So lief der Ferrari-Trick
Sebastian Vettel hat seinen Vorsprung auf Fernando Alonso ausgebaut. Hätte das Ferrari-Team nicht fragwürdig getrickst, könnte er sich wohl heute schon Dreifach-Weltmeister nennen.
Das Regelbuch der Formel 1 ist ein nur schwer verständliches Machwerk. Ohne Ingenieurs- und Jurastudium ist es nicht viel mehr als ein dicker Papierstapel.
Bei Ferrari gibt es von jeher fabelhaftes Personal. Wer baut schon schönere Autos als die Italiener? Und wer kennt sich besser damit aus, recht kreativ mit dem Regelwerk umzugehen. Jahrelang hat Michael Schumacher davon profitiert. Fünf WM-Titel hat er im Cockpit der "Roten Göttin" geholt. Weil er der schnellste Fahrer im Formel-1-Zirkus war - und Ferrari sämtliche Möglichkeiten auf und abseits der Piste ausnutzte.
Vettel steht immer noch besser da als Alonso
Nun profitiert Fernando Alonso von der Kreativität seines Teams. Beim vorletzten WM-Rennen in Austin hätte der Spanier eigentlich von Platz acht aus ins Rennen gehen sollen. Nicht allzugut für jemanden, der Weltmeister werden will, zwei Rennen vor Schluss aber zehn Punkte hinter dem Führenden liegt. Führender war und ist Sebastian Vettel. Der startete in Texas von der Pole Position. Vettel auf eins, Alonso auf acht. Bei dieser Zielankunft hätte sich Vettel jüngster Dreifach-Weltmeister aller Zeiten nennen dürfen.
Doch zum einen ist Alonso ein begnadeter Racer, einer der es im Rennen versteht, sein Wagen am Limit zu fahren. Und zum anderen ist man bei Ferrari ziemlich gewieft. Alonsos Teamkollege Felipe Massa war nach dem Qualifying besser positioniert als Alonso. Er fuhr die sechstbeste Zeit. "Ach, wenn man die Plätze doch so einfach tauschen dürfte", mag man sich bei Ferrari gedacht haben. Geht aber natürlich nicht. Was aber geht, ist, dass ein Wagen fünf Plätze nach hinten strafversetzt wird. Das ist der Fall, wenn das Getriebe zwischen Training und Rennen ausgetuscht werden muss. Dumm nur, dass das Getriebe von Felipe Massa keinerlei Schäden vorwies. Also hat man einfach ein am Getriebe angebrachtes Siegel verletzt. Schwupps, muss das Getriebe ausgetauscht werden. Findige Ferrari-Mitarbeiter war die Lücke im Regelwerk bekannt. Man versuchte gar nicht erst, die Aktion zu verschleiern. "Einfach dazusitzen und nichts zu tun, wäre auch der falsche Weg. Wir machen es offen und für jeden sichtbar. Die Entscheidung wurde getroffen um Fernando einen bestmöglichen Start zu ermöglichen", so Sprecher Luca Colajanni.
Ferraris Plan geht auf
Der Plan ging auf. Alonso durfte von Platz sieben ins Rennen, Massa von der elf. Ein weiterer Vorteil: Die Autos auf den ungeraden Startpositionen standen auf der sauberen Seite, also jener die beim Start leichte Vorteile hat. Alonso schluckte dann auch sofort Schumacher, Hülkenberg sowie Räikkönen und kam am Ende als Dritter ins Ziel. Einen Platz vor seinem stark fahrenden Kollegen Massa und lediglich einen Platz hinter Vettel.
Der Deutsche geht mit einem Vorsprung von 13 Zählern ins letzte Rennen in Sao Paulo. Dort muss Alonso dann allerdings weit vor Vettel landen, um den Titel zu holen. Alleine durch Tricksen dürfte das schwer werden. (time)
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