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Bildungsmonitor 2012: Sachsen Spitzenreiter, Bayern erneut auf dem vierten Platz

Bildungsmonitor 2012

Sachsen Spitzenreiter, Bayern erneut auf dem vierten Platz

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    Sachsen und Thüringen bieten weiterhin die besten Bildungschancen. Das hat der Bildungsmonitor 2012 ergeben.
    Sachsen und Thüringen bieten weiterhin die besten Bildungschancen. Das hat der Bildungsmonitor 2012 ergeben. Foto: dpa

    Sachsen bietet nach einer Studie wie im Jahr 2011 deutschlandweit die besten Bildungschancen. Platz zwei belegt Thüringen vor Baden-Württemberg und Bayern. Zu diesen Ergebnissen kommt der am Mittwoch veröffentlichte Bildungsmonitor 2012 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Er wurde im Auftrag der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt.

    Bremen verbessert sich in der Liste der Forscher gegenüber dem vergangenen Jahr um einen Platz auf Rang fünf. Das bisherige Schlusslicht Berlin rückt einen Platz auf und gibt die rote Laterne an den bisherigen Vorletzten Schleswig-Holstein ab.

    Bayerns Schulen nach wie vor Platz eins

    Dabei belegen Bayerns Schulen nach wie vor Platz eins im Vergleich der Bundesländer. Doch kritisieren die Autoren des Gutachtens fehlende Ganztagsbetreuung - hier liegt Bayern auf dem letzten Platz der 16 Länder. Außerdem bemängelt der neue Bildungsmonitor die niedrige Zahl von Akademikern und fehlende Ausbildung von Ingenieuren. Die Zahlen sind allerdings nicht taufrisch: Die Daten stammen aus dem Jahr 2010, weil es laut Gutachten bisher keine neueren Statistiken gibt.

    So gibt es laut Gutachten in Bayern nur für ein knappes Viertel der Kinder im Kindergartenalter Ganztagsbetreuung. Im Bundesdurchschnitt sind es mehr als ein Drittel. Hier besteht laut Bildungsmonitor in Bayern trotz des raschen Ausbaus der vergangenen Jahre weiter Ausbaubedarf. Fortschritte bescheinigen die Gutachter unter anderem bei der Reduzierung der früher hohen Quote der Schulabbrecher.

    Eine ausgebaute Infrastruktur in der Bildung stärke langfristig vor allem die Teilhabechancen von Kindern von Alleinerziehenden und Einwanderern. Die Anzahl der ausländischen Schulabbrecher sei in Bayern von 2581 im Jahr 2000 auf 1454 zehn Jahre später gesunken, bei steigender Zahl ausländischer Schulabgänger insgesamt. Außerdem haben seit 2000 rund 76 100 Studenten mehr die Hochschule absolviert als damals erwartet - was die Initiative als "Stärkung der Wachstumskräfte" wertet.

    Forscher: Vertane Wachstumschancen durch Betreuungsgeld

    Die Forscher warnten bei der Vorstellung in Berlin vor vertanen Wachstumschancen durch die Einführung des von der CSU forcierten Betreuungsgelds für Eltern, die ihr Kleinkind in eigener Regie betreuen. Nötig sei ein flächendeckender Kita-Ausbau. Die Studienautoren forderten weitere Verbesserungen - etwa die generelle Möglichkeit einer Ganztagsbetreuung vom ersten Lebensjahr an.

    Verfasst wird der Bildungsmonitor vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Bewertet wird anhand von "13 Handlungsfeldern und 110 Indikatoren", ob ein Bundesland die Infrastruktur verbessert, Teilhabechancen sichert und Wachstumskräfte stärkt. Auf Platz eins liegt Bayern in drei der dreizehn Felder: Schulqualität, Förderung der beruflichen Bildung und der sogenannten "Inputeffizienz". Damit ist unter anderem gemeint, dass die Staatsregierung einen überdurchschnittliche Anteil ihrer Bildungsausgaben für Investitionen verwendete.

    Bildungsmonitor: Optimale Infrastruktur in Sachsen und Thüringen

    Der Geschäftsführer der Initiative, Hubertus Pellengahr, begründete die Spitzenplätze für Sachsen und Thüringen mit optimaler Infrastruktur für die Förderung. Die Länder bekämpften Bildungsarmut und böten breiten Zugang zu akademischen Abschlüssen besonders in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern. Die Initiative INSM wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie finanziert.

    Insgesamt gebe es Fortschritte in den Ländern - am meisten zugelegt habe Hamburg. Auch Bremen, Thüringen, Brandenburg und Niedersachsen hätten sich verbessert. Beispiel Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren: Das Angebot stieg dem Report zufolge innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 13,6 auf 25,2 Prozent - dies sei jedoch noch zu langsam, um die Ausbauziele der Regierung zu erreichen. Auch bei den Ganztagsschulen habe es Fortschritte gegeben: Rund 23 Prozent der Grundschüler besuchten 2010 eine Ganztagsschule - zehn Jahr zuvor waren es 4 Prozent.

    Studie: Ganztagsbetreuung für kleine Kinder dringend nötig

    Die Studienautoren plädierten eindringlich für eine flächendeckenden Infrastruktur für Ganztagsbetreuung kleiner Kinder. Die Wachstumsrate würde so laut Bildungsmonitor langfristig um mehr als 0,33 Prozentpunkte steigen. Das Bruttoinlandsprodukt läge dann 2050 um 221 Milliarden Euro höher als ohne Ausbau der Betreuung. Bildungs- und Familienpolitik sollten darauf abzielen. "Für Leistungen wie das Betreuungsgeld sind diese Effekte nicht nachweisbar", mahnte der Studienleiter beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Axel Plünnecke, an die Adresse von Schwarz-Gelb.

    Jugendliche mit Migrationshintergrund hätten wegen stärkerer Beteiligung an frühkindlicher Bildung ihren Rückstand reduziert. Der Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss an allen Schulabsolventen sank laut dem Report von 20 Prozent im Jahr 2000 auf rund 13 Prozent 2010. Die Forscher mahnen aber zugleich: "Schüler aus bildungsfernen Haushalten oder aus Migrantenfamilien bleiben weiterhin hinter den anderen Schülern zurück.

    Seit dem Jahr 2000 gebe es wegen der steigenden Zahl von Hochschulabsolventen pro Jahrgang heute rund 556 000 zusätzliche Akademiker in Deutschland, davon 168 000 in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. dpa

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