Wie viel schwarzes Gold liegt in der Region verborgen?
Bei Schwabmünchen untersuchen Hubschrauber, ob sich weitere Bohrungen lohnen. Und im Unterallgäu wird für 4,5 Millionen Euro geprüft, ob sich Öl im Untergrund befindet.
Trotz ausgebauter Kapazitäten spielt Bayern als Öl- und Gaslieferant eine geringe Rolle. Mit 42.322 Tonnen trug der Freistaat im vergangenen Jahr lediglich 1,24 Prozent zur in Deutschland geförderten Erdölmenge bei.
Die Ausbeute in der Region nimmt jedoch zu. Neben dem Werk bei Großaitingen prüft eine große Firma derzeit, ob sie im Unterallgäu nach Öl bohren soll.
Großaitingen/Lechfeld
Das Unternehmen Wintershall baut seine Erdölförderung rund um sein Werk bei Großaitingen (Landkreis Augsburg) weiter aus. Dazu tragen die drei jüngsten Bohrungen bei Schwabmünchen und Kleinaitingen bei. Und zusätzlich wollen Geologen mit Messungen des Erdmagnetfeldes weitere Erkenntnisse über das Ölfeld unter dem südlichen Teil des Augsburger Landes gewinnen. Die nötigen Daten werden dazu von einem Hubschrauber aus gewonnen.
Seit November hat Wintershall mit Bohrungen drei neue Förderstellen erschlossen: „Aitingen Süd 2“ und „Aitingen Nord-Ost 1“ bei Kleinaitingen sowie „Schwabmünchen 7“ südwestlich von Mittelstetten. Das Erdöl aus „Aitingen Süd 2“ und „Schwabmünchen 7“ fließt ab Mai über Stahlleitungen zum Betriebsgelände bei Großaitingen, wo es aufbereitet und anschließend in Güterzügen zur Raffinerie nach Lingen transportiert wird.
Die Versuchsbohrung „Aitingen Nord-Ost 1“ stieß ebenfalls auf Öl. Sie wird jedoch im April zunächst einem Test unterzogen, der Auskunft über mögliche Fördermengen geben soll. Wintershall hat rund 7,5 Mio. Euro in diese drei Bohrungen investiert. „Sie sollen die bisherigen Jahresfördermengen steigern und die Förderung für die kommenden zwei Jahrzehnte sichern", sagt Rainer Ihl, Leiter der Produktionsstätte der Wintershall im Werk Aitingen.
Bei der Erforschung weiterer Erdöllagerstätten setzt Wintershall nun ein neues Verfahren ein, das die Suche nach Energiereserven tief im Boden schneller und wesentlich kosteneffizienter gestalten kann. Von einem Hubschrauber aus wollen die Experten mithilfe von Messantennen elektromagnetische Felder in einem festgelegten Gebiet messen. Dort wo Kohlenwasserstoffe entsprechend einem Ölfeld im Boden vorhanden sind, erwarten die Experten elektromagnetische Felder in einem bestimmten Frequenzbereich.
Geophysiker Marcel Eckard von Wintershall erläutert: „Die Mischung aus Kohlenwasserstoffen und der im Untergrund vorkommenden Wasser-Salz-Mischung erzeugt unter dem Einfluss natürlicher Bodenschwingungen ein charakteristisches Schwingungsmuster, das gemessen werden kann. Bei dem Verfahren werden keine Eingriffe in die Natur vorgenommen. Die Experten messen nur das, was ohnehin vorhanden ist.“
Die neue Methode könnte Kohlenwasserstoffe in den unterirdischen Strukturen möglicherweise noch direkter nachweisen als bisherige seismische Messungen. „Letztlich müssen aber immer Bohrungen Auskunft darüber gegeben, ob Erdöl oder Erdgas tatsächlich vorhanden ist.“
Hubschrauber sollten eigentlich in den vergangenen Tagen unterwegs sein. Die Erdölsucher der Lüfte kommen jetzt aber erst in dieser Woche auf das Lechfeld. Wegen schlechten Wetters in Norddeutschland wurde die Suche verschoben. Erkundet wird ein Gebiet von 93 Quadratkilometern Fläche, in dem die Orte Großaitingen, Kleinaitingen, Graben und Teile von Wehringen (Landkreis Augsburg) liegen.
Unterallgäu
Viele Kabel und große Fahrzeuge waren in den vergangenen Monaten in dem Gebiet zwischen Boos und Pfaffenhausen (Landkreis Unterallgäu) zu sehen. Die Firma Rhein Petroleum hat sich dort auf die Suche nach Erdöl gemacht – und das mit einer großen Aktion: Insgesamt 180 Quadratkilometer wurden vermessen. Jetzt geht es an die Auswertung.
Und die ist kein leichtes Unterfangen. Viele Terabyte an gesammelten Daten müssen jetzt in Zusammenhang gebracht werden, sodass am Ende ein dreidimensionales Abbild des Bodens im Unterallgäu entsteht, das Experten auswerten können.
Dr. Michael Suana, Geschäftsführer von Rhein Petroleum, zeigt sich zufrieden mit den Messungen. Nun werden die gesammelten Datenmengen ausgewertet, sodass voraussichtlich im Sommer 2012 die ersten Ergebnisse vorliegen, anhand derer man Rückschlüsse ziehen kann, ob im Unterallgäuer Untergrund Erdöl oder Erdgas schlummert. Gibt es Anzeichen dafür, kommt es erst noch zu Probebohrungen, ehe eine eigentliche Förderung vorbereitet wird.
Im Unterallgäu wurde schon einmal Öl gefördert – bis die Förderung nicht mehr wirtschaftlich genug war und deshalb eingestellt wurde. Heute ist die Technik viel ausgereifter, auch horizontales Bohren ist laut Experten möglich. Dr. Suana veranschaulicht die heutige moderne Technik am liebsten mit einem Vergleich: Heute könne man so genau bohren, als ob auf einem Fußballfeld ein Zahnarzt auf einem Stuhl in einem Tor sitzt und seinen Patienten auf dem Stuhl im gegenüberliegenden Tor behandelt.
Die neuen Techniken sind auch für die Firma Wintershall eine Überlegung wert, wieder im Unterallgäu Öl zu fördern. Wintershall hat bereits im Dezember 2009 bei Bedernau (Landkreis Unterallgäu) Testbohrungen gemacht. Aufgrund der Bohrergebnisse wurde nun das gesamte Feld mit der 3-D-Seismik vermessen, erklärt Sprecher Stefan Leunig – Betriebsführer der Arbeiten war Rhein Petroleum, mit dem Wintershall eine Partnerschaft verbindet.
Für 2012 plant Wintershall weitere Bohrungen in Bedernau, so Leunig, gegebenenfalls gegen Mitte des Jahres. Im Feld Bedernau ist Wintershall Betriebsführer und die Heidelberger Firma Rhein Petroleum Partner.
Zwischen 4,5 und fünf Millionen Euro kosten die seismischen Messungen laut Rhein Petroleum. Die Auswertungen werden dann zeigen, ob sich die Investition gelohnt hat.
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