"Wetten, dass?": Augsburger Ex-Kandidat übt Kritik
Nach dem Unfall von Samuel Koch bei "Wetten, dass...?" übt ein Augsburger Ex-Kandidat Kritik am ZDF. Er sagte, dass er gegen den Widerstand der Redaktion für seine Sicherheit sorgen musste. Von Cordula Homann
Nach dem tragischen Unfall von Samuel Koch bei "Wetten, dass...?" übt ein Augsburger Kritik am Sender ZDF. Roland Wegner hatte im Sommer an der Sendung teilgenommen - und musste selbst, wie er sagt, gegen den Widerstand der zuständigen Redaktion für seine Sicherheit sorgen.
Das schreckliche Unglück am Samstagabend hatte der Augsburger mit seiner Freundin vor dem Fernseher verfolgt. "Meine erste Schockreaktion war: Das hat der Kandidat nicht überlebt. Das ist das Ende von "Wetten, dass...?"."
Roland Wegner hatte am "Sommer-Wetten, dass...?" auf Mallorca teilgenommen. Der erfolgreiche Leichtathlet wettete, dass er sich binnen weniger Minuten ein Mal komplett umziehen könnte, während er rückwärts auf einem Laufband läuft. "Doch die Redaktion wollte meiner Wette noch mehr Dramatik verleihen und sie letztendlich gefährlicher machen," sagt er gegenüber unserer Zeitung.
Das ZDF wollte, wie Wegner erzählt, das Laufband vor einen Pool stellen. Außerdem "sollte das 1,60 Meter lange Laufband um die Hälfte gekürzt werden, um mich näher ans Wasser zu bringen. Als sie bei den Proben sahen, dass ich mich bei einem Stolperer blitzschnell am Geländer festhalten konnte, wollten sie zudem das Geländer wegflexen." Wegner hatte Angst, dass er sich im Notfall nirgends mehr festhalten konnte. "Zwei Tage lang hatte ich bei den Tests Streit und stieß auf Unverständnis."
Schließlich habe er sogar damit gedroht, nicht aufzutreten und seine Wette zurückzuziehen. Dem Pool stimmte Wegner zu, mehr nicht. "Klar war das dann eine undramatische Wette und damit wird man auch nicht Wettkönig. Aber das war mir egal."
Walter Kehr, Leiter der ZDF-Pressestelle, betonte dagegen am Montag, es würden keine Wetten vom Sender verändert. "Das halte ich für ausgeschlossen. Wir geben das Bühnenbild vor, oder wie eine Brille zum Verdecken der Augen aussieht. Den Rest bestimmt der Kandidat."
Mit Samuel Koch war bereits in Hannover und München geprobt worden. "Dort haben wir Licht, Distanzen und Autos getestet", sagte Kehr. "Der Kandidat suchte sich die Autos aus und wir stellten ihm diese auch für die Proben zur Verfügung. Er hat die Sprünge hunderte Male gemacht. Zwei Mal stand er danach nicht sauber, ansonsten ist nichts passiert." Der Sender wisse noch immer nicht, was am Samstag schiefgelaufen sei.
Keine guten Wetten mehr?
Weiterer Verdacht des Augsburgers: "Ich habe meine Wette nur fünf Wochen vor dem "Sommer-Wetten, dass...?" eingereicht - und wurde genommen! Deswegen gehe ich davon aus, dass die kreativen und guten Wetten immer seltener werden."
Das ZDF bekommt laut Pressesprecher Kehr jedoch tausende von Wetten pro Jahr. "Da ist auch viel abgefahrenes Zeug dabei. Etwa: Ich schwimme unter Wasser durch den Ärmelkanal." Die Quote übe aber keinen Druck auf den Sender aus. "Die Show lebte schon immer von spektakulären Wetten, auch schon vor 20 Jahren. Der Schweizer, der durch einen Baumstamm Seifenblasen gemacht hat - das war auch ein Spektakel."
Bei lebensgefährlichen Wetten habe der Sender immer geprüft, ob der Kandidat diese auch bestehen könne. "Bei einer Wette ist ein Skifahrer durch eine Bobbahn gefahren. Das ist lebensgefährlich. Aber wir wussten: Der kann das." Das ZDF prüfe stets, ob eine Wette physikalisch machbar ist und der Kandidat müsse belegen, dass er sie auch kann. "Wir haben sehr hohe Sicherheitsstandards. 29 Jahre lang gab es keine Unfälle." Künftig werde der Sender "genauer hinsehen und strengere Maßstäbe ansetzen", sagte Walter Kehr.
Im Nachhinein ist der Augsburger Ex-Kandidat Roland Wegner trotzdem froh, dass er dabei gewesen war. Trotz allem ist er noch ein Fan. "Wetten, dass...?" sei die größte und wegen Thomas Gottschalk die beste Unterhaltungssendung Europas, "doch alle sollten mal etwas umdenken. Es sollte nicht nur um die Quote gehen."
Am 19. März kommt "Wetten, dass ...?" nach Augsburg. Cordula Homann
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