"Vergiss mein nicht": Dokument der Demenz
In "Vergiss mein nicht" zeichnet Regisseur David Sieveking ein realistisches Bild einer tückischen Krankheit, für den Betroffenen und seine Angehörigen.
An diesem Heiligabend ist plötzlich alles anders. Statt des üblichen Festmahls serviert die Mutter nur eine schlichte Suppe. Kein Geschenk liegt unter dem Weihnachtsbaum. David Sieveking bemerkt die unzähligen Notizzettel, die neuerdings überall heften. Einige Zeit später steht die schockierende Diagnose im Raum: Mutter hat Alzheimer.
Vergiss mein nicht: Die anstrengende Pflege
Regisseur Sieveking („David wants to fly“) ist in einer Intellektuellenfamilie aufgewachsen. Seine Mutter Gretel war Sprachwissenschaftlerin und TV-Moderatorin, sein Vater Malte Mathematikprofessor. Im gemeinsamen Ruhestand wollte man die Welt bereisen. Nun zehrt sich Malte bei der Pflege seiner Frau auf. David übernimmt den Job für einen kurzen Urlaub des Vaters. Er erlebt faszinierende Augenblicke, aber schnell ist der junge Mann auch völlig erschöpft. In solchen Momenten ist es oft Gretel, die unvermittelt neue Impulse gibt.
Kein tränenschweres Abschiedsdrama
Nur selten tut einem die alte Dame leid. Sieveking verzichtet nicht auf Szenen, die das komische Potenzial der Krankheit zeigen. Man wünscht sich, im Falle eines Falles ähnlich behutsam aufgefangen zu werden. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob Gretel Sieveking den Film gemocht hätte. Kaum vorstellbar, dass sie Einwände gegen das Projekt gehabt hätte, zumal in erster Linie tiefe Liebe zu Frau und Mutter aus dem fertigen Film spricht. Irgendwann gehört der Zuschauer zur Familie, die solche Dinge oft mit Humor nehmen darf. Auch deshalb ist die Auseinandersetzung mit der tückischen Krankheit der Mutter am Ende kein tränenschweres Abschiedsdrama.
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