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Serienmörder in Toulouse
20.03.2012

Ein Land steht still

Fassungslose Mitschüler verlassen den Schauplatz der Morde in Toulouse. Foto: Xavier de Fenoyl dpa

Die Mordserie in Südfrankreich hat kollektive Bestürzung ausgelöst. Die Angst ist spürbar. Der Täter ist besonders kaltblütig vorgegangen.

„Worte, ich habe keine Worte“, sagt ein Passant zu der Fernsehreporterin, die doch genau das von ihm will: eine anschauliche Aussage über seine Gefühle, nachdem am Vortag hier in seiner Nachbarschaft, vor der jüdischen Ozar-Hatorah-Schule in Toulouse, ein Unbekannter vier Menschen, darunter drei Kinder, getötet hat. Auch am Tag danach versuchen die Kameras, das Grauen in Bild und Ton einzufangen, das die Schüler, Eltern und Lehrer am Montagmorgen hier erlebt haben.

Um elf Uhr halten alle Schulen in einer Schweigeminute inne

Was sie zeigen, ist vor allem: Sprachlosigkeit, Fassungslosigkeit. Aber auch: große Anteilnahme. Um elf Uhr halten alle Schulen des Landes in einer Schweigeminute inne. Noch am Abend zuvor haben sich Tausende Menschen in Toulouse und Paris zu Schweigemärschen zusammengefunden. Die „rosa Stadt“, wie Toulouse wegen seiner zartrosa Häuserfassaden genannt wird, sonst bekannt für sein quirlig-studentisches Flair, trägt Trauer.

Der Wahlkampf ist für einige Tage ausgesetzt. Es gehe jetzt nicht um Politik, sagen die Politiker. Präsident Nicolas Sarkozy und seine Herausforderer erscheinen vereint in einer Pariser Synagoge zum Gedenkgottesdienst.

Der Mörder ging kühl und methodisch vor

Betroffenheit hat sich über das Land gelegt über eine ebenso grausame wie sinnlose Tat und einen Mörder, der kühl und methodisch vorging. Nicht nur am Montag, wie man inzwischen weiß, sondern auch schon am 11. und am 15. März, als er bei zwei vorhergehenden Anschlägen in der Region drei Fallschirmjäger erschoss und einen lebensgefährlich verletzte – ebenfalls am helllichten Tag, auf einem gestohlenen Motorroller als Fluchtfahrzeug.

Zum ersten Mal überhaupt hat Sarkozy die höchste Terror-Alarmstufe für die südwestfranzösische Region Midi-Pyrénées und angrenzende Departements ausgerufen. In Bussen und Bahnen wird verstärkt kontrolliert, die Polizisten patrouillieren schwer bewaffnet auf den Straßen. Besonders gesichert werden jüdische und muslimische Einrichtungen im ganzen Land. Auch die südfranzösischen Kasernen sind in Alarmbereitschaft.

Ein Serienkiller hat tagelang Frankreich in Angst und Schrecken versetzt. Am Mittwoch, 21. März, umstellte die Polizei dann ein Mehrfamilienhaus in Toulouse, in dem sich der mutmaßliche Serienmörder verschanzt hatte.
10 Bilder
Der Serienkiller von Südfrankreich

Der kleinen Myriam schoss er direkt in den Kopf

Demnach fuhr der Mann, den Zeugen als mittelgroß und korpulent beschreiben, am Montag gegen acht Uhr auf einem Motorroller vor der Schule vor, die in einem Wohngebiet liegt und einen guten Ruf hat. Er ging auf den Eingang zu, wo einige Eltern und Kinder standen. Darunter der 30 Jahre alte Religionslehrer Jonathan Sandler und seine beiden Söhne Gabriel und Arieh, vier und fünf Jahre alt. In der anliegenden Synagoge beteten Schüler. Der Unbekannte eröffnete das Feuer, zunächst mit einer Pistole, dann mit einem Colt vom Kaliber 11,43 Millimeter.

Er schoss den Vater und seine beiden Jungen nieder, betrat den Schulhof, hielt die kleine Myriam, die Tochter des Direktors, an den Haaren fest und schoss ihr direkt in den Kopf. Feuerte wahllos weiter und verletzte einen 17-jährigen Schüler. Dann ging er schnellen Schrittes zurück zu seinem Motorroller und fuhr davon, vorbei an den Autos der Eltern, die ihre Kinder abliefern wollten. „Die Szene war irreal“, sagt Nicole Yardeni. Sie ist die Vorsitzende des jüdischen Dachverbandes Crif in Toulouse und hat die Videoaufnahmen gesehen. Der Mann sehe „ganz normal und sehr entschlossen“ aus: „Wie jemand, der Tiere tötet.“ Innenminister Claude Guéant sagt, der Todesschütze habe eine kleine Kamera um den Hals getragen.

Bei allen Taten die selbe Waffe benutzt

Guéant bestätigt außerdem, dass es sich sowohl bei dem Motorroller als auch bei der Tatwaffe um dieselbe handelt wie bei den Soldaten-Morden in der Woche zuvor. Am 11. März hatte der mutmaßlich gleiche Unbekannte den 30-jährigen, aus Marokko stammenden Unteroffizier Imad Ibn Ziaten, der in Zivil unterwegs war, auf einem Parkplatz in Toulouse erschossen. Nach dessen Verkaufs-Annonce für ein Motorrad waren sie dort verabredet.

Vier Tage später schoss der „Mann ohne Gesicht“ auf drei junge Soldaten in Montauban, 50 Kilometer nördlich von Toulouse. Der 24-jährige Mohamed Legouad und der 25-jährige Abel Chennouf starben. Ein 27 Jahre alter schwarzhäutiger Franzose, aus dem Übersee-Departement Guadeloupe stammend, überlebte schwer verletzt. Sie gehörten dem in Montauban stationierten 17. Fallschirmjägerregiment an, einer Elite-Truppe, die unter anderem in Afghanistan im Kampf gegen Terrorismus eingesetzt wird.

Die gezielt ausgewählten Opfer könnten Aufschlüsse über das Motiv geben: Ist die Mordserie ein politisch motivierter Racheakt für das militärische Engagement Frankreichs, für den „Verrat“ arabischer Soldaten beim Einsatz der Armee in Afghanistan oder für die Politik Israels? Französischen Medienberichten zufolge gehen die Ermittler davon aus, dass es sich entweder um ein islamistisches oder um ein rechtsextremes Motiv handelt.

Die Vorgehensweise des Täters verrät Experten zufolge einiges über ihn. Der Todesschütze bereitete seine Taten sorgfältig vor, überließ nichts dem Zufall, trat kaltblütig auf und verfügt über gute Ortskenntnis. Spuren hinterließ er nicht, auch nicht auf dem leeren Waffen-Magazin, das in Montauban gefunden wurde. Der präzise Umgang mit der großkalibrigen Waffe erfordert zumindest ein gewisses Maß an Erfahrung, sagt Yves Gollety, Vorsitzender der nationalen Waffenhändler-Gewerkschaft: „Das muss jemand sein, der zumindest einige Male damit geschossen hat.“

Die Leichen werden nach Israel überführt

Auch die Zielsicherheit des Schützen erhöht den Verdacht, es könne sich um einen – möglicherweise ehemaligen – Soldaten handeln. Französische Medien deckten 2008 einen Skandal eben im 17. Fallschirmjägerregiment auf. Drei Soldaten hatten auf Fotos aus dem Jahr 2004 vor einer Hakenkreuz-Fahne und mit Hitlergruß posiert. Galten sie zunächst als verdächtig, heißt es gestern aus Polizeikreisen, diese Spur werde nicht mehr bevorzugt. Vor voreiligen Schlüssen wird gewarnt, zu vieles ist noch im Unklaren.

Die Ermittler scheinen zumindest sicher zu sein, dass der Täter eine Art „Mission“ verfolgt. Das mache ihn so gefährlich, sagt der Spezialist für Kriminalanalyse, Jean-François Abgrall: „Er ist in einen Krieg eingetreten und es gibt keinen Grund, warum er aufhören sollte.“

Die Leichen der vier am Montag getöteten Menschen sollten gestern noch nach Israel überführt werden, um dort beigesetzt zu werden.

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