Kritik an Rösler: "Ein anderer Mensch geworden"
Die parteiinterne Kritik an Philipp Rösler wird immer stärker. Nicht nur der NRW-Spitzenkandidat Christian Lindner äußerte am Wochenende seine Bedenken gegen die FDP-Parteiführung.
Gleich zwei FDP-Poitiker haben am Wochenende ihren Unmut über Parteichef Philipp Rösler geäußert. Der FDP-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, Christian Lindner, hat seine Kritik an der Berliner Parteiführung erneuert. "Nach außen sollten wir uns in Berlin auf professionelles, störungsfreies Regierungshandeln konzentrieren", sagte Lindner der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Wenn sich die FDP mit ihrem Grundsatzprogramm zum Ziel schuldenfreier Haushalte bekennt, begrüße ich das sehr." Die Entschuldung müsse Vorrang haben vor Entlastungen.
Auch Kieler FDP-Chef enttäuscht von Philipp Rösler
Auch hat sich der schleswig-holsteinische FDP-Vorsitzende Heiner Garg tief enttäuscht über Parteichef Philipp Rösler geäußert. Als Bundesvorsitzender sei Rösler ein ganz anderer Mensch geworden, sagte Garg dem Hamburger Abendblatt (Montag). Röslers Lockerheit und seine Authentizität, die alle an ihm so gemocht hätten, scheine er verloren zu haben.
Kritik an Rösler: "Ein anderer Mensch geworden"
"Auch seine Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen, vermisse ich immer mehr", sagte der Kieler Gesundheitsminister, der zugleich stellvertretender Ministerpräsident ist. Wegen dieser Eigenschaften habe Rösler bei seiner Wahl als herzlicher und menschlicher Hoffnungsträger der Partei gegolten. Ich würde mir wünschen, dass er diese Eigenschaften wieder mehr nach außen kehrt. Damit wäre sicherlich ein großer Schritt nach oben getan."
Neuer FDP-Leitbegriff "Wachstum" sorgt für Unmut
In Schleswig-Holstein finden am 6. Mai Landtagswahlen statt, die FDP muss befürchten, an der Fünfprozenthürde zu scheitern. Erst vor kurzem hatte Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki die Berliner Parteispitze scharf kritisiert und war dabei auch mit dem neuen, von Rösler geprägten Leitbegriff "Wachstum" hart ins Gericht gegangen. Zurückhaltend äußerte sich Christian Lindner zu diesem Thema. "Zweifellos ist das ja auch eine wichtige Frage", sagte er. "Grundsatzprogramme haben in einer Partei eine Funktion nach innen."
Christian Lindner betonte ferner inhaltliche Übereinstimmungen mit der SPD. "In Nordrhein-Westfalen gibt es die interessante Konstellation, dass sich in manchen Aspekten der Industriepolitik einerseits SPD und FDP nahestehen, andererseits CDU und Grüne. Das finde ich bemerkenswert", sagte Lindner der FAS. Zwar habe die FDP immer noch Gemeinsamkeiten mit der Union. "In NRW gibt es andererseits eine sozialliberale Tradition", fügte Lindner hinzu. Er kündigte an, auf einem Landesparteitag am 6. Mai gegebenenfalls eine Koalitionsaussage zu treffen. afp/dpa
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