Es war gestern genau 17.47 Uhr, als Mohamed Amsif den top gepflegten Rasen der Leipziger Red-Bull-Arena betrat. Als Dritter hinter Sebastian Langkamp und Daniel Brinkmann begutachtete er seinen Arbeitsplatz. Schon oft war Amsif diesen Weg gegangen in den vergangenen eineinviertel Jahren, seit er von Schalke 04 zum FC Augsburg gewechselt war. Doch gestern war es schon etwas anderes. Amsif kam nicht als Ersatz hinter Simon Jentzsch (35), sondern diesmal als die Nummer eins. Jentzsch selbst hatte die Reise zum Pokalspiel bei RB Leipzig gar nicht angetreten. Sein angebrochener Ringfinger schmerzte nach dem 1:1 gegen Werder Bremen zu sehr.
Zwei Minuten nahm sich Amsif Zeit, sich zu akklimatisieren, dann verschwand er wieder in die Kabinen. Musik aus einem weißen Hightech-Kopfhörer sorgte für Ablenkung.
Die Gewinner des DFB-Pokals seit 1999
1999 Werder Bremen
2000 Bayern München
2001 FC Schalke 04
2002 FC Schalke 04
2003 Bayern München
2004 Werder Bremen
2005 Bayern München
2006 Bayern München
2007 1. FC Nürnberg
2008 Bayern München
2009 Werder Bremen
2010 Bayern München
2011 FC Schalke 04
2012 Borussia Dortmund
2013 Bayern München
Erst ein volles Punktspiel hatte Amsif bis gestern absolviert. Im September 2010 vertrat er Jentzsch (Gehirnerschütterung) beim Auswärtsspiel beim MSV Duisburg. Der FCA siegte mit 1:0, der Deutsch-Marokkaner, der in Düsseldorf geboren ist, hielt seinen Kasten sauber.
Trainer Jos Luhukay wusste, was an seiner Nummer zwei hat, und verbrachte vor dem gestrigen Spiel keine schlaflose Nacht. „Mo hat schon in der vergangenen Saison gezeigt, dass wir auf ihn bauen können.“ Auch Simon Jentzsch ist von seinem Stellvertreter begeistert: „Ihm gehört die Zukunft.“ Dies zu beweisen, hatte er gestern allerdings so gut wie keine Gelegenheit.
Das Spiel aus der Sicht des Keepers
Wir haben den Augsburger Keeper im Spiel beobachtet:
5. Minute Erster Ballkontakt bei einem Rückpass von Kollege Paul Verhaegh.
18. Minute Der Schlussmann wird bisher noch nicht ernsthaft geprüft, er steht am 16-Meter-Raum und versucht, seine Kollegen von hinten heraus zu dirigieren.
30. Minute Den rund 200 FCA-Anhängern im Stadion bleibt fast das Herz stehen. Nach einem Sankoh-Rückpass spielt Amsif bedrängt den Ball beinahe einem Leipziger in die Beine. Das war Glück.
45. Minute Schiedsrichter Florian Meyer pfeift zur Pause. Richtig geprüft wurde der Augsburger Tormann bis dahin nicht.
55. Minute Es hat sich auch zu Beginn des zweiten Abschnitts nicht viel geändert. Amsif verlebt einen ruhigen Abend.
61. Minute Jubel über das Führungstor.
75. Minute Der Tormann bekommt die Gelbe Karte gezeigt. Grund: Spielverzögerung.
93. Minute Glanzparade, doch der Unparteiische hatte zuvor schon ein Foulspiel eines Leipzigers gesehen.
94. Minute Schlusspfiff – und Glückwünsche von seinen Kollegen.
Amsifs Zukunft wird wohl weiter beim FCA liegen, auch wenn sein Vertrag am Ende der Saison ausläuft. „Es gab schon erste Gespräche, die sehr positiv verliefen“, erklärte Amsif jüngst.