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Interview
24.01.2017

Medienforscher über Fake News: "Wir brauchen kein Wahrheitsministerium"

Vor allem auf Facebook verbreiten sich Fake News rasant. Warum, erklärt Medienforscher Stephan Ruß-Mohl im Interview.
Foto: Tobias Hase, dpa (Symbolbild)

Ein unabhängiges Recherchezentrum soll künftig zweifelhaften Beiträgen auf Facebook auf den Grund gehen. Aber reicht das, um Fake News zu bekämpfen? Ein Interview.

Herr Ruß-Mohl, im US-Wahlkampf wurden erfundene Geschichten auf Facebook hunderttausendfach geteilt. Ein pakistanischer Minister drohte jüngst Israel mit dem Einsatz von Atomwaffen, weil er auf einen gefälschten Artikel hereingefallen war. Was macht Fake News so attraktiv, dass sich so viele Menschen von ihnen täuschen lassen?

Stephan Ruß-Mohl: Ich denke, dieses Getäuscht-Werden ist in sozialen Medien zum Tagesgeschäft geworden. Man bekommt die Falschnachricht von einem Freund, dem man vertraut, zugespielt und schon denkt man, sie stimmt. Das ist brandgefährlich, weil sich so Meinungen verbreiten, die auf Falschnachrichten beruhen und die sehr viel Sprengstoff enthalten, wenn man an Wahlen denkt, aber auch an andere alltägliche Dinge.

In einem Artikel schreiben Sie unter der Überschrift „Bullshit verdrängt Journalismus“, Leser würden sich lieber mit gefälschten Inhalten beschäftigen als mit seriösem Journalismus. Warum ist das so?

Ruß-Mohl: Es hat immer mehr Leute gegeben, die in der Bild-Zeitung aufgeputschte Geschichten lesen als FAZ-Leser. Das hängt damit zusammen, dass man Außeralltägliches besonders spannend findet. Das Problem ist inzwischen, dass das Außeralltägliche öfter frei erfunden ist, als es früher der Fall war. Früher hatten die Medien ein Schleusenwärter-Monopol. An dem vorbei konnte man nicht jeden Unfug verbreiten. Man muss aber auch sehen, dass es auch in der guten, alten Zeit gelegentlich gelungen ist, Unfug zu verbreiten. Denken wir nur an Bushs Behauptung, Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungswaffen.

Sie sagen also, der Durchschnittsleser interessiert sich mehr für einen Skandal als für eine gewöhnliche Meldung?

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Ruß-Mohl: Der Durchschnittleser möchte auch erstmal unterhalten werden – und da ist es vielleicht zunächst nicht so wichtig, ob etwas stimmt. Aber es setzt sich in den Köpfen dann eben doch fest. Da haben wir ein massives gesellschaftliches Problem, um das wir uns kümmern müssen, auch wenn wir noch nicht wissen, wie.

Sie haben von Schleusenwärtern gesprochen. Welche Verantwortung haben Facebook & Co. bei der Verbreitung von Fake News?

Ruß-Mohl: Aus meiner Sicht eine große – und da drücken sie sich. Sie sind eben nicht nur IT-Unternehmen, sondern, wenn sie solche Plattformen bereithalten, de facto Medienunternehmen. Und jedes Medienunternehmen hat eine Verantwortung für die Inhalte, die es verbreitet. Dass sich Facebook & Co dieser Verantwortung bislang so genial entziehen, ist ein Skandal für sich. Jedes andere Unternehmen hat eine gesellschaftliche Verantwortung für das, was es macht, Volkswagen mit seinen Dieselmotoren etwa.

Facebook & Co. verdienen mehr Geld, desto länger sich Nutzer auf ihren Seiten aufhalten.

Ruß-Mohl: Man muss realistisch sehen, dass Facebook selbst an der Verbreitung von Unsinn Geld verdient. Denn der wird auch an Werbung gekoppelt. Alles, was auf Facebook läuft, bringt Werbeerlöse. Man muss auch die Werbetreibenden in die Pflicht nehmen, dass sie dafür sorgen, dass ihre Werbung nicht auf Fake-News-Seiten erscheint. Da scheinen Facebook und Google inzwischen zumindest guten Willens zu sein, sie sagen: Wen wir als Fake-News-Verbreiter identifizieren, den lassen wir nicht mehr an unseren Werbeerlösen teilhaben.

Kurz nach der Wahl von Donald Trump im November sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg, die Idee, Falschnachrichten auf Facebook könnten die Wahl in irgendeiner Art und Weise beeinflusst haben, sei verrückt. Nun will Facebook mit Recherchezentren zusammenarbeiten, die zweifelhafte Artikel prüfen. Woher der Wandel?

Ruß-Mohl: Ich denke, Mark Zuckerberg hat den Mund ein bisschen zu voll genommen und das dann eingesehen. Seine eigenen Leute wissen natürlich, was da läuft – und da musste er dann zurückrudern. (→ So kämpft Facebook gegen Fake-News )

Halten Sie Facebooks Zusammenarbeit mit Fact-Checkern wie dem deutschen Recherchezentrum Correctiv für erfolgsversprechend? „Ihr seid also die neue Facebook-SS?“, heißt es in einem Kommentar auf deren Seite.

Ruß-Mohl: Ich bin da unsicher. Auf der einen Seite fällt mir auch nicht viel mehr ein, als dass wir Fakes kennzeichnen und Netzwerke mobilisieren sollten, die auf solche Fakes hinweisen. Das sind alles Schritte in die richtige Richtung. Aber ob es uns wirklich gelingt, Filterblasen aufzubrechen, die in sozialen Netzwerken entstanden sind und die zum Teil erklären dürften, warum Trump und die AfD so erfolgreich sind, das muss man sehen. Wir wissen aus Studien, dass sich im Netz Fake News, Verschwörungstheorien und Propaganda oft schneller und intensiver verbreiten als das, was Sie als Journalist und ich als Wissenschaftler an Grauschattierungen zu bieten haben. Schwarz-Weiß und drastisch zugespitzt läuft einfach besser. Das ist auch nachvollziehbar: Sie sitzen in der einen Filterblase und die anderen sitzen in der anderen. (→ Facebook und seine Verantwortung: Eine Diskussion über Hass im Netz)

Nutzer sollen Facebook künftig dabei helfen, Fake News zu identifizieren.
Foto: Facebook

Zu Facebooks Konzept gehört, dass Nutzer zweifelhafte Artikel als Fake News markieren können. Halten Sie das für erfolgsversprechend – oder ist das nur ein Einfallstor für Trolle?

Ruß-Mohl: Das hängt wirklich davon ab, was die Nutzer machen. Nicht alle wollen Fake News bekämpfen. Es gibt viele, die mit Fake News Geschäfte machen oder ihre politische Position zu verbessern versuchen. Die könnten auch wahre Nachrichten als Fake News kennzeichnen. Insofern bin ich mir noch nicht so sicher, inwiefern das funktioniert.

Warum löscht Facebook Fake News nicht einfach?

Ruß-Mohl: Das müssen Sie Facebook fragen. Allerdings würde Löschen voraussetzen, dass man Fake News klar identifiziert haben muss. Das ist oft schwierig. Deshalb werden Journalisten gut ausgebildet – und schaffen es doch nicht immer. Und auch Wissenschaftler gehen mal einer Fälschung auf den Leim. Es ist sehr einfach, Fake News zu erfinden, wenn man kreativ ist. Aber es ist aufwendig, sie zu entlarven.

Sie sagen: „Wenn Facebook so weiter macht, ist das gefährlich fürs eigene Geschäftsmodell“. Warum?

Ruß-Mohl: Wenn Nutzer mittelfristig merken, wie sie zugemüllt werden, könnte es sein, dass sie nicht mehr auf die Seite gehen. Davor muss Facebook Angst haben.

Wie zielführend sind Vorschläge der deutschen Politik wie ein „Abwehrzentrum gegen Desinformation“?

Ruß-Mohl: Wenn das Regierungsinstitutionen sind, dann bin ich sehr, sehr skeptisch. Wir haben mithilfe der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, aber auch vieler privatwirtschaftlicher Redaktionen ein gutes Netzwerk, das Fake News bereits bekämpft. Wir brauchen kein „Wahrheitsministerium“. Das würde nur als Gegenpropaganda empfunden. Was man dagegen machen kann: Mehr in die Ausbildung von Journalisten investieren. Mehr in Medienkompetenz investieren. Das heißt, an Schulen dafür sorgen, dass die Kids ganz anders vorbereitet werden auf den Umgang mit digitalisierten Medien. Da darf man allerdings keine Wunder erwarten: Die Lehrer, die das können, müssen erstmal ausgebildet werden. Auch ich als Medienwissenschaftlicher kämpfe tagtäglich mit der Informationsflut (→ So erkennen Sie bewusste Falschmeldungen).

Welche Fehler haben Medien gemacht?

Ruß-Mohl: Wenn ich zurückblicke, was im Medienjournalismus in den vergangenen 20 Jahren passiert ist, ist das eine einzige Katastrophe. Es ist die Aufgabe von Medien, so über Medien zu berichten, dass die Leute einschätzen können, wie Journalismus funktioniert, was man von ihm erwarten kann und was nicht. Diese Chance ist durch die Abschaffung vieler Medienredaktionen vertan worden.

Es hat sich so etwas wie eine eigene Fake-News-Industrie entwickelt. Im US-Wahlkampf betrieben mazedonische Jugendliche Seiten voller erfundener Nachrichten, die pro Trump waren – weil sie gut geklickt wurden und damit Werbeeinnahmen brachten. Kommen die nun nach Deutschland?

Ruß-Mohl: Das Geschäftsmodell dieser Jungs – sofern es denn tatsächlich so war – wird wahrscheinlich nicht mehr funktionieren, da Facebook und Google ihnen den Hahn zudrehen. Womit wir dagegen in Deutschland rechnen müssen, ist der Einsatz von Social Bots, also von Robotern, die schreiben können. Die sind billig zu haben, schwer nachzuweisen und von daher eine Quelle von Desinformation, mit der wir uns künftig auseinandersetzen müssen.

Inwiefern rechnet es sich für bestimmte Gruppen, Fake News zu verbreiten?

Ruß-Mohl: Ich denke, es rechnet sich beispielsweise machtpolitisch für die AfD oder für Putin, wenn sie so Stimmung machen oder bestehende Strukturen infrage stellen. Und an bestimmten Stellen rechnet es sich auch für Firmen, Desinformation zu verbreiten. Energiekonzerne haben jahrzehntelang den Klimawandel geleugnet, die Tabakindustrie hat jahrzehntelang bestritten, dass Nikotin schädlich ist. Mithilfe der sozialen Netzwerke ist es leichter geworden, Desinformation zu verbreiten. Daneben gibt es noch einen zweiten Trend: Es gibt immer weniger Journalisten, immer mehr PR-Leute. Das läuft darauf hinaus, dass Firmen, Politiker und Regierungen Nachrichten verstärkt beeinflussen, weil ausgedünnte Redaktionen hinterherhecheln, anstatt selbst Themen zu setzen. Vor 30 Jahren hatten wir in den USA ein Verhältnis von 1:1. Heute kommen auf einen Journalisten fünf PR-Leute. Das ist eine Machtverschiebung.

Stephan Ruß-Mohl ist Professor für Journalismus und Medienmanagement an der Universität in Lugano.
Foto: Ruß-Mohl

In einem Interview nach der Wahl von Trump sagten Sie, Sie hoffen, dass schnell Maßnahmen gegen Fake News ergriffen werden. Sind Sie zufrieden mit dem, was bislang passiert ist?

Ruß-Mohl: Ich denke, wir haben im Moment so etwas wie einen Medienhype. Medienhypes haben eine gewisse Wirkung. Wir müssen aber aufpassen, dass wir in der anschließenden Umsetzungsphase auch dranbleiben. Ich denke, das wird in Deutschland mit Blick auf die bevorstehende Wahl der Fall sein. Ein Selbstläufer ist das jedoch nicht. Es geht nicht nur um Fake News, sondern auch um Graubereiche, um Halb- oder Viertelwahrheiten, bei denen man den Rest wissen müsste, um sich ein Bild zu machen.

Interview: Niklas Molter

Stephan Ruß-Mohl ist Professor für Journalismus und Medienmanagement an der Universität in Lugano. Er ist außerdem Direktor des Europäischen Journalismus-Observatoriums, das Trends in der Medienbranche beobachtet und Ergebnisse der Journalismusforschung zugänglich macht.

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