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Textilindustrie
28.07.2010

Nähen für 80 Euro im Monat

In dieser Werkshalle stellen die Arbeiter des vietnamesischen Bekleidungsherstellers Protrade Garment Hemden her. Zu den Kunden gehört auch die deutsche Firma Olymp.
Foto: Fabian Schweyher

Auch die einstige Textilhochburg Augsburg verlor in den vergangenen Jahrzehnten Zehntausende Arbeitsplätze an die Billiglohnkonkurrenz. Viele Aufträge gehen heute nach Asien. Aus Vietnam berichtet Fabian Schweyher

Die

Selbstmordserie

in einer chinesischen Fabrik machte Schlagzeilen: Seit Anfang des Jahres haben sich zehn Angestellte des

Elektroriesen Foxconn

das Leben genommen. Die Arbeiter warfen dem Unternehmen, das für

Apple

das

iPhone

herstellt, unerträgliche Arbeitsbedingungen und zu geringe Löhne vor.

Apple

ist nur eines von vielen westlichen Unternehmen, das wegen der niedrigen Arbeitskosten in

Asien

produzieren lässt. Mit den Konditionen dort konnte die deutsche

Textilindustrie

auf Dauer nicht mithalten. Auch die einstige

Textilhochburg Augsburg

verlor in den vergangenen Jahrzehnten Zehntausende Arbeitsplätze an die

Billiglohnkonkurrenz

. Viele Aufträge gehen heute nach

Vietnam

, das sich zu einem der größten Exporteure von Kleidungsstücken entwickelt hat.

Ortstermin nahe Ho-Chi-Minh-Stadt: Für Mai Ngoc Nguyen läuft die Stoppuhr. Sie steht vor einem kurzen Metallrohr, das an einer Stange befestigt ist. Darunter liegt ein Holzkasten mit 50 Glaskugeln. Schnell schnappt sich Mai eine Murmel mit der rechten Hand, lässt sie durch das Rohr in die wartende linke Hand fallen. Mit ihr wandert sie wieder flink in den Holzrahmen, während die rechte Hand nach der nächsten Kugel greift.

Die 29-Jährige ist schnell, doch nicht schnell genug. Erst wenn sie alle Kugeln in weniger als 44 Sekunden schafft, darf sie mit der nächsten Übung weitermachen. "Es dauert zwei Tage, bis die Auszubildenden ihre Fingerfertigkeit so weit verbessert haben", sagt Ausbildungsleiter Hien Khac Pham vom vietnamesischen Kleidungshersteller Protrade Garment.

2800 Arbeite stellen monatlich knapp eine Million Hemden und Hosen her

Das Staatsunternehmen mit Sitz nahe Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) ist eigenen Angaben zufolge einer der größten Bekleidungsproduzenten des Landes. Jeden Monat stellen 2800 Arbeiter knapp eine Million Hemden und Hosen her. Zu den Kunden zählen bekannte Firmen wie H&M. Auch der deutsche Hersteller Olymp lässt dort Hemden produzieren - rund 1,2 Millionen allein in diesem Jahr.

Neonröhren tauchen die Werkhalle, in der 600 Arbeiter an Tischen sitzen, in helles Licht. Nähmaschinen rattern zwischen Händen, die fliegend schnell Hemden zusammennähen. Was um die Arbeiter herum geschieht, scheinen sie nicht wahrzunehmen. Nach Angaben von Protrade Garment werden sie neben einem Grundgehalt nach Stückzahlen bezahlt. Wer schneller arbeitet, verdient mehr. Ein Arbeiter erhält so zwischen 90 und 120 Euro im Monat - gearbeitet wird 48 Stunden in der Woche.

Durchschnittlich zahlen die Hersteller nach Angaben des vietnamesischen Textil- und Bekleidungsverbands Vitas nur 80 bis 90 Euro monatlich. Vielen Unternehmen fällt es schwer, ihre Arbeiter zu halten. "Die Gehälter steigen nicht so schnell wie die Lebenshaltungskosten", sagt Vitas-Funktionär Hung Gia Pham. "Die Menschen können von dem Geld nicht leben."

Der Wirtschaftszweig steht vor einem strukturellen Problem. Zwar lieferte Vietnam 2008 Kleidungsstücke im Wert von neun Milliarden US-Dollar ins Ausland und war damit laut Welthandelsorganisation der siebtgrößte Exporteur weltweit. Allerdings basiert der Erfolg allein auf den günstigen und geschickten Arbeitskräften, die viele Firmen nach Vietnam locken.

Es geht noch billiger als in Vietman

Doch niedrige Arbeitskosten bieten auch andere asiatische Länder. Und es geht noch billiger: So liegt in Bangladesch der gesetzliche Mindestlohn für Textilarbeiter bei 20 Euro. Damit vietnamesische Firmen keine Aufträge an die Konkurrenz verlieren, ist für Verbandsmann Pham klar: "Das Einkommen der Arbeiter kann nicht steigen, ansonsten sterben die Unternehmen." Der einzige Ausweg: Mehr Ware in kürzerer Zeit herstellen. Neue Mitarbeiter werden bei Protrade Garment deswegen für eineinhalb Monate zur Ausbildung geschickt, damit sie ihre Fingerfertigkeit verbessern. Gleichzeitig werden mehr Maschinen eingesetzt. Doch Geschäftsführer Phoa Hong Le macht sich keine Illusionen: "Der Druck wird weiterhin groß sein, die Kosten und Gehälter zu senken." Angst vor der Zukunft habe er dennoch nicht. "Der Preis ist nicht alles", sagt er und will Billigkonkurrenten mit höherwertiger Ware auf Distanz halten.

Ein neuer Absatzmarkt könnte vor der eigenen Haustür entstehen. Nach Vitas-Angaben gibt ein Vietnamese durchschnittlich 25 Euro jährlich für Kleidung aus - Tendenz steigend. Zum einen, weil die 86 Millionen Vietnamesen wegen der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung des Landes vermutlich in der Zukunft mehr Geld in den Taschen haben werden. Zum anderen, weil immer mehr junge Menschen moderne Kleidung tragen wollen.

Protrade Garment hat deswegen eine Firma gegründet, die trendige Kleidung und eigene Modemarken herstellt. "In fünf Jahren wird sich Vietnam zu einem wichtigen Markt entwickelt haben", schätzt Le und verweist auf China. Dort lehnen die Hersteller inzwischen immer öfter Aufträge westlicher Firmen ab, weil sie dank der großen Nachfrage für den eigenen Markt produzieren.

Für den Fall, dass westliche Firmen eines Tages doch in Länder mit günstigeren Arbeitskräften abwandern sollten, hat Protrade Garment 2004 in Kambodscha eine eigene Billigalternative aufgebaut. Die ist wegen der Wirtschaftskrise zurzeit stillgelegt, doch der Standort an der Grenze zu Vietnam bleibt Teil der Firmenstrategie. "Wenn die Kunden Vietnam verlassen sollten, können wir schnell die Produktion verlagern", sagt Geschäftsführer Phoa Hang Le. Der Lohn eines Textilarbeiters in Kambodscha beträgt durchschnittlich rund 40 Euro.

Seit einer halben Stunde ist Mai Ngoc Nguyen damit beschäftigt, die Glaskugeln möglichst schnell durch das Metallrohr zu befördern. 55 Euro zahlt ihr Protrade Garment während der Ausbildung monatlich. Danach wird die Schulabbrecherin aber immerhin mehr Geld verdienen als bei dem Elektronikunternehmen, für das sie zuvor als Aushilfe gearbeitet hat. Fabian Schweyher

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