Geisterstunde in Big Easy
New Orleans ist eine Stadt der Gegensätze: Während alljährlich frivole Mardi Gras-Paraden durch die amerikanische Karnevalshochburg tollen, zieht es viele Touristen nicht nur wegen der Lebenslust hierher. Denn auch der Tod wird hier zur Urlaubsattraktion – und wohl nirgends sonst so stilvoll inszeniert.
Schaufelraddampfer, Jazz und Cajun-Küche. Wer die größte Stadt im Bundesstaat Louisiana bereist, hat ein festes Bild vor Augen. Dazu gehören auch die als „Cities of the Dead“ bekannten Friedhöfe, die durch ihre aufwendigen Grabmale sicherlich weltweit einmalig sind. Der Grund für die teils gotisch, teils neo-klassizistisch inspirierten Mausoleen ist im feuchten Boden der Stadt zu finden.
Als französischer Kolonialposten wurde New Orleans 1718 im sumpfigen Mississippi-Delta gegründet. Europäische Beerdigungsmethoden waren hier zum Scheitern verurteilt: Da die Südstaatenmetropole durchschnittlich 2,4 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, stieß der Totengräber sofort auf Grundwasser, sobald er ein Loch schaufelte.
Die Rückkehr der Toten
Die widrigen Umstände hatten bald schon gruselige Folgen: Nicht selten schwemmte das Wasser die Gräber aus – und brachte ihre schaurigen Inhalte wieder ans Tageslicht. Da halfen selbst die verzweifelten Versuche nichts, die Särge zu beschweren oder anzubohren. Aus Angst vor Seuchen verordnete die Stadtführung im Jahr 1830 schließlich überirdische Bestattungen. Die Geburtsstunde der „Totenstädte“.
Insgesamt 42 Friedhöfe gibt es heute noch in New Orleans. „Europäer versetzt die etwas andere Auffassung von Pietät und letzter Ruhe meist in Erstaunen“, erklärt Stadtführerin Melissa Lemoing und berichtet von Verkehrsstaus in Richtung Friedhof und von Sonntagspicknicks neben Krypten mit Grabmal-Wettklettern für Kinder.
Labyrinth des Schreckens
Die 45-Jährige führt bei ihren Touren Urlauber durch den 1789 angelegten „St. Louis Cemetary No. 1“, ein verwunschenes Labyrinth aus verfallenen Kapellen, moosbedeckten Mausoleen und weiß getünchten Gemeinschafts-Gruften mit mehreren Etagen.
„Die Bürger von New Orleans wetteiferten lange darin, die letzte Ruhestätte der Verstorbenen individuell auszuschmücken“, sagt sie. Und sie muss nicht lange suchen, um diese Aussage zu untermauern: Exzentrische Gedenksteine balancieren auf römischen Säulen, griechische Obelisken streben himmelwärts. Grimmige Sphinxe wachen vor pseudoägyptischen Pyramiden. Der Friedhof zeigt die Architektur der Welt im Miniformat.
Reise zur Königin des Voodoo
Auch das wohl meist besuchte Grab der Südstaaten ist hier zu finden. Dieses ist durch seine Schlichtheit fast schon ein Exot unter den Prachtbauten. Das einfache Backstein-Grab soll im Jahre 1897 die letzte Ruhestätte von Marie Laveau geworden sein, der „Königin des Voodoo“ – eines Kults, der das bunt-morbide Image New Orleans’ ebenfalls stärkt.
Laveau war die bekannteste Priesterin des von westafrikanischen Sklaven importierten Glaubens und eine einflussreiche Persönlichkeit. Es hieß, sie konnte Ehen kitten, Krankheiten heilen und Feinde verhexen. Sicher ist, dass sie sich bei nächtlichen Voodoo-Orgien auf dem Congo Square effektvoll mit Schlangentänzen in Szene zu setzen wusste.
Handys als Opfergabe
Im privaten New Orleans Historic Voodoo Museum hängt ihr Porträt. Nebst einem bizarren Sammelsurium aus Babysärgen, Zombiepeitschen und Totenschädeln. Auf dem Friedhof hinterlassen Anhänger des Zauberkults aus aller Welt vor ihrem Grab ein Durcheinander von Gaben, die Glück bringen sollen. Eine Banane, Münzen und eine halbe Zigarre liegen vor dem Schrein. Angeblich opferten Pilger sogar schon ein Mobiltelefon.
„New Orleans ist eben ein sinnlicher Ort“, erklärt Melissa Lemoing. Jazzmelodien liegen in der Luft. Der Duft kreolischer Gerichte umschmeichelt die Nase. „The Big Easy“, wie die Stadt auch genannt wird, versprüht eine geradezu ansteckende Vitalität – und zieht Touristen gerade auch durch seine dunkle Seite in ihren Bann.
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