Kleine, kraftvolle Dialoge
Hans Neuhauser im Studio Rose in Schondorf
Schondorf Zwei kleine Flächen, flüchtig skizzierend mit verdünnter Tusche auf ein Papier gesetzt, bilden den Auftakt zu den neuen Kompositionen von Hans Neuhauser, die derzeit im Studio Rose in Schondorf gezeigt werden. Es ist das Thema der abstrakten Kunst, das der Zeichner hier mit großer Kreativität in den vierundzwanzig ausgestellten Arbeiten erprobt.
Schon Paul Klee reduzierte 1920 die Formelemente der Grafik auf „Punkte, lineare, flächige und räumliche Energien“. Zunächst stehen die beiden Flächen in den Arbeiten von Neuhauser hilflos nebeneinander. Erst durch die weitere Bearbeitung gehen sie Beziehungen ein und treten in immer neue Dialoge. Flächen scheinen aufeinanderzuprallen, verändern ihre Formen, lassen Staub und Elemente aufwirbeln. Zarte Konturierungen lassen sie plastisch, nahezu schwebend erscheinen. In anderen Blättern haben sich die beiden ungegenständlichen Formen tief in das Papier eingegraben. Die Experimentierfreude des Künstlers kennt keine Grenzen. So fällt es ihm auch mal ein, Kohlestücke auf Papier zu legen und durch die Radierpresse zu ziehen. Dabei drückt sich das Material tiefschwarz in das Papier, zerbricht zugleich an den Rändern und setzt Kohlestaubwölkchen frei, die sich nun zart auf dem hellen Untergrund abzeichnen. Während zunächst der Zufall eine Rolle spielt, so liegt die weitere Entwicklung sehr wohl in der Hand des Zeichners, der mit dem Vorhandenen spielt.
Dialog in zweifacher Hinsicht
Die Ausstellung heißt „Dialog“, und das ist durchaus in zweifacher Hinsicht gemeint. Da ist zunächst der Dialog der Flächen miteinander, der sich trotz des kleinen Formats ziemlich kraftvoll gestalten kann. Doch zu verstehen sind die Arbeiten auch als Dialog des Zeichners mit seinen Formen.
Er agiert nicht nur geistig-visuell mit ihnen, sondern mitunter auch verbal. So steht über einer kleinen Form das Wort „zurücknehmen“, und ein Pfeil weist ihr die Richtung.
Der 1960 geborene Johann Neuhauser ist Zeichner aus Leidenschaft.
Dabei ist er überzeugter Autodidakt und schätzt seine Unabhängigkeit von Lehrern und Schulen. Mit den ausgestellten Arbeiten, die in den letzten vier Monaten entstanden sind, geht er wieder mal einen neuen Weg.
Humorvoll und offen lässt er sich von seiner Umgebung, von Assoziationen und Begegnungen zu seinen Bildthemen anregen. Er zeichnet gleichermaßen realistisch-figurativ oder abstrakt bis ungegenständlich. In ihrer konsequenten Konzentration auf den ausschließlichen Dialog von zwei Formen sind die neuesten Arbeiten sehr überzeugend. Durch die Reduktion der Farben auf Schwarz und mitunter ein wenig Rot oder einen Hauch von Gelb erhalten die kleinen Blätter eine erstaunlich kraftvolle Monumentalität.
Die stringente Thematik und das gleichbleibende Bildformat lässt die Ausstellung in sich geschlossen wirken. Dass die Bilder nach formalen Kriterien in kleine Gruppen zusammengefasst sind, gibt ihr zudem Spannung und erleichtert dem Betrachter die Orientierung.
Ausstellung Zu sehen ist die Ausstellung „Dialog“ von Hans Neuhauser noch am 26./27. März sowie nach telefonischer. Vereinbarung (0163/7853552) im Studio Rose, Bahnhofstraße 35 in Schondorf (www.studio-rose-schondorf.de).
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