„Ich bin Legastheniker“
Quirin Ludwig hat eine Lese- und Rechtschreibstörung. Er geht offen damit um und hat große Erfolge erzielt
Höchstädt Entspannt sitzt Quirin in dem schwarzen Ledersessel. Er schließt die Augen, nimmt in die rechte Hand einen dünnen Faden, mit der linken fädelt er Perlen auf. Blind. Langsam. Konzentriert. Die kleinen Kugeln berührt er dabei nur mit dem Daumen und dem Ringfinger. Nacheinander perlt er die Kette komplett auf und kann dabei genau sagen, welche Farbe die Perle hat, die er gerade in die Hand nimmt. Ohne Probleme. „Das kann ich gut, darin bin ich Profi“, sagt der Elfjährige und grinst. Er ist in dieser Übung so gut, dass er zusätzlich zu den Perlenfarben auch noch verschiedene Tierkarten darüberlegen kann. Er merkt sich dabei die Reihenfolge, kennt die Hintergrundfarben, weiß, welche Karte zu welcher Perle gehört. Was heute für Quirin eine Leichtigkeit ist, war vor einigen Jahren noch unmöglich. Denn: „Ich bin Legastheniker.“
Quirin lebt mit seinen Eltern und zwei Geschwistern, er ist der Zweitgeborene, in Höchstädt. Nur durch einen Zufall hat Mama Simone Ludwig bemerkt, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmt. Sie erzählt: „Ich wusste zwar, dass es Legasthenie gibt, konnte mir aber nichts darunter vorstellen. Ich habe dann aber eine Frau kennengelernt, die diese Störung hat. Als sie mir erzählt hat, wie sich das bei ihr ausdrückt, wurde ich hellhörig.“ Ganz genau habe sie zu Hause ihren Sohn daraufhin beobachtet, „bis mir ganz schnell klar wurde, dass Quirin auch Legastheniker sein muss.“ Ihr mütterlicher Instinkt gab ihr recht. Das ist nun über vier Jahre her. Seitdem ist der elfjährige Quirin in Behandlung. Bei Annegret Sauer ist er einmal in der Woche für 45 Minuten in der Therapie. Die 55-Jährige ist Diplom-Legasthenie-Trainerin und hat im November 2010 die Praxis „Legatrain“ in der Höchstädter Innenstadt übernommen. Quirin war einer ihrer ersten Patienten und ist gleichzeitig einer derjenigen, der am längsten in Therapie ist. „Ich rede aber nicht von Patienten oder Kunden. Das sind meine Kinder“, sagt Sauer. Und Quirin ist ein ganz besonderes.
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