Höchstädt hat ein Hausärzte-Problem
Dr. Hermann Ditz hört auf. 2200 Patienten brauchen einen neuen Arzt. Nur wen?
Manche würden weinen, andere würden anbieten, dass sie jede Woche etwas vorbeibringen könnten. Dann gibt es aber auch welche, die unverschämt und laut werden. Dr. Jürgen Arnhardt, Hausarzt in Höchstädt, sagt, dass sich in seiner Praxis in den vergangenen Tagen „dramatische Szenen“ abspielen. „Meine Helferinnen haben es gerade wirklich nicht leicht. Aber mehr geht nun einfach nicht“, sagt der Allgemeinmediziner. Der Grund: Hunderte Patienten aus Höchstädt und Umgebung könnten bald auf der Straße stehen. Denn wie nun offiziell bekannt wurde, hört Kollege Dr. Hermann Ditz zum Jahresende auf – circa 2200 Patienten brauchen dann einen neuen Hausarzt, wie Arnhardt sagt. 400 habe er nun schon übernommen, seit einer Woche habe er aber ein Schild aufgehängt und um Verständnis für den Aufnahmestopp gebeten. „Vor fünf Jahren habe ich vor dem Gemeindetag gesprochen und genau diese Problematik geschildert. Da wurde ich belächelt. Das ist ein Versäumnis der Politik und es ist das Ergebnis einer hausarztfeindlichen Politik in der Kassenärztlichen Vereinigung, allen voran von der AOK“, schimpft Arnhardt. Der Mediziner sagt, er versuche jeden Tag Nachwuchs zu finden. Er sei auch bereit, seine Praxis umzubauen, und er bemühe sich, dass er noch mal jemanden einstellen kann. „Aber selbst wenn ich drei Vollzeitstellen schaffen könnte, könnten wir maximal die Hälfte der Patienten versorgen“, so Arnhardt. In der Branche redet man von 3000 „Scheinen“, 6000 werden aktuell von vier Hausärzten in Höchstädt versorgt. „Aber die Aussichten sind ja noch schlimmer“, klagt Dr. Jürgen Arnhardt.
Das wurde am Montagabend auch bei der Stadtratssitzung in Höchstädt deutlich. Jan Waschke (SPD) berichtete über die aktuelle Situation in Höchstädt und sagte: „Auch Dr. Klemens Kügel hat mir gesagt, dass er plant, bis Ende 2017 in den Ruhestand zu gehen. Und Dr. Sigurd Mackenrodt wird nächstes Jahr 75.“ Gehe man vom schlimmsten Fall aus, dann würden Ende nächsten Jahres mindestens 3500 Patienten keinen Hausarzt mehr haben. Simon Wetschenbacher (Umland) sagte, dass diese Aussichten beängstigend seien, und weiter: „Was mich ganz arg erschüttert, ist, dass 2200 Patienten in sechs Wochen auf der Straße stehen. Was machen die jetzt?“ Günter Ballis (FDP) sagte, dass ihm bei diesen Zahlen „fast die Tränen kommen“. Er machte den Vorschlag, das Thema Ärztehaus anzugehen. Dazu sagte Jürgen Arnhardt gestern auf Anfrage: „Wir versuchen alles. Aber junge Ärzte wollen heutzutage keine große Verantwortung mehr. Bei einem Ärztehaus ist die Verantwortung noch größer als bei einer Praxisübernahme. Es gibt schon Nachwuchs in der Pipeline. Aber das dauert einfach noch ein paar Jahre. Aber das ist alles nichts Neues, man hat es nur verschlafen. Hinzu kommt, dass die Medizin weiblich ist.“
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