Henry van de Velde: Zum 150. Geburtstag ein Google-Doodle
Henry van de Velde feiert 150. Geburtstag. Google würdigt den Jugendstil-Architekten und Designer heute mit einem eigenen Doodle.
Henry van de Velde: Er gilt als Multi-Genie, als einer der bekanntesten Jugendstil-Architekten und Designer überhaupt. Heute würde er seinen 150. Geburtstag feiern. Van de Velde, in Antwerpen geboren, studierte Malerei an der Akademie der Schönen Künste in Antwerpen und später in Paris und Barbizon bei Charles Emile Auguste Duran. 1900 zog er nach Paris und später nach Weimar. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits sein bis heute bekanntestes Möbelstück geschaffen, den sogenannten geschwungenen Sezessionsschreibtisch aus dem Jahr 1899.
Henry van de Velde setzte wichtige Impulse
Überhaupt gingen von Henry van de Velde enorm wichtige Impulse für Kunst und Design seiner Zeit aus. Schon als junger Maler hatte er sehr schnell genug von den dunklen herrschaftlichen Räumen und schweren Möbeln seiner Umgebung. Van de Velde ließ sich inspirieren von neuartigen englischen Möbeln und farbenfrohen asiatischen Gebrauchsgegenständen. Der Wechsel von der Malerei zum Kunsthandwerk und Design veränderte nicht nur sein Leben radikal, sein "Neuer Stil" setzte in Europa und darüber hinaus Maßstäbe. Er selbst sah sich freilich nie als Jugendstilkünstler. Seine Intention war das Gesamtkunstwerk, in dem jedes künstlerische Detail mit seinem Umfeld harmoniert.
Mit dem 1902 gegründeten Kunstgewerblichen Seminar gelang es Henry van de Velde, Kunst, Industrie und Handwerk in Praxis und Theorie zu vereinen. Zahlreiche Häuser, von seinem eigenen Wohnhaus "Hohe Pappeln" und dem Nietzsche-Archiv bis zum heutigen Hauptgebäude der Bauhaus-Universität sind Stein gewordene Zeugnisse seines Ideenreichtums. In Gera kündet das Haus Schulenburg und in Chemnitz (Sachsen) das Wohnhaus Esche von seinem Wirken in Mitteldeutschland.
Jugendstil-Architekt als Wegbereiter der Moderne
"Van de Velde wurde damit zu einem Wegbereiter der Moderne und des Weimarer Bauhauses", würdigte Thüringens Kulturminister Christoph Matschie (SPD) den Jubilar. Deutschland und Weimar sollten aber auch für düstere Tage im Leben Van de Veldes und seiner Familie stehen. Als Belgier war er während des Ersten Weltkrieges für die Deutschen ein "feindlicher Ausländer", für die Belgier, die von der kaiserlichen deutschen Armee überrannt wurden, hatte er den Ruf eines Kollaborateurs. 1917 verlässt Van de Velde Deutschland, nicht ohne zuvor den Architekten Walter Gropius als seinen Nachfolger in Weimar empfohlen zu haben. 1919 gründete Gropius in den Schulgebäuden Van de Veldes das Staatliche Bauhaus. Es sollte die einflussreichste Architektur -und Designschule des 20. Jahrhunderts weltweit werden.
Er blickte verbittert auf Weimar zurück
In seinen Memoiren, geschrieben in seinen letzten Lebensjahren in der Schweiz, blickt Van de Velde auch verbittert auf die Weimarer Kriegszeit zurück. Heftigen Intrigen aus Künstlerkreisen ausgesetzt, hatte er jedoch zwischen den Fronten keine Wahl als auszuharren. "Ich schauderte vor dem Gefühl völliger Verlassenheit, vor apokalyptischen Visionen, vor der Gefahr des Wahnsinns", zitiert die Autorin Ursula Muscheler in ihrem Buch "Möbel, Kunst und feine Nerven" Van de Velde. Er glaube nicht daran, dass es für ihn, den Belgier und damit Ausländer, in Deutschland jetzt und nach dem Krieg eine Zukunft gebe, schrieb er in einem Brief.
Henry van de Velde: 2013 wäre er 150 geworden
Van de Velde hatte Deutschland 1917 nahezu mittellos über den Bodensee in Richtung Schweiz verlassen. Später entwarf er ein Privatmuseum in den Niederlanden. 1925 erhielt er eine Professor für Architektur an der Universität Gent und kehrte in die Heimat zurück. 1926 wurde er Direktor des neuen Instituts Supérieur des Arts Décoratifs in Brüssel. Im hohen Alter wirkte er noch an den Weltausstellungen in Paris 1937 und in New York 1939 mit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wegen seiner Tätigkeit unter deutscher Besatzung in Belgien angefeindet, zog er 1947 in die Schweiz und starb 1957 in Zürich.
Henry van de Velde und sein 150. Geburtstag werden heute vielerorts gefeiert. Auch von Google. Die Internetsuchmaschine widmet ihm ein eigenes Doodle. AZ,dpa
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