Chaot mit Herz: Towje Kleiner gestorben
Er war einer jener Helden der Münchner Vorstadt: Der Schauspieler Towje Kleiner starb im Alter von 63 Jahren.
Er war einer jener Helden der Münchner Vorstadt, die Sigi Sommer so treffend in seinen Geschichten beschreiben konnte. Einer der liebenswerten Typen, denen Helmut Dietl in seinen Fernsehserien ein Denkmal setzte.
Zum Träumer Tscharlie in den „Münchner Geschichten“ und dem Stenz „Monaco Franze“ gehört auch Maximilian Glanz, der für eine Tageszeitung Leserbriefe beantwortet. Towje Kleiner spielte den nervösen Chaoten mit Herz in „Der ganz normale Wahnsinn“ (1979) mit einer Hingabe, dass ihn Kritiker vielleicht etwas zu euphorisch als Mischung zwischen Woody Allen und Groucho Marx bezeichneten. In der Nacht zum Montag ist der Schauspieler nach Angaben der Israelitischen Kultusgemeinde in München im Alter von 63 Jahren überraschend gestorben.
Der am 4. April 1948 im Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen geborene Kleiner gehörte zur zweiten Generation von Holocaust-Überlebenden. Sein Bühnendebüt aber gab er in Israel, wo er in den vergangenen Jahren auch als Schauspiellehrer arbeitete. Da schloss sich der Kreis für Kleiner, der sich aus dem Showgeschäft weitgehend zurückgezogen hatte. Das bayerische Fernsehpublikum hatte ihn Mitte der 1970er Jahre ins Herz geschlossen, als er in „Münchner Geschichten“ als singender Taxifahrer Achmed zusammen mit seinen Spezln im St. Anna-Eck ein „Brettl“ aufziehen wollte. Natürlich erfolglos.
Ein Comeback feierte der leidenschaftliche Uhrensammler 1994 als Schiffskoch Odessi, der sich mit dem Kobold Pumuckl anfreundet.
So gern Kleiner den Chaoten spielte, es gab auch melancholische Töne. Sein Journalist Glanz wollte immer ein Buch mit folgendem Titel schreiben: „Woran es liegt, dass der Einzelne sich nicht wohl fühlt, obwohl es uns allen so gut geht.“ Wir hätten es gerne gelesen.
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