst sind sie süß. Dann nur noch lästig. Endstation: Tierheim. Die Betreiber können sich vor kleinen Viechern kaum noch retten. Dabei sind viele Tierheime selbst in Not.

Wenn Stefan Mitscherling durch das Tierheim in Beckstetten im Ostallgäu geht, sieht er an jeder Ecke Dinge, die man dringend reparieren müsste. Im Keller geht es schon los. „Alles feucht“, sagt der 53-Jährige. Die nächste große Baustelle ist der Hof. Dort fehlt die Außenbeleuchtung, eine riesige Betonplatte liegt da, wo früher einmal Wiese war. Ursprünglich sollten hier Hundezwinger entstehen, sagt er. Fertig gebaut wurden sie nie.

Mitscherling hat selbst einen Hund von hier bei sich aufgenommen. Seit Oktober 2013 ist er Chef des Tierschutzvereins Kaufbeuren. Dass ihn ein „Höllenjob“ erwartet, wusste er schon bei seiner Wahl. Er muss sich mit all den Problemen herumschlagen, die viele Tierheime an den Rand ihrer Existenz bringen. Man kann die Probleme kompliziert aufschlüsseln. Im Grunde reicht ein Satz, um das Dilemma zu beschreiben: Viele Tiere, wenig Geld.

„Der Alltag ist das Problem“, titelte eine Lokalausgabe unserer Zeitung im Frühjahr in einem Bericht über das Tierheim in Neuburg an der Donau. Von einer „Katzenschwemme“ war da die Rede und von hohen laufenden Kosten. Auch der Finanzierungsstreit zwischen dem Augsburger Tierheim und den Kommunen flammt immer wieder auf. Und in Landsberg am Lech sucht der Tierschutzverein auf seiner Internetseite flehend nach freiwilligen Helfern für die „nicht enden wollende Arbeit“ im Heim.

In Beckstetten ist die Situation noch ein wenig schwieriger als anderswo. Nicht nur wegen des rostigen Wassers, das zuletzt aus den Hähnen lief. Frühere Vorstände hatten nicht gerade zum Wohle des Tierheims gehandelt. Ein Urteil wegen Sozialversicherungsbetrugs und unter ihrer Verantwortung entstandene bauliche Schäden wirken bis heute nach. Auf dem Fundament der nie fertig gebauten Hundezwinger staut sich bei jedem Regenschauer das Wasser. Natürlich, die Negativschlagzeilen hätten dem Heim geschadet, sagt Mitscherling. Mit dem Grundproblem aber haben sie nichts zu tun. Das liegt tiefer.

Um Fundtiere müssen sich in Deutschland die Kommunen kümmern

In Deutschland gibt es eine Regel: Um Fundtiere müssen sich die Gemeinden kümmern, in denen sie aufgegriffen wurden. So steht es im Bürgerlichen Gesetzbuch. Viele Gemeinden erfüllen diese Pflicht, indem sie aufgegriffene Hunde und Katzen an das nächste Tierheim abgeben. Durchschnittlich 80 Prozent der Tiere, die in bayerischen Heimen landen, sind solche Fundtiere. Als Gegenleistung überweisen die Kommunen den Tierschutzvereinen jedes Jahr Geld. Einen Euro pro Bewohner empfiehlt der Deutsche Tierschutzbund. Verbindlich geregelt ist die Höhe der Zahlungen nirgendwo. Die Folge: Nur gut ein Viertel der Kosten, die Fundtiere verursachen, wird nach Angaben des Tierschutzbundes tatsächlich von den Kommunen erstattet.

„Das geht so nicht weiter“, sagt Stefan Mitscherling. Inzwischen ist er in dem Zimmer angekommen, das sie hier Multifunktionsraum nennen. Am Schreibtisch neben der Tür erledigen die Mitarbeiter ihren Bürokram, in der hinteren Ecke steht der Behandlungstisch für den Tierarzt. Daneben trocknen auf einem Wäscheständer Handtücher. „Vieles hier ist provisorisch und alt“, sagt Mitscherling und zuckt mit den Schultern. „Abreißen und neu bauen wäre das Beste.“

Allein die Trockenlegung der feuchten Wände kostet 20000 Euro. Dazu kommen die Gehälter für die vier festangestellten Tierpfleger, Futter- und Tierarztkosten. Insgesamt, rechnet Mitscherling vor, kalkuliert er mit Ausgaben von durchschnittlich 240000 Euro im Jahr. Geld, das der Verein nicht hat. Mehrere Gemeinden würden jährlich weniger als 30 Cent pro Bürger überweisen, sagt Mitscherling. Der Negativrekord liegt bei sechs Cent.

Seit Monaten bewegt sich das Tierheim am Rande der Insolvenz. Deshalb hat Mitscherling jetzt öffentlichkeitswirksam um Hilfe gerufen. Er hat die Medien ins Haus geholt, sich an die örtlichen Politiker gewandt. Würde jede Kommune im Einzugsgebiet des Tierheims den empfohlenen Euro bezahlen, wären viele Probleme gelöst, sagt Mitscherling. Einen Stadtrat hat er schon überzeugt: Kaufbeuren überweist statt der bisherigen 10000 künftig 41000 Euro jährlich. „Das ist ein erster Schritt.“ Gesichert sei die Zukunft des Heims aber noch lange nicht. Halten die übrigen Kommunen in der Umgebung an ihren niedrigen Beteiligungen fest, will Mitscherling zum äußersten Mittel greifen: „Dann können wir aus diesen Gemeinden keine Fundtiere mehr aufnehmen.“ Er sagt, er habe keine andere Wahl.

An die hundert Tiere beherbergt das Tierheim im Schnitt. Die Katzen haben ihr Reich im Erdgeschoss. Etwa 70 sind es derzeit, sie liegen in den gefliesten Räumen in ihren Körbchen oder laben sich am Wasser. Eine Katze ohne Schwanz streift über den Fenstersims. Bei einigen sind die Besitzer gestorben, andere wurden einfach ausgesetzt.

Jedes Jahr nehmen die Tierheime im Freistaat nach Angaben des Bayerischen Tierschutzbundes 80000 Tiere neu auf. Und die Zahl steigt. Das liegt auch an Tieren aus dem Ausland, die auf verschiedenen Wegen nach Bayern kommen. Die Leute würden sie im Internet bestellen oder aus dem Urlaub mitbringen, sagt die Präsidentin des Bundes, Nicole Brühl. Oft fehlt ihnen das Bewusstsein dafür, dass mit einem Tier auch Pflichten verbunden sind. Das stellt Stefan Mitscherling immer wieder fest. „Die Leute wägen erst hinterher ab, was es bedeutet, ein Haustier zu besitzen.“

Allein die Versorgung der Tiere verschlingt dem Tierschutzbund zufolge riesige Summen. „Deshalb fehlt es im Tierschutz überall an Geld“, erklärt Brühl. Auch in der Region ist das ein Problem. „Kassen leer – dringend Hilfe benötigt“: So wendet sich etwa der Tierschutzverein Donauwörth an seine Unterstützer. In Günzburg heißt es aus dem Verein, man könne die Kosten für Strom und Futter „kaum noch aufbringen“. Das Tierheim Memmingen bittet auf seiner Internetseite um Spenden für ein Nager-Freigehege – der angefangene Bau steht wegen Geldmangels seit Jahren still. Mit welchen finanziellen Problemen die Vereine kämpfen, sieht man Nicole Brühl zufolge besonders drastisch an den Gebäuden, in denen ihre Heime untergebracht sind. „Die Häuser fallen zusammen.“

Stefan Mitscherling braucht man das nicht zu sagen. In seinem Büro im ersten Stock reihen sich Ordner an Ordner. In vielen stecken Rechnungen und Gutachten zu Sanierungsmaßnahmen am Haus. Vor einem Regal hat es sich Haushund Arco bequem gemacht. Er ist weit über zehn, den Versuch, ihn zu vermitteln, haben die Tierheim-Mitarbeiter längst aufgegeben. Jetzt ist das Büro sein Zuhause – und Arco schlummert, als wäre alles in bester Ordnung. Stefan Mitscherling blättert in einem der Ordner. Ein Neubau mit großem Freigelände, das ist seine „Vision“. Er könnte es auch Utopie nennen, denn dass er dafür das Geld zusammenbekommt, ist im Moment ziemlich unwahrscheinlich. Von der bayerischen Politik jedenfalls erhofft er sich wenig.

Tierschützer sind von Markus Söder besonders enttäuscht

Von CSU-Politiker Markus Söder sind die Tierschützer besonders enttäuscht. Im November startete Bayerns Tierschutzbund eine Plakataktion. Söder ist darauf als Lügenbaron Münchhausen abgebildet. In seiner Zeit als Umweltminister hatte er auf die Frage, warum kein Geld für den Tierschutz in Bayern vorhanden ist, geantwortet: „Da müssen Sie sich an den Finanzminister wenden.“ Jetzt ist Söder selbst Finanzminister. Und im bayerischen Haushalt für 2015/16 sind – bis auf den zuletzt mit 10000 Euro dotierten Bayerischen Tierschutzpreis – keine Mittel für den Tierschutz vorgesehen. Sein Ministerium verweist auf Nachfrage an das Umweltreferat. „Tierheime leisten einen wichtigen Beitrag bei der Unterbringung und Pflege von Fundtieren sowie für die öffentliche Sicherheit“, sagt der dortige Sprecher. Bei der Frage nach Unterstützung bekräftigt er die „gesetzliche Pflichtaufgabe der Kommunen“ und verweist auf einen jährlichen Zuschuss an die Reptilienauffangstation in München, den Umwelt- und Innenministerium seit 2009 gemeinsam leisten.

Um das Wirtschaften an der Grenze zur Insolvenz zu beenden, sucht mancher Tierschutzverein nach neuen Finanzierungswegen. In München etwa haben sie eine eigene Werbeagentur gegründet. Drei Leute kümmern sich ausschließlich um Werbe- und Marketingkonzepte. Seitdem habe sich die Spendenbereitschaft verdoppelt, sagt Kurt Perlinger, der Chef der Einrichtung. Die Finanzspritze war dringend nötig: „Ohne diese Spenden gäbe es den Tierschutzverein nicht mehr.“

Beim Bau seines neuen Katzendorfs im Münchner Stadtteil Riem setzt der Verein auf ein Finanzierungskonzept, das bei Fußballstadien und großen Konzerthallen schon lange funktioniert. Sponsoren werben dort mit ihrem Namen. Der Verein bietet nun Patenschaften für einzelne Räume an, die dann nach den Geldgebern benannt werden. „Die ersten zehn Zimmer haben wir schon verkauft“, sagt Perlinger.

Auch für das Tierheim Beckstetten haben zuletzt viele Menschen gespendet. Nach dem öffentlichen Hilferuf gründeten fremde Leute in sozialen Netzwerken Gruppen, in denen zum Spenden aufgerufen wurde. „Andere kommen sonntags vorbei, füttern die Tiere und führen sie aus“, sagt Mitscherling.

Noch im Januar will er sich mit den Bürgermeistern der Gemeinden treffen, die ihre Fundtiere in Beckstetten abliefern. Auch die Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker soll dann dabei sein. Mitscherling will den Politikern zeigen, wie wichtig es ist, dass sie ihre Zuschüsse anheben. Auf einen Neubau wagt er noch nicht zu hoffen. Aber darauf, dass das Haus irgendwann ein bisschen weniger baufällig ist.

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